Franc Oliver Schrick • Erstleben • Gedichte
Die Farben des Blinden

Gehässiges Gelächter zog mich an.
Am Boden, mitten in der Meute,
erblickte ich die wehrlose Beute:
dort saß schweigend der blinde Mann.

Ich setzte mich dazu. Nach einer Weile
hatte die Horde wohl genug gelacht.
Da der Blinde nicht mehr Spaß gemacht,
bröckelten sie in Gruppen, zerrannen ohne Eile.

Und nach einer Zeit der Ruhe
griff der Blinde in seine Truhe,
zog einen faszinierenden Schatz hervor,
in dessen Glanz ich mich verlor.
Er erzälte Fabeln - wunderschöne!
Wesen, Ereignisse, Klänge, Töne.
Auch Farben gab es vielerlei:
eine schwarze Elfe war dabei,
rote Ozeane, ein gelber Himmel,
der Ritter auf dem rosanen Schimmel,
die Hexe mit orangenen Augen,
ich kam nicht mit, es in mich aufzusaugen!
Worüber hatten alle vorher bloß gelacht?
Nie zuvor sah ich solche Farbenpracht.

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