Porcupine Tree (live in concert)
• • Ringlokschuppen (Bielefeld) • • 30.November 2007 • •

Konzertbericht

    Nach einer ausgedehnten Kaffeeorgie am Nachmittag, während der ich mit meinem technisch versierten Bruder Carsten einige Soundeinstellungen am Rechner optimieren konnte, und leidlichem Abendessen geht es mit dem hinzugekommenen dritten Konzertbesucher gegen 17:15 Uhr los. Natürlich sind noch Kleinigkeiten vor Ort zu erledigen wie Geldabholen, Ohrstöpsel an der Apotheke kaufen und am Supermarkt Fahrcola, Brötchen und Kippen besorgen. Um 18:00 Uhr verlassen wir Münster auf Landstraße Richtung Warendorf. Den vorher über Internet ausgedruckten Routenplan übergehen wir zunächst dank guter Ausschilderung nach Bielefeld. Ungewöhnlicherweise gibt es keine thematisch vorbereitende Fahrmucke, wir hören Radio und quatschen. Kurz vor Bielefeld verpassen wir (natürlich) eine Abfahrt, kurven ein paar Extrakilometer im verregneten Dunkel, doch Bielefeld wird schnell ausfindig gemacht. Wie erwartet sind wir grob wieder auf der berechneten Route gelandet, doch in der uns unbekannten Stadt ist das Zurechtfinden nicht leicht. Zwei Tankwarte, die uns gute Wegbeschreibungen liefern, die immer dichter zusammenlaufenden Schienen und zuletzt die Horden Langhaariger mit dem "Wir gehen auf ein geiles Konzert"-Gesichtsausdruck lassen uns pünktlich gegen 20:00 Uhr am Ringlokschuppen ankommen, die Vorband beginnt punktgenau.
    Die Parksituation läßt nichts zu wünschen übrig, unmittelbar an der Konzerthalle gibts Platz genug. Ein kleiner Wermutstropfen kommt beim Gefilztwerden durch die kantigen Türsteher: Kameraverbot in der gesamten Halle *aaaarg!*. Ich sprinte also mit Carsten noch einmal zur Karre, lasse die DigiCam im Wagen. Immerhin zwei Fratzenbilder der beiden Mitmoscher habe ich vor der Fahrt noch machen können...

    Der Ringlokschuppen ist wenigstens ein halbes Kaliber größer als die letzten Konzertplätze. Das Publikum ist altersmäßig überraschend breit vertreten. Während zahnspangentragende Jungrocker um die fünzehn da sind, ist vor allem der Anteil älterer Semester (um die fünfzig oder sogar darüber) groß. Ich mutmaße, daß ein kleiner Teil der reifen Semester zur Blagenbegleitung da ist, viele machen aber den Eindruck, aus der altbackenen Pink Floyd-Ära in die musikalische Nachfahrengeneration rübergerutscht zu sein. Sehr nette Publikumsbreite jedenfalls.

    Die Vorband Anathema [Link unten] hatten wir unmittelbar vor der Abreise noch übers Web gecheckt. Hauptsächlich war sie dem Bereich Heavy Metal zugeordnet, sagte uns dreien nichts, doch es lief so mancher Konzertbesucher mit T-Shirt oder Pullover mit Bandaufdruck herum. Die ersten ein oder zwei Titel der Band hatten wir verpasst, die letzten drei bekommen wir noch komplett im halbvollen Raum mit. Natürlich sind sie nicht der Überflieger, doch für eine Vorband wirklich gut abgemischt, besonders liegen sie thematisch und musikalisch toll auf der Linie der Hauptband. Der Umbau dauerte nicht lang, reichte so eben für eine Zigarettenpause im Eingangsbereich (mal wieder ein Rauchverbot im Konzertraum).

