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Symphony X : Alben

Dies ist nur ein Teil der veröffentlichten Studio-Alben, es gibt weitere Studio-Alben und Livewerke. Die komplette Diskographie gibt's über die offiziellen Links...

Iconoclast
Typ2 CD / Studio
Jahr17.06.2011
LabelInside Out (SPV)
Songs
-CD 1-
  1. Iconoclast
  2. The End Of Innocence
  3. Dehumanized
  4. Bastards Of The Machine
  5. Heretic
  6. Children Of A Faceless God
  7. When All Is Lost
-CD 2-
  1. Electric Messiah
  2. Prometheus (I Am Alive)
  3. Light Up The Night
  4. The Lords Of Chaos
  5. Reign In Madness

Paradise Lost
Typ1 CD / Studio
Jahr2007
LabelInside Out (SPV)
Songs
  1. Oculus Ex Inferni
  2. Set The World On Fire
  3. Domination
  4. The Serpent's Kiss
  5. Paradise Lost
  6. Eve Of Seduction
  7. The Walls Of Babylon
  8. Seven
  9. The Sacrifice
  10. Revelation
    Albentitel und Cover zeigen: die Band hat sich von der klassischen Mythologie abgewandt, kümmert sich um das Ende aller Tage. So hält die (gefallene) Engelsdame auf dem blau-grauen Cover eine Rose in der Hand, deren rote Knospe einen einzigen Farbtupfer in der endzeitlichen Kulisse bildet. Hm - das verspricht nichts Gutes, oder eben doch?!

