Joe Bonamassa (live in concert)
• • Zeche (Bochum) • • 28.März 2008 • •

Konzertbericht

    Kurz nach halb sechs am späten Nachmittag holt mich Arne, der uns fährt, daheim ab. Die Frozen Tension-Bluesfanfraktion ist somit bereits vollständig. Wir beide haben uns praktische Schnittchen zum Abendessen während der Fahrt geschmiert, während Mister Gordon Bleu als der größere Bluesspezialist von uns zweien einen Extra-Vitamin-Pimp in Form frischer Ananas mitgebracht hat. Den Trick merke ich mir für die nächste Tour *grins*. Auf dem Weg zur A 43, die uns geradewegs vom heimischen Münster nach Bochum bringen wird, holen wir über einen sehr knappen Umweg die Damenbegleitung Lena, auch sie bereits erfahrene Bonamassa-Konzertbesucherin, ab. Die Fahrt nach Bochum dauert ziemlich genau eine Stunde, das Wetter ist noch besser als vorhergesagt, der angesagte Regen läßt noch auf sich warten. Lena hat als einzige schon zu Abend gegessen, darf unserem Fahrer also nach und nach die Schnittchen anreichen, bekommt zum Dank einige herunterfallende Salamischeiben und Goudafitzel ab. Die Strecke in der Stadt ist unkompliziert zu finden, zumal ich nun das fünfte oder sechste Mal die Zeche anfahre, erkenne ich alles wieder. Wir bekommen auch noch einen eingangsnahen Parkplatz direkt auf dem Schotterhof vor der Zeche. Irgend etwas ist anders als bei meinen vorherigen Besuchen, ich kann aber noch nicht sagen, was. Arne pfeift sich nun mutig seine Ananas rein, wir sind bereit für das Konzert.

    Wenige Meter von uns parkt abermals der Tourbus, und wir machen einen Abstecher, doch diesmal sehen wir den Bluesmann nicht gemütlich Zeitung lesen, machen lediglich ein "Vorherbild" am Gefährt, bevor es in die Zeche geht. Es ist gerade 19:20 Uhr, im Konzertraum ist schon eine amtliche Masse, aber wirklich proppevoll ist es noch nicht. Wir wandern an der rechten Flanke des Konzertraums bis vorne zur zweiten Reihe durch, um uns einen Überblick über den Aufbau zu machen und uns in aller Ruhe ans Raumklima zu gewöhnen. Nach ein paar Minuten wandern einige Leute, die direkt an der Bühne stehen, zum Bierholen ab. Ich nutze die Gelegenheit und stelle mich direkt vor die rechte Monitorbox, Lena und Arne ziehen mit. Zwar nörgelt eine - naja, sagen wir reifere - Dame, dort hätte sie mit ihrem Mann stehen wollen, der auch gleich wiederkomme. Zwar hätten wir zu dritt körperlich gegen sie allein schon keine Chance gehabt, und ihr Mann, der noch ein paar Zentner mehr auf die Wage bringt, wie wir ein paar Minuten später sehen, hätte noch ein paar Argumente mehr zu bieten gehabt, um sich seinen Platz zurückzuorganisieren. Aber sie geben sich anstandslos dem ungeschriebenen Gesetz "Bier holen gegangen, Platz vergangen" hin, also bleiben wir direkt an der Bühne.

    Wenige Minuten vor acht, wir rätseln noch, ob und wenn welche Vorband es geben mag, kleistert ein Roady ein Exemplar der Setlist mit Tape vor die Monitorbox (Bild siehe unten). Ein anderer Konzerthelfer macht sich an einen kurzen Amp-, Gitarrentuning- und Gesangsmikrocheck. Zunächst bekommen wir kurze Zweifel, ob unsere Position wirklich günstig ist, denn der direkte Gitarrensound pustet uns - keiner von uns hat Ohrstöpsel dabei - ziemlich druckvoll in die Ohren. Ausserdem stehen wir merklich vor dem Schallkegel der Raumboxen, über die alles abgemischt zu hören sein wird. Wir beschliessen aber, zunächst abzuwarten, da wir bei zu direkter Beschallung oder wenn uns etwas von Gesang oder Keyboard entgehen sollte, immer noch im Innenraum zurückwandern können.

