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Billy Joel : Alben


Twelve Gardens
Typ2 CD / Live
Jahr2006
LabelSony BMG
Songs [CD 1]
  1. Angry Young Man
  2. My Life
  3. Everybody Loves You Now
  4. The Ballad Of Billy The Kid
  5. The Entertainer
  6. Vienna
  7. New Yoork State Of Mind
  8. The Night Is Still Young
  9. Zanzibar
  10. Miami 2017
  11. The Great Wall Of China
  12. Allentown
  13. She's Right On Time
  14. Don't Ask Me Why
  15. Laura
[CD 2]
  1. Goodnight Saigon
  2. Movin' Out
  3. An Innocent Man
  4. The Downeaster Alexa
  5. She's Always A Woman
  6. Keeping The Faith
  7. The River Of Dreams
  8. A Matter Of Trust
  9. We Didn't Start The Fire
  10. Big Shot
  11. You May Be Right
  12. Only The Good Die Young
  13. Scenes From An Italian Restaurant
  14. Piano Man
  15. And So It Goes

Storm Front
Typ1 CD / Studio
Jahr1989
LabelSony BMG
Songs
  1. That's Not Her Style
  2. We Didn't Start The Fire
  3. The Downeaster Alexa
  4. I Go To Extremes
  5. Shameless
  6. Storm Front
  7. Leningrad
  8. State Of Grace
  9. When In Rome
  10. And So It Goes
    Es liegen zwölf Jahre zwischen diesem Album und dem zweiten, das ich rezensiert habe (s.u.). Natürlich hat sich in der Zwischenzeit viel getan, und doch: beim ersten Augenschein ist die Masche dieselbe. Es wird wieder mit der Mehrdeutigkeit des Albentitels gespielt. Diese läßt sich diesmal sogar wörtlich ins Deutsche transponieren, denn mit der "Sturmfront" kann zum einen die erste Linie einer Kampfformation gemeint sein, andererseits das gleichnamige Wetterphänomen. Da ich jetzt nicht jeden mit linguistischen Episoden quälen will, ob nicht sogar beide Begriffe denselben Ursprung haben, lasse ich das bleiben und gehe zu den Songs.

    That's Not Her Style (Track #1) beginnt mit einer Bluesharp, stampft schnell in einen rockigen Bluesstil rüber. Der Fünfminüter ist teils dünn und filigran, dann wird es wieder wuchtig, ein netter Einstieg, konfrontiert nicht zu Beginn mit übertriebener Tragik, zieht mit Tempo und Harmonie gut ins Werk.
    We Didn't Start The Fire (Track #2). Hmmm. Muß ich zu der Nummer noch was schreiben? Den Song hat jeder irgendwann schon mal im Radio gehört. Ihr wisst schon: rockiges Gedudel, endlose Namenslisten von Leuten, Fazit: egal wie berühmt wir sind, das Feuer haben wir nicht erfunden. Nach einigen Jahren Ruhe vor diesem Titel kann ich ihn mittlerweile wieder hören. Mein Urteil: nett, aber eine inhaltliche Plattitüde.
    The Downeaster Alexa (Track #3) ist exakt das Gegenteil. Für Unwissende kurz eine Erklärung des Titels. Der "Downeaster" ist ein Schifferboot vor Australien, dessen Name "Alexa" ist. Darauf steht nun einsam der Fischer hinterm Steuer, schippert allein durch die Gewässer mit seinem Schiff, für dessen Besitz allein er sich schon die Finger bis auf die Knochen abgeschuftet hat. Die anderen Leute behaupten zwar, die Fischgründe wären so gut wie abgefischt, aber was anderes soll der Mann tun, dessen Vater und Großvater schon Fischer hier waren und deren Heimat immer hier war. Und solle er mal nicht wiederkommen, soll man seinen Kindern und seiner Frau ausrichten, er suche wohl Atlantis und habe die Hand nachwievor am Steuer. Das alles ist verpackt in ruhige und flächige Klänge, und vielleicht finden die Nummer viele Menschen zu triefig. Für mich ist sie eine der emotional dichtgepacktesten Popnummern überhaupt. Daß Billy Joel, der auf Long Island aufwuchs, nicht als Blinder über Farben singt, kann man sich denken.
    I Go To Extremes (Track #4) klimpert heiter an, bekommt eine rockige Tendenz, um nicht zu viel Melancholie aufkommen zu lassen. Nun, der Songtitel ist das Programm.
    Zur Albenmitte gibts mit Shameless (Track #5) eine langsame aber wuchtige Mischung aus Bluesrock, Gospel und textlichem Sauzeugs. Direkt zu Beginn wirft jemand alle Erziehung und Scham über Board, wenn es um die brennende Liebe geht. Steckt da ein kleiner Schlingel im braven und gut erzogenen Billy *grins*?!