    Mit Oculus Ex Inferni (Track #1) gibt es einen gewohnten Instrumentalopener im dicken Sinfoniekonzert-Mantel. Nun, zumindest förmlich gilt er als Instrumentalsong, denn lateinische Bannflüche aus Choresmund singen hier unheilsschwanger vom "Auge der Hölle" (?!). Sei's drum, dieser Spuk bekommt nur knappe zweieinhalb Minuten.
    Set The World On Fire (Track #2) übernimmt zunächst die Düsterkeit, aber die lebendigen Leadguitar-Arpeggios des Intros zerren in eine eigene Richtung. Die Strophen sind wüst, haben aber merklich weniger Thrash-Potential als vergleichbare Stellen des Vorgängeralbums. Im Chorus wird dick aufgetragen, mehrstimmiger Gesang, volle Keyboardbänke, der in der Strophe ziemlich energisch singende Russell Allen wechselt in melodische, höhere Lagen. Der Song ist quirlig und nicht zu düster, macht schnell Laune auf mehr.
    Und das kommt auch in Domination (Track #3) prompt. Diesen Heizer beginnt ein im Affenzahn rollender Bass, den die Gitarre anschliessend rhythmisch und harmonisch übernimmt. Der Gesang ist kehlig und unglaublich energisch, zum Chorus ändert sich am Grundkonzept nicht viel, aber durch einen Tonartsprung und etwas theatralischere Gesangslinien kriegt er ein -- ja -- dominantes Eigenleben. Der mittige Soloteil glänzt durch metrische Finessen und wechselnde Soloschwerpunkte. Die sechseineinhalb Minuten Songdauer ziehen mit mächtigem Druck an einem vorbei oder ziehen vielmehr mit!
    Auch The Serpent's Kiss (Track #4) paukt treibend los, geht dann aber in ein anderes Feld, wird durchtriebener, schlängelnder, subtil. Der Chorus ist grandios, die mehrstimmigen Gesangslinien laufen teils parallel, teils von der Stimmlage arg auseinander. Richtig Tempo gibt es zum Soloteil, bevor das Arrangement ausdünnt, düstere Choräle beginnen, das Songende mit einer rhythmuslastigen Bridge durch Schlagzeug und Bass Anlauf für den Endspurt nimmt.
    Der Titelsong Paradise Lost (Track #5) ist dezent und lebt von einer fluenden Durchgängigkeit. In der Strophe arpeggiert ein Piano, auch Bass und Drums kommen sehr deutlich durch. Die Gitarre begnügt sich mit gut eingepassten Staccatos, aus denen im friedlichen und melodisch sehr eingängigen Chorus gedehnte Akkorde werden. Zudem gesellen sich hier Streicher im Hintergrund dazu, der Chorus des Songs hat ein breites Panorama. Auch das Gitarrensolo bewegt das Pendel kaum aus dieser Linie. Nach einem verhaltenen Bridgepart kommt ein letztes Crescendo in verschobener Tonart. Manchem Progfan ist die Nummer sicher schon zu aalglatt und schmalzig - ich finde diesen Song einfach nur unbeschreiblich geil...
    Eve Of Seduction (Track #6) bekommt ein "übliches" Vollband-Intro, reduziert sich zur ersten Strophe in ein durchtrieben-geiles Rhythmuskunstwerk. Der Chorus startet zunächst gebunden und fluende melodisch, legt dann einen Zahn zu, bevor er in einer flitzenden Überleitung zum nächsten Rhythmusgewinde übergeht.
    The Walls Of Babylon (Track #7) beginnen mit orientalischen Hintergrundklängen und einer Damenstimme, an diese Erstklänge schliesst sich ein langes Instrumentalintro an. Der Gesang ist düster und unheilsschwanger, teilweise hört es sich an, als würde Russell Allen die ersten Strophen unter Abscheu auskotzen! Zum Chorus gibt es schiebende Gesangslines in klarer Kopfstimme. Der Song behält über große Strecken seinen leicht orientalischen Touch, zieht aber in Sachen Tempo und Druck mächtig ab. Nach etwas mehr als acht Minuten klingt der Titel über wirre und tiefe Gitarrenskalen und Drums langsam aus.
    Seven (Track #8) heizt mit ordentlich Tempo in den Drums und fast klassischen Harmonien auf der verzerrten Leadguitar los. Der Song ballert in weiterhin straighter Ausrichtung durch, nur einige Passagen springen aus dem Rahmen. Sieben Minuten (nein, wer hätte das bei dem Titel erwartet? *grins*) geht das Feuerwerk der Spritzigkeit weiter, auch wenn kurz nach der Mitte ein kleiner Entspannungsteil mit Choraleinwürfen und Gitarrensolo wartet.
    Und dann -- The Sacrifice (Track #9). Frieden, besinnliche Pianoklänge zu Beginn, nur langatmige Gitarrenchords. Der Song macht sich zwischen dem restlichen Gewüte sehr ruhig, auch wenn der Gesang mal energischer wird. Aber es wird wunderschön geschmachtet, merklich gelitten, und das alles endet in den runden Klängen einer fast nach Flamenco-Gitarre klingenden Klampfe, die sanft und behaglich aus der tragisch-schönen Nummer hinausführt.
    Revelation (Track #10) ist mit seinen etwas mehr als neun Minuten zwar der längste Titel der Scheibe, jedoch auch kein wirklich deutlicher Überflieger, was das Zeitmaß angeht. Er bildet musikalisch zum Abschluß ein gesundes Mittelmaß zwischen den bisher gebotenen Songs, alle Musiker toben sich noch einmal aus.

    Das hört sich alles irgendwie so seicht an, zumindest habe ich diesen Eindruck während des Schreibens. Ich habe von vielen alten Band-Fans Rezensionen gelesen, die nicht soooo begeistert waren. Das verstehe ich, denn im Vergleich mit den anderen zwei Alben, die ich zumindest noch von der Band kenne, fehlt eine deutliche Spur Prog. Die Längen der einzelnen, recht autark laufenden Songs, bieten nicht viel Versink-Potential in sich. Aber eben das macht den Einstieg ins Album leichter, dessen Inhalt - für mich zumindest - keinesfalls ungewichtiger. Schließlich fand ich erst durch dieses Werk rückwirkend zu den beiden älteren Werken. Diese Platte hat mich derart schnell fesseln und begeistern können, ist in den letzten Woch so oft hintereinander durchgerattert, wie es kaum (wenn überhaupt!) eine andere jemals geschafft hätte. Denn auch wenn das Spektrum schnell greifbar ist: es hat wenig bis gar keinen Abnutzungseffekt. Zumindest ich habe jedesmal von Neuem ein zufriedenes Grinsen im Gesicht, wenn ich das eine oder andere Riff wieder aufs Trommelfell bekomme, in den bekannten Melodielines schwimme oder einfach Zusammenstellung der Titel mit der genialen Stimme von Russell Allen geniesse...
    Wie heißt es so schön? If in doubt -- check it out!