    Kurz nach acht Uhr nimmt ein Mann hinterm Schlagzeug Platz, auch der Keyboarder - es ist unser erstes Bonamassa-Konzert mit einem Organisten - nimmt seine Position ein. Was wir nach den Aufbauten schon vermutet haben, wird jetzt Gewissheit: der Bluesmaster legt ohne Vorband los. Unter - natürlich - großem Applaus betritt er in feinem Anzug die Bühne. Seine Mitmusiker bei dieser Tour sind Basser Carmine Rojas, an der Schiessbude Bogie Bowles (den wir schon beim letzten Konzert sehen und hören durften) und Tastenfachmann Rick Melick am Keyboard.
    Das Konzert beginnt mit Bridge To Better Days, ein schöner Start für ein Blueskonzert, der gleichzeitig klarmacht, daß hier nicht das aktuelle Programm durchgeprügelt wird, sondern es einen guten Mix aus dem vollen Songrepertoire geben wird. Der Sound kommt bei uns wuchtig an, aber es scheint keine Gefahr für Hörstürze zu geben. Zwar fehlen uns ein paar Dezibel des Keyboarders, doch auch seine Tönchen kommen uns zu Ohren, Gesang und Restsound passen gut, also bleiben wir an der Pole.
    Im gewohnten Turnus wechselt Joe Bonamassa die Klampfen, in der Regel nach je zwei Songs, und bereits nach dem ersten Gitarrenwechsel sehen wir, was anzunehmen war: der zur Zeit recht füllige Frontmann schwitzt in dem dicken Anzug oberhalb seiner spitzen, schwarzen Lederschuhe (bei seinen früheren Konzerten sahen wir ihn stets in legeren Jeans und Turnschuhen) wie nichts Gutes. Ich stehe jedoch an der Monitorbox, vor der sich Basser Rojas die meiste Zeit des Gigs aufhält, recht sicher. Die Leute ein paar Schritte weiter links von mir (zwischen Freiraum und Mikroständer sowie Effektbank) bekommen in regelmäßigen Abständen ordentliche Fontänen Bluesschweisses ab, jedesmal, wenn Joe sich im Spielrausch zum Moschen hinreissen läßt.
    Einer meiner absoluten Songfavoriten Mountain Time kommt schon als vierter Song, ist für mich - wie jedesmal - ein Highlight. Intro und Mittelteil sind wirklich bei jedem Auftritt anders und eine innovative Überraschung für sich. Da Speicher- und Akkuleistung meiner neuen DigiCam begrenzt sind, habe ich diese Fassung leieieieieider nicht auf Video mitgeschnitten *seufz*. Zwei Songs später gibt es den Titelsong der aktuellen Platte: Sloe Gin. Auch er macht sich live natürlich toll.

    Im Anschluss daran läßt sich Bonamassa seine Akustikgitarre anreichen. Ich nehme auf Verdacht einfach mal mein erstes Video auf, es gibt High Water Everywhere (siehe unten bei den Links), den ich so als ersten Mitschnitt bekomme. Die Atmosphäre ist ausgesprochen locker, es gibt ein paar kleine Showeinlagen des Frontmanns zwischendurch und im Verlauf der Songs. Während ich bei meinen ersten Fotoshots immer das Gefühl hatte, der direkt vor mir stehende Basser Rojas würde immer flüchten, sobald er meine Kamera sieht, beginnt er nun, sich in gute Poserstellung zu begeben, grinst auch gelegentlich nett ins Objektiv. Leider sind nicht alle dieser Bilder vorzeigbar, da meine Kamera bei abgestellem Blitz (das gibt einfach schönere Bilder und stört die Musiker weniger) mal unscharf ablichtet, mal zu einem späteren Zeitpunkt auslöst als ich das wollte.
    Es gibt im folgenden Verlauf Solopassagen für alle Instrumentalisten. Drummer Bowles drischt sich in einer zweiminütigen Orgie ein Solo aus Füssen und Sticks, Keyboarder Melick soliert über zwei oder drei Songteile verschiedener Songs, alles selbstverständlich durch großen Szenenapplaus der Publikums honoriert. Der zweite Song, den ich mitschneide, ist ebenfalls einer auf der Akustikgitarre und ein großartiger Klassiker, den der Blueser live meist allein performt: Woke Up Dreaming (siehe ebenfalls unten bei den Links). Was der Mann sich bei der Nummer auf einer akustischen Klampfe aus den Fingern holt, ist nicht mehr feierlich! Bei diesem Titel wandert er auch noch für ein paar Sekunden direkt vor meine Monitorbox. Welch herrliche Erinnerungssequenzen sich da mit einer DigiCam machen lassen, die ich selbstredend gerne mit allen Interessierten Fans via YouTube teilen möchte!

