Franc Oliver Schrick • Erstleben • Gedichte
Schöpfergott

In der Spelunke ergriff man ihn,
treibt ihn mit Hellebarden durch die Gassen.
Das Volk feiert dieses ausgelassen,
lässt den Tross in Ruh und Ordnung ziehn.

Ist es wahr? Er nannte sich den Schöpfergott?
Dieser Taugenichts, der Vagabund, elender Tagedieb!
Richtig so, bockt er, gebt ihm einen spitzen Hieb!
Und viel Spaß, du Lumpenmensch, dann am Schafott.

Eng gedrängt steht man nun am Platze.
Still ist er, schweigt. Ist er noch trunken?
Bettelt nicht, scheint in Irrsin tief versunken.
Die Kinder kümmert's nicht: dem schneid ich 'ne Fratze!

Das Fallbeil saust. Endlich Ruhe, so ist's gut.
Doch Entsetzen packt das Volk. Nicht ob Blut,
nicht ob Tod, nicht ob allgemeiner Rage,
Nein! Ist das ein Lachen auf verdammter Visage?!
Was ihn bewog, gern hätten sie das von ihm gehört,
dieser Frieden -unerklärlich!- hat sie sehr verstört.
Doch es bleibt auf ewig nun verborgen,
bleibt auf ewig in ihm, bleibt geheim:
Im Zischen der Klinge fand er, frei von Sorgen,
endlich den langersehnten und perfekten Reim.


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