    Ein schnell faßbares, heiteres, schnelles und melodisches Album mit extremem Suchtpotential!

The Odyssey
Typ1 CD / Studio
Jahr2002
LabelInside Out (SPV)
Songs
  1. Inferno
  2. Wicked
  3. Incantations Of The Apprentice
  4. Accolade II
  5. King Of Terrors
  6. The Turning
  7. Awakenings
  8. The Odyssey
    Die Scheibe gönnt sich keinen zu dick geschichteten Opener. Inferno (Track #1) macht seinem Namen keine Schande, knüppelt munter und trocken drauf los. Erschreckend ist, wie der Titel zwischen den rasenden Riffings der Strophen ohne großartige Umstellung zu einem so glatten und harmonischen Chorus wechseln kann. Trotz seiner fünfeinhalb Minuten Länge ist der Einstieg schnell vorbei.
    Wicked (Track #2), der genauso lange Nachfolger, steht ihm in Sachen Tempo nicht nach. Seine Ausstrahlung ist aber eine Spur schmieriger und dreckiger. Auch er hat eine einfache Strophenstruktur, wandelt sich zum Chorus in ein mehrstimmiges Harmoniegebilde, die vielstimmigen Choräle bleiben jedoch aus, die begleitenden Stimmen sind effektentfremdete Vocals des Sängers selbst.. Neben einigen kurzen Soloeinwürfen kippt der Mittelteil in einen psychedelischeren B-Teil, bevor es zum "business as usual" zurückgeht.
    Bei Incantations Of The Apprentice (Track #3) legt die Band anders auf. Düstere Posaunen tröten - harmonisch merklich entrückt - zu der langsam einsetzenden Leadguitar. Als sie aussetzen, kommt an Stelle ihrer ein flitzender Bass ins Spiel. Das Strophenarrangement bleibt für Bandverhältnisse dünn und thrashern, erst zu Bridge und Chorus kommen verhalten soundverbreiternde Synthesizerklänge hinzu. Sänger Russell Allen wechselt zwischen treibender Kopfstimme und kehliger, aber nicht allzu düsterer Bruststimme. Die etwas mehr als vier Songminuten sind dementsprechend schnell vorbei.
    Ruhiger und besinnlicher klingt Accolade II (Track #4) an, die Eröffnung macht ein Pianopart. Auch nach einigen Themenwechseln und Einstieg des Gesangs arpeggiert das Piano deutlich über Strophen und Chorus. Der Song ist epochal, der Chorus hat eine beinahe schmalzige Melodik, geht es doch inhaltlich um die glorreichen Helden auf dem Schlachtfeld, die mit Schwert und Schild für Recht und Ehre kämpfen. Der Song ist eine Fortsetzung eines Titels, der schon auf der Divine Wings Of Tragedy (s.u.) zu finden ist. Von Ruhe oder einer Ballade zu sprechen, wäre vielleicht nicht angemessen, aber neben der melodischen Komponente des Songs unterstreicht vor allem das Ende, das sich aus weichen Klaviertönen zusammensetzt, doch diesen Eindruck im Rahmen der Scheibe. Jedenfalls ein wunderschöner und knapper Achtminüter.
    Der gut sechsminütige King Of Terrors (Track #5) will dieses Bild natürlich nicht vermitteln. Sehr ruppig wird losgedroschen, vor allem wird im Songverlauf immer wieder die schnelle Doublebass am Schlagzeug hinzugezogen. So wild und thrashig auch der Aufbau der Strophe sein mag, im Chorus kommt eine dicke Portion Melodie hinzu, die den Titel wunderbar abrundet. Als kleinen Bonus gibt es zur Songmitte eine Off-Stimme wie den rahmenhandlungserzählenden Märchenonkel auf Dream Theaters Opern-Melodram-Konzeptalbum Scenes From A Memory, der mich vom Stimmbild jedoch noch am ehesten an den Sprecher von Michael Jacksons "Thriller" erinnert.
    In The Turning (Track #6) geht es abermals flott von dannen, Gitarrist Michael Romeo atzt sich einen irrsinnigen Lauf nach dem nächsten aus den Fingern, der Gesang ist hier schon stellenweise nur noch geshoutet, was bei Russell Allen eher selten der Fall ist. Aber er bringt die Nummer - natürlich - passend und ohne den Eindruck von Künstelei oder Überanstrengung rüber. Die Soloposition geht bei diesem Song ans Keyboard.
    Awakenings (Track #7) gibt sich friedlicher. Ein basslastiges Intro führt in den Song, zur ersten Strophe bleibt zunächst nur ein begleitendes Klavier. Der über achtminütige Song baut nach und nach an Tempo an, zeigt progressive Instrumentalstellen, zieht den Hörer durch trashige Passagen, glänzt dann mal mit schönen Harmoniebögen, mal mit experimentellen Arrangementwechseln. Das Ende schliesst den Kreis zum Songanfang, nur daß hier das Maß an Instrumentalisierung und Fahrt um einiges gewachsen ist.