    Der reguläre Konzertpart endet kurz darauf. Es liegt bereits eine tolle Strecke aus bekannten, aber sehr lebendig präsentierten Songs, einer hautnahen und familiären Atmosphäre und netten Einlagen (ultralange Vibrato-Tonzaubereien auf der Gitarre oder Gesangseinlagen abseits des Mikros) hinter uns. Die vier Musiker nutzen die Verschnaufpause backstage zum Durchatmen und Wassernachfüllen, lassen sich aber nicht allzu lange bitten. Die erste Zugabe beginnt nach knappen zwei Minuten mit Just Got Paid. Immerhin hat die lebende Blueslegende sich mittlerweile vom Jacket befreit. Nun, da sich der Auftritt langsam dem Ende neigt, kommt Bonamassa in Plauderlaune. Während eines Gitarrenwechsels erklärt er uns, daß seine Bekanntheit scheinbar langsam auch in Europa wächst. Was ihn jedoch daran wundert ist, daß er gerade in den Pop-Charts vertreten war. Nun, sei's drum. Wie sagt man im Showbusiness? Any business is good business! Auch wenn es vielleicht in einer vollkommen unpassenden Sparte ist *grins*.
    Nach dem ersten Zugabeblock gibt es eine etwas längere Pause, die Band will es wohl spannend machen - oder braucht ein paar Minuten mehr Ruhe. Der Endspurt ist dafür umfangreicher als der erste Zugabeteil, mit New Day Yesterday bekommen wir noch den Titelsong des Debütalbums zu hören. Das Gitarrenarsenal ist, wie ich nach dem Ende des letzten Songs sehe, hinter die Bühne gebracht. Es gibt also keinen Zweifel, daß nach beinahe zwei Stunden satter Bluesrockaction und schöner Atmosphäre das Ende gekommen ist.

    Zwar kommen ein paar Leute am heruntergelassenen Vorhang vorbei hinter die Bühne, doch es gab zwischen ihnen und Crewmitgliedern oder Veranstaltern scheinbar längerfristige Absprachen. Wir vermuten, daß es sich um Reporter von Musikmagazinen oder dergleichen gehandelt hat. Wir warten noch knappe zwanzig Minuten im Konzertraum, ob der Bluesmann sich nach einer Dusche oder wenigstens mit frischen Klamotten ein Bad in der verbliebenen Fanmasse gönnt. Leider hat er das wohlverdiente German Pils backstage genossen.
    Der Tourbus steht mit laufendem Motor noch an derselben Stelle wie vor dem Konzertbeginn, Arne und Lena postieren sich kurz für das "Nachherbild". Während ich dieses Foto schiesse, weiß ich auch, was mir bei der Ankunft so komisch vorkam: das Wetter! Denn jetzt, nach dem Konzert, schüttet es kübelweise. Jetzt erkenne ich den teils knöcheltief überschwemmten Parkplatz endlich wieder. Trotz des strömenden Regens und der Dunkelheit haben wir keine Probleme während der Rückfahrt. Ein langersehnter, toller Konzertabend in Bochum endet für mich irgendwann zwischen halb zwölf und Mitternacht mit einem Mehr an musikalischen Live-Erinnerungen, jeder Menge Bildern und zwei Videomitschnitten zufriedenstellend im Bett...



Bilder

Links

Joe Bonamassa - High Water Everywhere (live) - der Videomitschnitt auf meinem YouTube-Channel
http://www.youtube.com/watch?v=AutEudyUGNk

Joe Bonamassa - Woke Up Dreaming (live) - dasselbe nur mit anderem Song
http://www.youtube.com/watch?v=yCgXzuUE7Tc

Joe Bonamassa - die offizielle Homepage des Bluesrockers
http://www.jbonamassa.com

Bonamassa MySpace - offizieller Auftritt des Musikers beim Musikportal
http://www.myspace.com/jbonamassa

Zeche - Homepage des Veranstalters in Bochum
http://www.zeche.com/

Musiktip - zu Bonamassa im Musik-Universum
http://www.honartists.de/musik/musiktips/bonamassa