Musik > Musiktips > Progressive > Fates Warning

Fates Warning : Biographie





    Die Geschichte der Band ist lang, umso verwunderlicher, daß es diese Granden des Progressive nie bis ganz oben auf den Musikolymp geschafft haben. Einer der wichtigsten Gründe dürfte die ewige Umorientierung in Musikstil und (vor allem) der Besetzung gewesen sein.
    Die Anfänge gehen auf das Jahr 1982 zurück. Irgendwo in Ohio findet sich ein Rudel gleichgesinnter Musiker zusammen, damals bestehend aus John Arch (Gesang), Jim Matheos und Victor Arduini an den Klampfen, Joe DiBiase (Bass) und Steve Zimmermann an der Schiessbude.
    Das erste Album Night On Bröken erscheint anno 1984 nach einigen Veröffentlichungen von Songs auf einschlägigen Samplern. Der Sound entsprach damals ziemlich straighten Heavy Metal, ließ noch wenig von dem Weg ins Prog-Genre erahnen. Vielleicht richtungsweisendes Indiz war die Tatsache, daß Sänger Arch neben dem Iron Maiden-Frontmann Bruce Dickinson vor allem mit Geoff Tate, dem Vocalist der zeitlichen Mitläufer Queensrÿche, verglichen wurde. Letztere haben über die gesamte Zeit ihres (bis heute anweilenden) Schaffens eine Gratwanderung zwischen Metal und Prog beschrieben.

    Nach und nach klingen die Songs verspielter und eigenständiger. Ein großer Umbruch kommt, nachdem Arch nach der Veröffentlichung des Albums Awaken The Guardian (1986) die Band verläßt. Die genaueren Umstände sind bis heute ungeklärt und werden von ein Bandinternum bleiben.
    Für ihn kommt Ray Alder, der bis heute für die Combo am Mikro steht.

    Immer wieder bröckelt das Lineup an allen Enden. Die aktuelle Besetzung besteht - laut der offiziellen Homepage - noch aus dem Gründungsgitarrero Jim Matheos, dem früh gewechselten Sänger Ray Alder und Bassist Joey Vera, welcher 1995 von der Band Armored Saint zu den Recordings für die A Pleasant Shade Of Gray kam.

    Da alle beteiligten Musiker stets auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzten (alles sehr umtriebige Männer) und das Lineup in der aktuellen Besetzung auf wenig hoffen läßt, ist ein weiteres Schaffen mehr als ungewiß. Aber auch diese Band bewies schon häufig die allgemein bekannte Weisheit: Totgeglaubte rocken länger! So kamen immer dann neue Sachen (Songmaterial, DVDs oder Konzerte), wenn man am wenigsten damit gerechnet hatte.

    Vielleicht noch erwähnenswert finde ich, daß diese Band als musikalisch großes Vorbild für die heute mehr als bekannten Genre-Führer und kommerziell deutlich erfolgreicheren Dream Theater standen. Der Gedanke ist alleine deswegen nicht weit hergeholt, weil Keyboarder Kevin Moore, Gründungsmitglied von DT, auch ein paar Jahre für Fates Warning in die Tasten gehauen hat.
    Gerüchte besagen, daß letztlich Dream Theater sogar ihren Erfolg nur Fates Warning verdanken. Angeblich wurden FW nach Konzerten penetrant mit Demozeug der DT, die damals noch unter dem Arbeitstitel Majesty aggierten, zugepflastert, bis deren Management sich um den Aufschwung von Dream Theater zu kümmern begann. Diesen Kram habe ich einmal irgendwo im Web gelesen - kann ihn also nur als Hören-Sagen unbewiesen so in den Raum stellen.

Fates Warning : Die Musik





    Die bewegte Historie der Band gleicht der musikalischen Vielfalt. Von den nach "einfachem" Heavy Metal klingenden Anfängen haben sie sich zu eindeutigen Vertretern und Vorbildern des Progressive fortentwickelt.
    Die Entwicklung scheint einen zufälligen Verlauf genommen zu haben, denn es ist durch die Diskographie der Band kein merklicher Bruch zu spüren. Anders gesagt: es stimmt immer die Balance zwischen Songwriting und den merklichen Progeinschlägen. Im Gegensatz zu vielen Genregenossen wurde bei Fates Warning nie zuviel gefrickelt. Ob bei den ruhigeren Songs und Phasen oder den etwas ruppigeren Klängen (die es nicht nur zu Anfang gab!) lebt die Musik durchweg von Abwechslung, herrlicher Melodiearbeit, dichtem Charisma und der gewissen Prise Tüftelei.

    Für mich als Späteinsteiger ist vor allem Sänger Ray Alder ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Seine Stimmcharakteristik hat hohen Wiedererkennungswert, sein Gesang hat viel eigenen Stil und brillante Technik - bei Studioarbeit wie live. Aber dazu Näheres bei den jeweiligen Albenrezensionen...

    Großartige Progressive-Historie in vielen Facetten!