    Und dann das wirklich dicke Ende: Albentitelsong The Odyssey (Track #8), der sich mit seinen über vierundzwanzig Minuten in mehrere Kapitel teil. Er ist, wie der Name schon mitteilt, eine "kurze" musikalische Interpretation der Odysseus-Sage.
    Part I - Odysseus' Theme / Overture nimmt davon die ersten knappen vier Minuten ein, klingt zunächst wie die Ouvertüre einer klassischen Oper. Nach und nach gesellen sich Bass, Drums und Schlagzeug dazu, werfen dabei diesen Eindruck keinesfalls um, sondern gliedern sich brillant in die klassischen Klänge, ebben zwischenzeitlich sogar komplett wieder ab.
    Part II - Journey To Ithaca legt mit einer glasklaren und bezaubern gezupften Westerngitarre und Gesang los. Textlich geht es um die langersehnte Heimkehr des Helden nach zwanzig Jahren der Entbehrung. Nur langsam steigen die restlichen Instrumente ein. Hooklines, das Picking, Rhythmusgebilde und Gesang dieses Parts sind einfach hinreissend schön und viel, viel zu kurz.
    Part III - The Eye Nach einem proggigen Instrumentalpart werden die Segel gehisst, der Kurs nach Sonne und Gestirnen über das tosende Meer gesetzt. Die straighte Instrumentalisierung und Text lassen erahnen, daß diese Heimreise kein Zuckerschlecken wird und noch so manches Hinderniss bereithält.
    Part IV - Circe (Daughter of the Sun) ist eben und rund, hat ein wenig Drive, beschreibt aber mit einer deutlich positiven und optimistischen Note die Reise über den weiten Ozean, getrieben durch den Wind, dem Geschenk von Meeresgott Zeus.
    Part V - Sirens bietet ein kurzes tragisches Zwischenspiel. Die Sirenen versuchen, der Sage gemäß, die Seefahrer durch ihr jungfräuliches Aussehen und ihren betörenden Gesang vom rechten Kurs abzubringen. Musikalisch bedeutet das: die Zügel werden noch einmal leicht angezogen, eine Spur Härte kommt hinzu.
    Part VI -Scylla And Charybdis ist ein letztes instrumentales Intermezzo, das wieder opereske und klassische Klänge mit sich bringt.
    Part VII -The Fate Of The Suitors / Champion Of Ithaca ist der Abschluß der Reise, das vierminütige "Finale Grande" des Albums. Der Held erreicht wider alle Gefahren und Widerstände die langersehnte Heimat. Zwar ist noch eine Aufgewühltheit im Held, der sich unter anderem vornimmt, den Unholden, die seiner Liebe während seiner Abwesenheit schöne Augen gemacht haben, Sitte und Anstand beizugringen. Aber zunächst ist jede Menge triumphale Jubelstimmung da, in einem tosenden Gloria singt man ein erleichtertes "this is the end of my odyssey". Als letzten Kreisschluß gibt es noch einmal das musikalische Thema des zauberhaften Part II, das Sehnen nach der bekannten Heimat findet ein glückliches Ende...

