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Joe Bonamassa : Biographie








    Joe Bonamassa wird am 08. Mai 1977 Utica im Staat New York geboren. Leicht wegweisend für seine musikalische Laufbahn mag sein, daß sein Vater ein Gitarrengeschäft betreibt.
Die Legende besagt, daß er bereits im Alter von vier Jahren eine (damals freilich noch maßstabsgetreu verkleinerte) Gitarre in die Hände bekommt, zu jammen beginnt -- und, wie es scheint, bis heute so ziemlich jede wache Minute das Instrument nicht mehr aus seinen Fingern gegeben hat. Mit sieben Jahren tauscht er letztlich die Kindervariante gegen eine normalskalierte Gitarre. Nach allem, was ich über die menschliche Anatomie und den Bau des Instruments sagen kann; eine nicht zu unterschätzende physische Herausforderung.
Joe Bonamassa selbst sagt über sein Verhältnis zum Instrument: "Mein Vater war Gitarrenhändler und -spieler, also waren zu Hause und überall diese Instrumente. Sie waren ein Teil meines Lebens, wie für andere Leute Tisch und Stühle."

Mit zehn Jahren beginnt seine nennswerte Karriere in der Öffentlichkeit, zunächst bei einigen lokalen Events. Mit zwölf Jahren wird ihm die Ehre zu Teil, mit dem Blues-Godfather B.B.King zu jammen, welcher Klein-Joe als unbeschreibliches Talent einstuft und ihm - nicht zu Unrecht - eine große Musikkarriere vorhersagt.
Zwei Jahre später lernt Bonamassa während einer Fender-Eventtour an der Westküste die Musikerkollegen Berry Oakley, Jr., Erin Davis (Sohn von Miles Davis) und Waylor Krieger kennen. Somit ist das Lineup für die erste Band namens Bloodline komplett.
Frühzeitig werden sie von EMI Records unter Vertrag genommen. Mit den zwei kommerziell erfolgreichen Durchbrüchen Stone Cold Hearted und Dixie Peach vom CD-Debüt schaffen sie es in die Charts. Erst jetzt merkt Joe, daß er mit dem Gitarrespiel alleine nicht ausgelastet ist, beginnt mit professionellem Gesangsunterricht.

    Im Jahre 2000 schließt Bonamassa die Recordings für sein erstes Solo-Debüt namens New Day Yesterday ab. Mit bei den CD-Recordings wie der anschliessenden Tour sind Eric Czar am Bass und Kenny Kramme am Schlagzeug. Produziert wird das Werk von Tom Dowd der während seiner fünfundzwangzigjährigen Karriere beim Label Atlantic Records schon Namen wie Aretha Franklin, Ray Charles, Eric Clapton und Rod Stewart mitproduzierte.
Nach diesem Debüt, das zum Großteil aus interessanten Coverversionen besteht, und der anschliessenden Tour folgen in konstanter Verläßlichkeit Studioalbum plus anschliessende Tour (fast) im Jahrestakt: 2002 das Album So It's Like That, im Jahr 2003 Blues Deluxe, anno 2004 Had To Cry Today, in 2006 das Studiowerk You And Me und 2007 das vollkommen anders als geplant produzierte, dennoch großartige Album Sloe Gin.
    Ende Februar 2009 erscheint mit neuem Line-Up (eine zweite Gitarre sowie Bläser sind mit an Board gekommen) die Scheibe The Ballad Of John Henry, die bei ihren zwölf enthaltenen Songs wieder einen bunten Mix aus eigenen Kompositionen, Coversongs und stark entfremdeten Adaptionen bietet, insgesamt einen kommerzielleren Charakter hat.
    Eine kleine Hommage an die rockenden Zeiten mit der Band Bloodline gibt es mit dem folgenden Black Rock (2010), das neben deutlichen Spritzern Oldschool-Rock auf interessante Weise auch Klänge aus dem Mittelmeerraum (es wurde im gleichnamigen "Black Rock"-Studio in Griechenland produziert) bis hin zu leichten orientalischen Einflüssen unter den Blues mischt und - last but not least - als Gueststar den ehemaligen Förderer und Bluesgranden B.B. King zu bieten hat.

