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Papa Roach : Alben

The Paramour Sessions
Typ1 CD / Studio
Jahr2006
LabelGeffen (Universal)
Songs
  1. ...To Be Loved
  2. Alive
  3. Crash
  4. The World Around You
  5. Forever
  6. I Devise My Own Demise
  7. Time Is Running Out
  8. What Do You Do?
  9. My Heart Is A Fist
  10. No More Secrets
  11. Reckless
  12. The Fire
  13. Roses On My Grave
  14. Scars

LoveHateTragedy
Typ1 CD / Studio
Jahr2002
LabelDreamworks (Universal)
Songs
  1. M-80
  2. Life Is A Bullet
  3. Time And Time Again
  4. Walking Thru Barbed Wire
  5. Decompression Period
  6. Born With Nothing, Die With Everything
  7. She Loves Me Not
  8. Singular Indestructible Droid
  9. Black Clouds
  10. Code Of Energy
  11. Lovehatetragedy
    Der Opener M-80 (Track #1) drischt ohne Vorwarnung los, heizt kurze zweieinhalb Minuten ein. Schön die Chorustextzeile: "I'm strong and fearless only 'cause I got rock 'n' roll". Nach dem großartigen Krawall bleiben daran auch keine Zweifel.
    Etwas ruhiger und charismatischer gibt sich Life Is A Bullet (Track #2), das das Leben des lyrischen Ich mit einer (von wem auch immer) abgefeuerten Patrone gleichstellt. So rast das Geschoss auf der vorgegebenen Bahn dahin, nur Blutlachen zeugen von seinem Weg. Vier Minuten nachdenklicher Philosophie.
    Musikalisch dicht und ebenfalls ruhiger zieht Time And Time Again (Track #3) seine knappen drei Minuten durch; auch ein lebensbetrachtender Song, dessen textliche Quintessenz aus der Aussage "Fass dir an die eigene Nase, bevor du mich niedermachst!" besteht. Der Song hat markante und melodiöse Hooklines, quirlt nur selten einmal hoch, ist einer meiner perönlichen Favoriten von der Platte.
    Der Titel Walking Thru Barbed Wire (Track #4) ist ein tragischer Abschied von einem gerade sterbenden Menschen. Drei Minuten des Abschieds, der Wut über die eigene Machtlosigkeit und Trauer.
    Mit Decompression Period (Track #5) folgt eine wunderschöne und mal etwas andere Ballade. Vier Minuten einer melodischen und im Spannungsbogen fein ausgetüftelten Beziehungsbeschreibung. Das lyrische Ich bittet um eine notwendige Dekompressionsphase, die normalerweise Taucher nach langen und tiefen Tauchgängen brauchen, bevor sie wieder an die Wasseroberfläche kommen können ohne Schaden zu nehmen. Der aussergewöhnliche Textinhalt passt sich der Instrumentallinie des Songs fliessend (welch ein Wortspiel! *grins*) an...