    Das gesamte Album ist eine feine, runde Sache, die Stimmungen und Teile wechseln in gut ausgetüftelter Ausgewogenheit. Aber vor allem der Titelsong hat es mir angetan. Seine Vielschichtigkeit, seine Abwechslung und Dynamik, als auch seine teils wunderbaren Harmonie- und Rhythmikarbeiten lassen ihn in gefühlten Sekunden vergehen, für mich die Definition musikalischer Kurzweiligkeit schlechthin! Dieser vierundzwanzigminütige Song toppt so ziemlich alles bisher gehörte - auch was Prog betrifft. Allein für diesen meisterhaften Longtrack gibt es von mir den ehrfürchtigen Kniefall für diese Musiker.

    Epochale Größe gepaart mit Drive und gut dosierter Härte - Pflichtkauf!

V - The New Mythology Suite
Typ1 CD / Studio
Jahr2000
LabelInside Out (SPV)
Songs
  1. Prelude
  2. Evolution (The Grand Design)
  3. Fallen
  4. Transcendence (Segue)
  5. Communion And The Oracle
  6. The Bird-Serpent War / Cataclysm
  7. On The Breath Of Poseidon (Segue)
  8. Egypt
  9. The Death Of Balance / Lacrymosa
  10. Absence Of Light
  11. A Fool's Paradise
  12. Rediscovery (Segue)
  13. Rediscovery (Part II) - The New Mythology
    Ich habe bereits in der Biographie beschrieben, daß ich mit dieser Scheibe lange Jahre Probleme hatte, was gerade am Opener liegt, der mir zunächst lange Zeit die Lust nahm, mich ins Komplettwerk reinzuhören. Nach dem Testhören und Kauf des Albums Paradise Lost (s.o.) habe ich sie mal wieder hervorgekramt und durchlaufen lassen. Sie wird wohl nicht mehr zu einem meiner absoluten Favorten werden, mittlerweile lasse ich sie aber mit den anderen neueren Scheiben derart häufig in Reihe durchballern, daß ich sie dennoch in meine Top Of The Progs aufnehmen musste. Denn auch wenn mich die Platte als ganze nicht so begeistern kann wie die beiden Folgewerke, sie hat ebenfalls schöne Titel, eingängige Melodien, genug Prog und Wüstness gemischt -- und nicht zuletzt die irrsinnig geilen Vocals von Frontmann Russel Allen.

    Gut, zum thematischen Inhalt; es wird mit mythologischen Elementen gespielt. Allerdings knüpft sich das Thema nicht an realexistierende Mythen oder Legenden. Vielmehr ist es ein Mischmasch aus ein wenig Schöpfungsgeschichte hier, ein Heldenmythos dort. Die verarbeitete Mythologie ist also nichts weiter als ein selbstgemachtes Flickwerk aus Sagen, Epen, religiösen Elementen und kleinen Stories. Zur Erklärung dieser "Mythologie" gab es zeitweise ausschweifende Erklärungsversuche auf der offiziellen Bandhomepage. Kurz gesagt: wer die nicht bekommt, dem entgeht eigentlich auch nichts. Machen wir aus der Mücke also keinen Elefanten, was das glitzernde äußere Erscheinungsbild des Albums vertäuschen will. Widmen wir uns lieber dem entscheidenden Material; der Musik!

