Musik > Musiktips > Progressive > Porcupine Tree

Porcupine Tree : Biographie





    Der Stachelschweinbaum beginnt eigentlich als ein einziger großer Fake, als eine unglaublich lustige Hochstapelei, wenn man so will.
    Frontmann Steven Wilson (Gitarre, Vocals, Songwriting) - Baujahr 1967 in England - ist quasi seit frühester Jugend irgendwie mit Musik beschäftigt. Im Alter von sechs Jahren bekommt er eine Gitarre geschenkt, bekommt Unterricht, schmeißt aber bald unbegeistert alles hin. Was ihn bei Laune hält, ist die Tatsache, daß sein Vater - Ingeneur - ihm ständig elektronische Instrumente und Effekte aller Art baut. Was er die frühen Jugendjahre über treibt, ist mehr ein Klangexperimentieren als Musizieren. Kaum verwunderlich, daß gerade Bands wie Pink Floyd zu seinen größten Einflüssen und Inspirationen werden.

    Sein erstes Projekt ist eine Schülerband namens Karma, die sich dem NeoProg verschreibt. Schon aus dieser pubertären Schaffensperiode heraus entstehen Songs, die sich verändert auf Alben wiederfinden werden.
    Nun bleibt es lange Zeit still um Wilson. Als er gerade einen ersten Plattenvertrag (im Rahmen eines anderen Musikprojekts) abgeschlossen hat, scheint ihn das nicht zu befriedigen. Denn er erfindet Porupine Tree parallel dazu. Ein paar Songs werden in Alleinarbeit auf Tape gezaubert und unter der Hand veröffentlicht - naja, irgendwie weitergegeben zumindest. Um die Sache ein wenig aufzupeppen, erfindet Wilson eine abenteuerliche Bandgeschichte (Biographie, Diskographie etc.), die angeblich bis in die frühen siebziger zurückreicht. Aber - alles ist ein dicker Bluff.

    Zunächst bleibt es bei der Einmann-Bastelei, doch irgendwie wächst das Tier im Untergrund. Besonders in Fernost (Japan) werden die Rufe nach Veröffentlichungen und Liveauftritten immer lauter. Also castet sich Wilson nach einiger Zeit eine richtige Band zusammen. Das erste Lineup besteht außer ihm dann aus Colin Edwin (Bass), Richard Barbieri (Keyboards) und Chris Maitland (Drums).
    Das erste "reguläre" Release im kompletten Bandrahmen ist 1992 die Scheibe On The Sunday Of Life. Seither wird ohne Pause gebastelt, getüftelt, komponiert und veröffentlicht.
    Die dicke Aufmerksamkeit ist bis heute ausgeblieben, im März 2005 spricht das Eclipsed Magazine von der "unterbewertetsten Band des Planeten". Nun, vielleicht wird sich das durch weitere emsige Musikarbeit der Band und den ein oder anderen Musiktip *lächel* noch irgendwann ändern...

Porcupine Tree : Die Musik





    Einflüsse sind ja bereits genannt; an erster Stelle wären hier sicher Pink Floyd nochmals zu erwähnen, der Begriff Neo-Prog, den Wilson schon seiner Schülerband aufdrückte, paßt. Neben epischen Gitarren bilden stets breite Synthesizersounds einen flauschig-weichen Klangteppich.
    Auch bei rockigeren Passagen und abgedrehten Rhythmen steht das Songwriting im Vordergrund. Jeder Titel hat ein quirliges Eigenleben, langweilige Passagen und Stillstand sucht man bei dieser Musik vergebens.

    Freakig und abgedreht - wie bei der Entstehung der Band - geht es auch bei den Inhalten zu. Die Song- und Albentitel alleine sprechen eine deutliche Sprache. Die lyrischen Themen der Texte können zwischen bizarren Drogentrips und moralisch, philosophischen Denkanstößen wechseln, ohne daß einem da etwas unschlüssig vorkommt. Denn alles ist aus einem Guss, die Musik ist ein in sich stringenter Tanz jenseits der üblichen Dimensionen.
    Wenn es auch mal verspielt zugeht, bleibt es immer ohrgängig, zuviel Experimentierfreude gibt es nicht. Wilsons Stimme ist eigentlich komplett unscheinbar. Weich und rund, angenehm, eckt sie nie im Gehörgang an, kann solo und in den mehrstimmigen Teilen behagen.

    Alles neu macht der...? Stachelschweinbaum.