    Nicht zuletzt wegen weltweiter Touren zwischen den Recordings wird das Ausnahmetalent auch in Europa immer bekannter. Ob er sich auf diesem Kontinent denselben Namen wird machen können, den er bereits seit Jahren in den Staaten hat, bleibt abzuwarten. Verdient hätte er es wie kein zweiter aus seinem Fach, aber vielleicht sage ich das nur, weil ich nach Besitz all seiner Alben, seiner zwei wunderbaren Live-DVDs, nach vier Konzertbesuchen und sogar einem Autogramm (nach dem Konzert 2007) die Objektivität etwas verstellt habe *grins*.

Joe Bonamassa : Die Musik





    Über das zweifellose Talent des Mannes an der Gitarre ist hinreichend geschrieben. Darüber hinaus zeichnen ihn vor allem zwei weitere Attribute aus: ein hervorragendes Songwriting, das - bei Coverversionen wie bei eigenen Songs - stets eine perfekte Balance in Songstruktur und Solospiel gewährleistet, und nicht zuletzt seine Stimme!
    Technisch einwandfrei brilliert er mit einer Stimme, die songentsprechend zwischen rauh bis wüst und babyhinternweich wechselt. Somit entspricht er auch vokal dem Ideal für das Genre Bluesrock, erreicht viele Facetten bekannter Blueser und Rocker, ohne hierbei stumpf zu kopieren.
    Das Songwriting ist sehr dicht. Ob bei Intro, Strophe und Chorus - sprich mit Gesangseinlage -, Bridges, Solo oder Rhythmuspart; die Songstruktur bleibt fliessend, es kommt zu keinen unpassenden Brüchen. Diese Kunst ist für ein Dreimann-Lineup ohne zweite Gitarre oder bindende Keyboards schwer zu bewerkstelligen -- gelingt aber bei diesen Musikern problemlos.
    Besonders sticht aus diesem insgesamt hohen Niveau der Frontmann Bonamassa hervor. Man merkt, daß er mit dem zusätzlichen Organ gitarrissimus grandus extrema geboren wurde. Neben dem astreinen Solospiel setzt er so ziemlich jede erdenkliche Spieltechnik ein; ob Picking (das Zupfen mit der rechten Schlaghand, das von der klassischen Gitarre kommt), Slideröhre, Akkordarbeit - dem Mann macht auf dem Instrument keiner etwas vor. Dank dem Einsatz verschiedener Gitarrentypen, die sich an Klangbild und Songstruktur anpassen, ist die Spanne der Sounds - obwohl er ohne dicke Effektbauten auskommt - sehr weit gesteckt. Trotz seinem Können steht immer der Song im Vordergrund, sinnloses Posing, wie man es von vielen anderen Gitarristen kennt, hat er nicht nötig.

    Neben den Studiowerken ist Bonamassa vor allem live on stage eine wahre Wonne, die man eigentlich finanziell kaum aufzuwiegen vermag, da sich so mancher Song in der Dynamik des Livespiels ganz anders entwickelt und es viele Extras wie atembraubende Akustikgitarreneinlagen gibt. Als hervorragende Alternative zu dem rein musikalischen Genuß via CD sei daher besonders auf die zwei sehr unterschiedlichen DVDs hingewiesen! Wer es nah und familiär mag, ist mit der älteren Live At Rockpalast (2006) gut beraten. Wer auf große Atmosphäre, Gastmusiker und lange Gigs steht, wird sicher mit der Doppel-DVD Live From The Royal Albert Hall (2009) glücklich werden.

    Best of Gitarre, Vocals und Bluesrock-Songwriting!!! Was will man mehr?!