    Das Prelude (Track #1) ist ein fast prog-klassischer Opener, denn oft gibt es Ouvertüren, die schonmal vorab die Leitthemen des kommenden Werkes vorstellen und verknüpfen, dementsprechend oft eine beachtliche Länge bekommen. Das ist hier anders: das Prelude ist nur eine gute Minute lang. Zunächst gibt es klassische Orgelklänge und Choräle, die teils in Latein singen. Zur lateinischen Korrektheit kann ich nicht viel sagen -- das ist ein paar Jährchen zu lange her. Aber ich hege Zweifel, ob da alles mit grammatikalisch rechten Dingen zugeht. Musikalisch wird fett aufgetragen, aber die Zusammenstellung behagt mir nicht, zumal eben auch die entsprechende Länge fehlt. Auf mich wirkt das Ding wie der Holzhammer vor den Kopf - auch wenn, oder gerade weil, das ganze schnell vorüber ist.
    Gelungen ist nur die Überleitung zu Evolution (Track #2), da die letzten Kirchenorgelklänge des Openers in den ersten wirklichen Song hinübertragen. Die Nummer zieht gleich heiter an mit flotten Drums, einem dezenten Bass und einer flitzenden Gitarre. Wichtigstes aber: wir bekommen ordentliche Vocals! Im Chorus (eine wirklich schöne Melodiearbeit!) kommen die Chöre zwar wieder, hier aber nur im Hintergrund und dem leitenden Gesang gut angepasst. Geht durchaus in Ordnung. Auch wenn es viele abwechslungsreiche Parts gibt, im Grunde besteht der Song aus einem ohrgängigen Riffing, geht in einem Stück glatt durch und hat mit seinen etwas mehr als fünf Minuten die ideale Songlänge.
    Nach dem Ausfaden von Drums und Gitarre bekommen wir hier schon die überleitende Keyboardthematik, die uns zu Fallen (Track #3) bringt. Der Titel gönnt sich eine gute Minute instrumentalen Intros, macht einen etwas düsteren Eindruck als der Vorsong. Zusammen mit dem Gesang kommen schöne Rhythmusfeinheiten, der Song bleibt zunächst in seiner düsteren Laune mit gleichbleibender Instrumentalisierung. Zur Mitte gibt es ein Aufleben und Umbrechen der Strukturen, kurze Choreinsätze hauen dazwischen, es wird flotter, abwechslungsreiche Solopassagen beleben das Bild. Das Ende verfällt wieder in die melodischen Leitmotive des Anfangs, läßt von Fülle und Wucht aber nicht ab, so das das letzte Drittel des (fast) Sechsminüters dicht beginnt. Nur zum Ende erklingen wieder Synthesizer-Klänge, die in das nächste Intermezzo tragen:
    Transcendence (Track #4) ist ein nichtmal vierzigsekündiger Einwurf, bei dem mit Synthiklängen geprotzt wird. Es geht aber in Ordnung, da es wie ein "Licht am Ende des Tunnels"-Motiv rüberkommt und gleichzeitig für den nächsten Song die Wogen glättet.
    Mit Communion And The Oracle (Track #5) gibt es erstmals einen etwas längeren Song, der zumindest die Siebeneinhalb-Minuten-Marke übertrifft. Das instrumentale Intro ist ausgedehnt, dominant zur Überleitung der ersten Textpassagen sind Piano- und Orchesterklänge, die sich hier gut einbinden, der Gesang bleibt ruhig, weich und getragen. Ob durch mehrstimmigen Gesang, kleine Rhythmusfinessen, knappe Solopassagen; der Titel bleibt abwechslungsreich und lebendig, und das auf eine wunderbar leichte Weise, die keiner übertriebenen Instrumentalisierung bedarf.
    The Bird-Serpent War (Track #6) holzt wieder gut los. Begleiten anfangs noch Keyboard und Streicher die Riffs, treten sie zur ersten Strophe merklich in den Hintergrund. Der Song bleibt schnell und treibend, dominant sind die belebenden Gitarrenlicks, entsprechende Gitarren- und Keyboardsoli peppen den kurzen Spaß noch umso mehr auf, der in einem Gewittergrollen und dunkeln Meeresrauschen ausklingt.