    Die Headliner Porcupine Tree legen gegen 21:10 Uhr los. Eröffnet wird mit dem Opener und Titelsong der aktuellen Platte Fear Of A Blank Planet [folgend: FOABP]. Gleich zu Beginn wird geklotzt, nicht gekleckert. Hinter der Band wird über das komplette Konzert zusätzlich zur Lightshow Videomaterial eingeblendet. Die Sequenzen sind haargenau auf die Songs abgestimmt, die Produktion und Qualität der psychedelischen Videos (passend zum Albenthema - siehe auch Albenlogo oben links) sind sehr aufwändig.
    Beim zweiten Song wird klar: das neue Album wird nicht stringent runtergedudelt, denn er ist ein älterer - mir unbekannter - Song. Nummer drei ist der Song The Sound Of Muzak, einer meiner Favoriten der In Absentia aus dem Jahr 2003, nach dem ich spasseshalber schon meine, man könne doch danach nach Hause.
    Es geht wieder zur FOABP zurück: Anesthetize, der jetzt kommt, ist zeitlich und stimmungsmäßig eines der Highlights. Einem Konzertbesucher scheint dies alleine nicht zu reichen, denn trotz generellem Rauchverbot bemerke ich Gerüche aus unmittelbarer Nähe, die nicht allein von Zigaretten kommen: ein Besucher zieht sich zur Verstärkung der Musik- und Videowirkung tatsächlich einen Joint rein. Naja, that's Rock *grins*.
    Es kommen wieder ein paar ältere Songs wie der flotte Brecher Blackest Eyes (Opener der Platte In Absentia) und (mir) unbekannte, dann wird ein noch nicht veröffentlichter Titel angespielt, auch er mit toll gemachtem Video im Hintergrund. Highlights sind immer wieder die Sprüche oder Kommentare von Frontmann Steven Wilson, unter anderem hat der Keyboarder Geburtstag und wir mit einem spontanen Happy-Birthday der Zuschauer besungen und bejubelt. Der Sound ist einfach geil - auch nicht zu laut, so daß wir die Ohrstöpsel nicht brauchen! -, die Lightshow gut auf die Songs abgestimmt, bezieht ab und an auch uns Zuhörer mit ins Geschehen ein. Kurz vor Ende des regulären Auftritts fragt uns der Frontmann während einem Gitarrenwechsel (nach jedem Song wird seine Axt an ein Crewmitglied zum Nachstimmen abgegeben, mal die E-Gitarre gegen eine halbakustische Westernklampfe getauscht), ob wir alle gut drauf seien. Natürlich gröhlt alles begeistert, was Wilson nicht so recht passen mag. Sein Kommentar "Und dabei geben wir uns hier alle Mühe, euch zu deprimieren!" sorgt für schallendes Gelächter.
    Den vorläufigen Konzertschluss bilden die letzten beiden Titel der FOABP, die da wären Way Out Of Here und letztlich Sleep Together. Gut eineinhalb Stunden musikalischer Progreise sind vorbei, doch der Saal bleibt abgedunkelt. Ob sich die Combo mit reichlich Applaus noch zu einer Zugabe überreden läßt? Nach sicherlich fünf Minuten riesigen Gejubels kommen sie zurück. Noch eine knappe halbe Stunde wird in Lichterspiel, sphärischen Klängen und abstrakten Videoeinblendungen bebadet. Der Finisher kracht amtlich und beendet ein geiles Konzert mit einem musikalisch-emotionalen Feuerwerk. In tosendem Beifall und bei langsam aufdimmender Saalbeleuchtung ist jedermann zufrieden. Negative Kritik? Nein. Nur schade, daß ich mir keine privaten Erinnerungsfotos machen durfte. Logischerweise gibt es daher auch keine Bilderserie am Anschluss. Für mich nicht weiter tragisch -- ich war da!

    Wenn sich jemand kundig machen möchte (ob zu Porcupine Tree selbst, zur Vorband Anathema oder dem Veranstaltungsort), möge er sich den entsprechenden Link unten aussuchen. Bilder findet man da irgendwo sicher auch. ;-)

Links

Porcupine Tree - offizielle Homepage der Band
http://www.porcupinetree.com

Fear Of A Blank Planet - Infos zum Album (Tourdaten, News etc.)
http://www.fearofablankplanet.com

MySpace Porcupine Tree - offizieller Bandauftritt bei MySpace.com
http://www.myspace.com/porcupinetree

Anathema - offizielle Website der Vorband
http://www.anathema.ws

MySpace Anathema - die Vorband bei MySpace.com
http://www.myspace.com/anathema

Ringlokschuppen - Veranstaltungsort in Bielefeld
http://www.ringlokschuppen.com

Musiktip - zu Porcupine Tree im Musik-Universum
http://www.honartists.de/musik/musiktips/porcupine_tree/