    Die zweite Albenhälfte legt mit Born With Nothing, Die With Everything (Track #6) druckvoller und rhythmischer los. Das Leben wird hier aus der Sicht eines Krieges beschrieben, der sich, da er niemandem traut, alleine durch sein Leben kämpft. Wie alle Menschen bei null loslegt, am Ende all seine Ziele erreicht hat - und doch alles hinter sich lassen muß.
    Mit She Loves Me Not (Track #7) gibt es eine weitere Ballade? Ja - und nein. Wie der Titel bereits erahnen läßt, geht es um eine nicht erwiderte Liebe. Dreieinhalb Minuten des Monologs bringen viele Fragen nach dem warum, kaum Antworten und es bleibt letztlich nur die Erkenntnis "life's not fair".
    Singular Indestructible Droid (Track #8) startet mit den Klängen einer Voodoozeremonie, geht bassbetont rhythmisch weiter. Der Songs vergleicht den Menschen mit einem unzerstörbaren Kampfroboter, kommt aber zu der Erkenntnis, daß allein die Seele den Menschen von der unbarmherzigen Maschine trennt. Im Chorus wird es instrumental ruppig, die Strophen sind immer wieder stiller und basslastig.
    Die Black Clouds (Track #9) bleiben wieder still und tragikschwanger. Das lyrische Ich klagt zwar über die dunklen Wolken, die ihm angeblich überall hin folgen, weiß aber als Hoffnungsschimmer, daß keine noch so düstere Wolke die strahlende Sonne dahinter zu vernichten mag. Vier Minuten musikalischen Lichtsuchens im Dunkel. Ein schöner Song.
    Code Of Energy (Track #10) wird musikalisch und textlich zum letzten vierminütigen Energietanken für den Showdown des Albums. Der Titel ist flott und energisch, dreht aber auch nie zu doll ab.
    Und mit dem finalen Lovehatetragedy (Track #11) gibt es zu guter letzt doch noch einen Titelsong für das Album. Nun, worum dreht sich der etwas mehr als dreiminütige Titelsong? Haß, Liebe, Haßliebe, Tragödien? Ja, im Grunde all das, das Leben an sich - ohne dabei zu speziell zu werden. Leise legt der Schlußtitel los, bricht manchmal aus, kühlt wieder ab. Ohne sich konkreten Fakten zu widmen, will uns der Songs erklären, daß es in jedem Leben Schicksalsschläge und Tragödien gibt, dazwischen aber immer die lichten Momente der Liebe und des Glücks aufschimmern. Ein gelungener Albenschluss, der mit druckvollen Riffs, Drums und energischen Vocals abrupt endet und uns in unser eigenes Leben entläßt...

    Elf knappe Denkanstöße ohne gekünstelt erhobenen Zeigefinger. Feiner Alternative-Rock!

Infest
Typ1 CD / Studio
Jahr2000
LabelDreamworks (Universal)
Songs
  1. Infest
  2. Last Resort
  3. Broken Home
  4. Dead Cell
  5. Between Angels And Insects
  6. Blood Brothers
  7. Revenge
  8. Snakes
  9. Never Enough
  10. Binge
  11. Thrown Away
    Bei diesem Debüt geht die Band unverblümt in medias res: zunächst ist auf dem Cover das Maskottchen der Band dargestellt - Papa Schabe.

    Der Opener und Titelsong Infest (Track #1) erklärt dem Zuhörer gleich, worum es hier geht. Nach einem zaghaften Intro knüppelt das gesamte Line-Up los, und Sänger Shaddix (zu der Zeit noch unter dem Künstlernamen Coby Dick aktiv) stellt sich und die Band vor: "Welcome to the original Papa Roach soundfire! Viva la cucaracha! My name's Coby Dick, Mr. Dick if you're nasty". Die Chorusline läßt keine Fragen offen: "Infest! We're going to infest, we're getting in your head. What is wrong with the world today? The government? The media? Or your family?" Es soll "infiziert" und brandgestiftet werden, alles wird in Frage gestellt und ohne Rücksicht auf Verluste thematisiert. Nun, wen wundert da der Explicit lyrics-Sticker auf dem Cover *grins*?
    Daß dies ein Stück Selbstopfer bedeutet, macht der Folgesong Last Resort (Track #2) sofort klar. Der Titel dreht sich um jemanden, der stark angeschlagen in seinem letzten Rückzugsraum angelangt ist. Doch von Aufgeben ist hier nichts zu hören: um dieses letzte bißchen Sicherheit wird mit dem Mut der Verzweiflung und Tränen aus Schmerz und Wut in den Augen verbittert gekämpft.
    Im Broken Home (Track #3) wird es ein wenig andächtiger. Es geht um das eigene Zuhause und familiäre Mißstände, kleine persönliche Schmerzen, die wohl jeder kennt. Im Mittelpunkt steht also der Aufruf an alle, wenigstens für ein sicheres Zuhause zu sorgen, das einem im Zweifelsfall immer als Schutz und Trost dienen wird. Mit dem textlichen Inhalt zusammen bleibt die Instrumentallinie recht verhalten, nur selten wird es laut und wüst.
    Dafür wird bei Dead Cell (Track #4) umso wilder geknüppelt. Der Song ist eine dreiminütige rasende Anklage gefühlsstumpfer und asozialer Menschen, die sich ohne Rücksicht auf Mitmenschen durch ihr halbtotes Leben winden.
    In die Halbzeit geht es mit Between Angels And Insects (Track #5). Die Lyrics beschreiben den komplizierten Weg der Selbstfindung und der Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens; während die Engel einem von Selbstverwirklichung und einem schönen Leben einflüstern, wollen die Insekten, die seelenbefreiten Arbeitstiere, einen stets in ihren Sog aus Pflichten, Vorschriften und Geld ziehen. Wenn man so will: Gesellschaftszwang vs. Individualität.

