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Queensrÿche : Alben
Es gibt weitere Werke ( Live-CD und DVD ) über einschlägige Stellen...
Was liegt - aus kommerzieller Sicht - näher, als nach einem dicken Erfolg schnell das nächste Album nachzuschieben? Scheinbar ist genau das hier der
Fall gewesen. Wie es scheint, war das eher eine Entscheidung (Druck?!) des Labels. Ich möchte diese Platte keinesfalls miesmachen, denn ich mag sie im Ganzen
sehr gern. Das musikalische Highlight ist das epochale Empire (Track #6), welches zurecht die Albentitelkrone trägt. Auch viele der anderen Songs wie Thin Line (Track #2), Another Rainy Night (Track #4) oder Hand On Heart (Track #9) sind für sich genommen gut und charismatisch. Songs wie das ruhige Silent Lucidity (Track #8) oder Anybody Listening? (Track #11) schaffen es sogar in die Charts - für das Genre eine respektable Leistung! Das Album ist gut gestrickt, läßt sich bequem hören. Was bleibt ist der fade Beigeschmack, daß - gerade nach dem großartigen Vorgänger Operation Mindcrime (s.u.) - mehr drin gewesen wäre, hätte man nicht aus finanziellen Aspekten gedrängelt, sondern der Band mehr Zeit für das Songwriting und Konzipieren gelassen. Schöne Scheibe - aber es wäre mehr drin gewesen!
Laut einstimmiger Meinung das wohl beste Album der Band - wenigstens innerhalb des letzten Jahrtausends. Zweifelsohne haben wir hier einen Wegbereiter
des modernen Progressive - gab es diesen Begriff damals überhaupt schon? Denn hier haben wir ein Konzeptalbum, wie es in den späten Achtzigern mehr als unüblich und außergewöhnlich für den Bereich Rock und Heavy Metal war. Das Werk startet mit I Remember Now (Track #1), das keinesfalls ein Song ist. Vielmehr verbirgt sich hinter dem nicht einmal eineinhalb Minuten langen Opener ein akustisches Schauspiel, ein Türöffner, wenn man so will. Wir hören eine Krankenhaus-Atmosphäre, Ausrufe nach einem Arzt über Lautsprecher, eine Krankenschwester, die auf "uns" zugeht. Im Hintergrund werden düstere Synthesizerklänge lauter. Und schließlich scheint ein Patient aufzuwachen, der mit dunkler und unheilsschwangerer Stimme ein: "I remember now! I remember how it started." scheinbar eher zu sich selber sagt. Erst jetzt kommen Gitarrenklänge, doch auch Anarchy-X (Track #2) bleibt mit seinen eineinhalb Minuten ein Intermezzo: rein instrumental, nur im Hintergrund sind revoltierende Menschenmassen zu hören. Schließlich findet in Revolution Calling (Track #3) endgültig zusammen, was zusammen gehört. Ein "handelsüblicher" Song. Und dann bekommen wir als Zuhörer die Geschichte erzählt, wie jener Patient vom bösen Dr.X mißbraucht wird, unter Drogen gesetzt, durch Gehirnwäsche zu Taten gezwungen. Das gesamte Szenario spielt rund um religiöse Akte, sozialkritische Demonstrationen und Aufruhr - präsentiert in durchweg geilem Rock und Heavy Metal. Musikalischer Höhepunkt (im Sinne der erzählten Dramaturgie ein absoluter Tiefpunkt!) ist der epische Song Suite Sister Mary (Track #8), der mit deutlich über zehn Minuten die anderen Songs (das Gardemaß von drei Minuten ist sonst eher der Fall) weit überrundet. Hier wird der Erzähler vom teuflischen Dr.X gezwungen, seine Freundin Mary zu ermorden. Auch sie kommt in diesem opernreifen Dialog zu Wort, Gastsängerin ist Debbie Wheeler. Das dicke Finale mit Chören im Hintergrund und Gewittersamples könnte aus einem klassischen Gruselfilm stammen! Wenn es ein Album dieser Band gibt, das wirklich Maßstäbe gesetzt hat, dann ist es dieses. Die Komplexität und musikalische Güte sind zweifelsfrei Wegbereiter des Progressive gewesen, wie wir ihn heute kennen. Ob Musik, Arrangement oder Stimmung: hier stimmt alles!
Diese Platte ist das zweite Studioalbum der Band. Leider besitze ich das Debüt The Warning (s.u.) nicht, kann also nur vom Hören-Sagen (genauer:
von zahlreichen gelesenen Rezensionen im Web) Vergleiche anstellen.
Neben meinem privaten Empfinden ist die gesamte Discographie der Band ein Grund für mich gewesen, sie unter Rock & Heavy aufzuführen, anstatt sie unter Progressive mit zu listen. Gleich sei gesagt, daß die Gratwanderung bei keiner mir bekannten Band dermaßen schwer fällt. Im Vergleich zum Banddebüt sprechen viele von "poppiger", von deutlich hörbaren Labeleinflüssen. Was gibt es zu hören? Eine stellenweise nach Metal klingende Musik mit Synthesizerklängen aller Orten (immer gut eingebunden), vielen Rhythmusfinessen und Songs, die trotz ihrer Länge (bzw. Kürze) sehr komplex sind. Das wichtigste Element der Musik ist der Gesang von Geoff Tate. Stilistisch und vom Stimmprofil erinnert er mich immer an Bruce Dickinson von Iron Maiden. Tate singt meist hoch, oft druckvoll und nicht selten gibt es chorale Gesangsparts, in denen gleich mehrer Stimmen parallel laufen oder verschiedene Lyrics in einander fliessen. Mit den jeweiligen Texten und damit vermittelten Inhalten quirlen die Songs mal hoch, dann kommen wieder ruhige, melodiöse Parts. Es ist verflucht schwer, einzelne Songs in Kategorien wie Hammer oder Ballade einzuordnen, denn gerade von dem dauerhaften Wechselspiel zwischen den Welten lebt die Musik. Zum Testhören, um sich einen Eindruck von der Scheibe zu machen, empfehle ich Neue Regel (Track #7), Screaming In Digital (Track #10) [was - um Himmels Willen - macht die Rhythmusabteilung da?!] und den ruhigen Albenschluß I Will Remember (Track #11). Nach diesen Songs sollte man einen repräsentativen Eindruck vom gesamten Album haben. Grenzland zwischen Heavy Metal und frühem Progressive. Alle Songs sehr komplex.
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