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Symphony X : Biographie




    Die Gründung der Band aus New Jersey vollzieht sich anno 1994 durch den Gitarristen Michael Romeo, der zuvor bei der Band Gemini aktiv war. Er nimmt ein Demo namens The Dark Chapter auf, das schnell Anklang in der Musikszene findet. Zum ersten Lineup gesellen sich nun Bassist Thomas Miller, den er bereits von früheren Projekten kennt, Drummer Jason Rullo, Keyboarder Michael Pinnella und Sänger Rod Tyler dazu. Schon zu diesem Zeitpunkt etabliert sich der Bandname Symphony X.
    Noch im selben Jahr entsteht das gleichnamige Debüt-Album Symphony X, das zunächst ausschliesslich in Japan publiziert wird. Direkt nach dem Debüt gibt es eine entscheidende Umbesetzung: Sänger Tyler verläßt die Band und wird durch Russell Allen ersetzt. Vor allem seinem Einfluß spricht man richtungsweisenden Anteil der stilistischen Weiterentwicklung der Band zu.
    Im folgenden Jahr wird das Album The Damnation Game aufgenommen und durch das Major-Label Inside Out vertrieben, erst nach diesem Release ist das Debütwerk Symphony X weltweit zu bekommen.

    Das von vielen Fans und Kritikern als Meisterstück bezeichnete Album The Divine Wings Of Tragedy erscheint 1997, nach dessen Veröffentlichung Schlagzeuger Jason Rullo die Band für einige Zeit aus persönlichen Gründen verlassen muß. Für ihn springt Tom Walling an der Schiessbude ein, mit dem sie das Folgealbum Twilight In Olympus (1998) einspielen und die darauf folgende Welttournee bestreiten. Nach der Tournee hängt Basser Thomas Miller den Job an den Nagel, die musikalische Position übernimmt fortan Michael LePond.
    Dafür kehrt der Erstdrummer Jason Rullo jedoch wieder zur Band zurück, mit dem die Aufnahmen für das 2000 veröffentlichte Werk V - The New Mythology Suite starten. Große Teile dieser Platte stammen aus älteren Ideen für einen Longtrack, der ursprünglich Twilight In Olympus hätte heissen sollen, als solcher aber nie verwirklicht wurde, unter dessen Titelidee lediglich das 1998er Album auf den Markt gebracht wurde.

    Im Jahr 2002 wird The Odyssey herausgebracht. Thematisch abermals ein sagenangelehntes Werk, dessen Highlight der vierundzwanzigminütige Titelsong ist, eine Interpretation des griechischen Odysseus-Heldenepos. Musikalisch hat die Band an Druck und Tempo zugelegt, viele Fans und Kritiker sehen bereits deutliche Thrash-Tendenzen in dem Album, was nicht bei allen gut ankommt.

    Das folgende Studiowerk läßt nun geschlagene fünf Jahre auf sich warten und hört auf den Titel Paradise Lost. Albentitel und Cover lassen erahnen, daß die Band einen thematischen Schwenk weg von der klassischen Mythologie hin zur Apokalypse, dem Weltuntergang, dem Jüngsten Tag vollzogen hat. Auch wenn das Album einer gewissen Härte nicht entbehrt, sind die Stimmen zu Trash-Kritik hier wesentlich geringer als beim Vorgänger, die Band hat scheinbar eine allgemein begehbare Brücke zum alten Stil schlagen können...

Symphony X : Die Musik




    Die Geschichte der Musik ist einer Geschichte voller Mißverständnisse *grins* - zumindest, was mich und diese Band betrifft. Denn einige Jahre schon hatte ich das Album V - The New Mythology Suite zu Hause liegen. Ich kann nicht einmal mehr sagen, warum. Ich nehme an, daß ich sie entweder einmal als Sonderangebot gefunden oder anderenfalls als portokostenersparendes Album mitbestellt habe. In den Jahren habe ich ganz selten mal reingehört, war aber herzlich unbegeistert. Die Sprungfeder war nun Paradise Lost, die mich doch noch zum überbegeisterten Fan der Band gemacht hat. Zunächst wollte ich nach dem Testhören von dessen Opener abermals abwinken, habe der Scheibe dann glücklicherweise doch mehr Zeit gewidmet. Ich denke, daß gerade die beiden Opener der V und der Paradise Lost meine große Gefahrenquelle waren.
    Denn Symphony X tragen gern dick auf, orchestral und epochal. Speziell bei der V war dieser Stil für mich so ungewohnt, daß mich das die Platte für Jahre hat wegstecken und verstauben lassen - wie ich nun gemerkt habe: zu Unrecht. Denn wie so oft beim Progressive ist es auch hier eine Frage der Gewöhnung an die bandspezifischen Klangbilder und Eigenschaften, die bei entsprechendem Willen anschliessend umso mehr belohnen.

    Die Band hat einen Hang zu einem breiten Klangspektrum, in dem gelegentlich auch das komplette Sinfonie-Orchester von allen Seiten auf einen einhagelt oder mächtige Chöre stimmgewaltig die Lyrics kundtun. Die deutliche Portion Prog fehlt nirgends - meisterhafte Arbeit an allen Instrumenten, knifflige Metrum-Verschiebungen und Tonartwechsel, ein wechselndes Arrangement zwischen Instrumentenschwerpunkten, großartige Melodiebögen, teils auch zeitlich weitbemessene Epen, in denen man ideal versinken kann.

    Auch wenn es hier schon fast ungezogen ist, einzelne Musiker aus dem Kelch hervorzuheben, möchte ich es dennoch tun. Für mich persönlich ist natürlich der technische Aspekt der Gitarre immer wichtig. Michael Romeo macht jedoch nicht nur spieltechnisch einen brillanten Eindruck. Vielmehr beeindruckt mich die Art und Weise, wie er sein Instrument in die unterschiedlichen Facetten der Songs einbringt. Zudem ist er Urheber der Band und - nach allem was ich Webseiten und Textheften entnehme - ebenfalls Haupttäter, was Songwriting, Konzeptionierung und Texte angeht.
    Womit wir bei dem Akteur wären, der für mich persönlich das noch toppt, in Sachen Identifaktion mit der Musik noch wichtiger ist: Sänger Russell Allen. Neben den Einflüssen, die er auf Bandstil und Texte hatte und hat, besitzt er ein gewaltiges Organ, das jeden Spaß mitmacht. Technisch singt er noch so manchen Metaller- oder Progger-Sänger an die Wand, darüber hinaus hat er ein deutliches Eigenleben und Charakteristik in der Stimme, die ihn schnell erkennbar machen. Ob nun "normal" gesungen, geschrien, geshoutet oder in einer der herzzerreissenden Balladen - ja, ja, die gibt es natürlich auch! - weich und rund geschmachtet wird.

    Wo nicht selten Bands der Vorwurf gemacht wird, sich kommerziell anzupassen oder bei anderen Musikerkollegen abzukupfern, stehen Symphony X wohl wie kaum eine Band unbeschadet auf weiter Flur. Sie sind wieder einer dieser Fälle: gäbe es sie nicht, sie müßten unbedingt noch erfunden werden.

    Melodisch, epochal, gerne orchestral, unbestritten genial - Symphony X!