    Wie passend, denn es folgt On The Breath Of Poseidon (Track #7). Der dreiminütige Instrumentalsong beginnt mit Streichersätzen und Pauken, bevor hohe Geigenarpeggios zur druckvollen Gitarre und Rhythmussektion überleiten. Das Ende ist abermals orchestral, doch die Parts sind hier gut ausbalanciert.
    Egypt (Track #8) knüpft inhaltlich mit seinem ausgedehnten Intro daran an, wandelt sich aber bald in Unabhängigkeit. Auch wenn streckenweise die Gitarre, metrisch brillant mit den Drums abgestimmt, schnell knüppelt, dominiert der siebenminütige Song durch getragene und ruhige, mehrstimmige Choruspassagen. Herausstechend zwischen den leicht orientalischen Harmonien der Gitarre ist der irrsing hüpfende Bass, der dabei unverschämt locker klingt, knapp nach der Songmitte. Das Songende bekommt ein einsames Piano, das beinahe nach einem klassischen Flügelstück klingt.
    The Death Of Balance (Track #9) beginnt mit psychedelischen Orchesterklängen, die auch nach dem Einsetzen der Gitarre lebendig bleiben. Auch dieser dreieinhalbminütige Song ist instrumental, wildeste und punktgenaue Rhythmusekstasen bestimmen den Mittelteil, das Ende klingt nochmal unter Streichersätzen und kurzen Chorgesängen aus.
    In Absence Of Light (Track #10) wird wieder mehr gemetallert. Zwar ist das Intro mit wechselnden Keyboardsound gefüllt, bis hin zu einem leicht schräg anmutenden Saloonpiano, doch schnell findet der Song eine Struktur. Strophenriffings und Chorus (auch er mal wieder mehrstimmig, aber gut verteilt) sind melodiös und brennen sich schnell in den Gehörgang. Kleine Spielereien lassen den knappen Fünfminüter schnell vorübergehen.
    A Fool's Paradise (Track #11) ist von Anfang an noch straighter, eigentlich zusammen mit dem Schlußsong mein Favorit von der Platte. Hier paßt sogar die penetrante und durchgehende Kirchenorgel, die eigentlich statisch und unbeweglich die Grundakkorde mitdudelt, im Hintergrund prima rein. Ein flitzendes Solo durchbricht den Song zur Mitte, Keyboard und Gitarre liefern sich ein klassisches Duett, bevor es zum treibenden Showdown übergeht.
    Rediscovery (Track #12), die erste, ist abermals ein nicht einmal eineinhalbminütiger Instrumentaleinwurf. Er wirkt in seiner harmonischen Schlichtheit und in seinem verhältnismäßig überschaubaren Arrangement beinahe anrührend.
    Natürlich übernimmt Rediscovery (Part II) - The New Mythology zunächst die Thematik. Hier halten sich Orchestralisierung und Rock- oder Metal-Elemente zunächst gut in der Waage, zwischen gitarrenlastigen Teilen übernimmt immer wieder das Piano mit hohen Arpeggios die Führung. Der zwölfminütige Song bekommt seine notwendigen Akzentverschiebungen zwischen den Instrumenten, dem Pegel und seiner Stimmung, behält dabei aber auch immer schön seine Grundlinie. Zur Mitte wird noch einmal leicht aufgedreht, proggige Passagen beleben und wandeln die Stimmung durchgehend, so daß auch der Schlußsong trotz seiner Länge nicht an Abwechslungsarmut leidet. Damit sich der Kreis schliessen kann, bilden dichte Intrumentalklänge und Choräle das Albenende, klingen über langsame Pianomotive, begleitet von einigen Streichern, epochal aus...

    Solide musikalische Arbeit rund um eine selbsterfundene Mythologie in stimmigem Konzept.     

The Divine Wings Of Tragedy
Typ1 CD / Studio
Jahr1997
LabelInside Out (SPV)
Songs
  1. Of Sins And Shadows
  2. Sea Of Lies
  3. Out Of The Ashes
  4. The Accolade
  5. Pharaoh
  6. The Eyes Of Medusa
  7. The Witching Hour
  8. The Divine Wongs Of Tragedy
  9. Candlelight Fantasia

Symphony X
Typ1 CD / Studio
Jahr1994
LabelInside Out (SPV)
Songs
  1. Into The Dementia
  2. The Raging Seasons
  3. Premonition
  4. Masquerade
  5. Absinthe And Rue
  6. Shades Of Grey
  7. Taunting The Notorious
  8. Rapture Or Pain
  9. Thorns Of Sorrow
  10. A Lesson Before Dying