    In Blood Brothers (Track #6) geht es um Rückhalt und Freundschaft. Es wird festgestellt, daß es nunmal in der menschlichen Natur liegt zu kämpfen, sich durchzubeissen - auch zu töten. Umso wichtiger ist hier der Blutsbruder, mit dem man sich Rücken an Rücken durch das Schlachtfeld des Lebens kämpfen kann, mit der Gewissheit, daß alles Übel überschaubar von vorne kommt und einem wenigstens der Rücken verlässlich freigehalten wird.
    Die Revenge (Track #7) dreht sich um eine unglückliche Beziehung, in der die Frau zwar vom Mann geschlagen und misshandelt wird, sich aber aus Abhängigkeit und/oder Liebe nicht von ihm trennen kann. In der Unterdrückung entsteht jedoch unglaubliche Kraft, ein Weg aus dem Übel wäre nun, sich den Unterdrücker gewalttätig - in einem Akt von Rache - vom Hals zu schaffen. Der Song fungiert als Aufruf, solche Probleme zeitig zu erkennen und ihnen zu entfliehen, bevor es zum Äußersten kommt.
    Die Snakes (Track #8) halten sich unverbindlicher und allgemeiner. In dem musikalisch ruppigen Song geht es um das Übel und allgemeine Ängste, die einem im Dunkel um die Füße kriechen.
    Never Enough (Track #9) erzählt vom menschlichen Wesen, das scheinbar nie genug bekommt. Steht man mit dem Rücken an der Wand, kämpft man sich mühselig hoch. Ist dann alles in Ordnung, kommt einem dies wiederum seltsam vor, und es greift das Sprichwort: "Geht es dem Esel zu gut, geht er aufs Eis und bricht sich ein Bein". Das Spiel beginnt von vorne.
    In Binge (Track #10) geht es konkret um Alkoholismus. Der "little boy" wird energisch aufgefordert, den Teufelskreis zu durchbrechen, in den er sich sehenden Auges begibt. Denn der Rausch betäubt zwar kurzfristig seine Sorgen, verschlimmert seine Situation mittelfristig nur. Nun, keine wirklich neue Erkenntnis...
    Der letzte Song Thrown Away (Track #11) sprengt zeitlich jeden Rahmen. Alle anderen Songs hielten sich zwischen drei und knappen vier Minuten, hier geht es einmal über die neun Minuten hinaus. Allerdings ist der Schluss des Albums ein schöner Chill-Out. Die ersten vier Minuten verlaufen musikalisch "wie üblich". Es folgt eine bindende Phase leiser Spährenklänge, bevor zum Ende ein nach Reggae klingender Auslauf kommt. Die Musiker wollten wohl beweisen, daß sie neben knüppelnden Beats und Riffs und inhaltlich schönen Texten mehr zu bieten haben. Auf jeden Fall ein netter Abkühler vor der Stille.

    Viel Thematik, viel Poesie und Denkanstoß verpackt in brettharten Alternative-Rock!