    Dann der Titelsong Storm Front (Track #6). Munter und beswingt geht es zu. Ein heiterer Mann besingt seinen Aufbruch auf die ruppige See. Im Hafen warnte man ihn zwar vor der aufkommenden Sturmfront, aber er gibt auf seinem Bötchen Gas und freut sich über den brausenden Wind, das Hüpfen seines Bootes im Wellengang, geht angstfrei seinem Drang nach dem offenen Wasser nach. Ein schöner Song zwischen Bigband und Blues.
    Leningrad (Track #7) bringt wieder Ruhe und Nachdenklichkeit. Es geht um jemanden, der in Leningrad mit seinem Kind die befremdliche Traurig- und Perspektivlosig Russlands sieht, einen emotional ausgelaugten Kriegsveteran. Sein Ausweg ist, daß er Zirkusclown wird und sich freut, wenigstens Kinder zum Lachen zu bringen, einem Lachen, das er selbst längst verloren hat. Der Song bietet textlich einen bedrückenden Schnappschuss, arbeitet auch musikalisch mit Kniffen wie gleichnamigen Tonartwechseln (zwischen Traurigkeit und Hoffnung), ist ein kompisitorisches und emotionales Meisterstück.
    State Of Grace (Track #8) zieht launemäßig wieder aufwärts, rockt moderat. Bei dem Song drückt sich der Sänger einmal richtig ein paar druckvolle Passagen aus den Stimmbändern. Respekt, Respekt!
    When In Rome (Track #9) legt noch eine Schippe Tempo und gute Laune oben drauf. Das Arrangement ist sehr straight, dünn und quirlig, eine Gitarre im Hintergrund bringt einen Hauch von Funk in den knappen Fünfminüter.
    And So It Goes (Track #10) schliesst das Album ruhig, nachdenklich und pur. Hier hat jemand eine grosse Liebe verloren, kann daran nichts mehr ändern. Tja, so gehts eben. Wunderbar liegen hier Piano und Stimme eng aneinander, nur ganz verhaltene Streicherklänge binden ein wenig. Zum Ende also ein melancholisches und zauberhaft unverschnörkeltes Stück, das den Hörer ohne poppigen Schnickschnack in seine (musikalische) Einsamkeit entlässt.

    Diese Platte ist merklich poppiger als die alten Werke, was dem Pianisten Billy Joel so manchen Charthit und sicher Dollar in die Taschen brachte. Diesem Musiker gönne ich es neidlos. Denn zwischen den stumpfen Hitnummern, die jahrelang durch alle Radios weltweit gepustet wurden, steckt viel Seele und Authentizität in diesem Album. Jeder wird sich seine Lieblingstitel selber suchen müssen, aber jeder, der Musik irgend etwas abgewinnen kann, wird wenigstens einen auf diesem Album finden.

    Das beste und tiefgründigste Album der Popmusik, das ich kenne.

The Stranger
Typ1 CD / Studio
Jahr1977
LabelSony BMG
Songs
  1. Movin' Out
  2. The Stranger
  3. Just The Way You Are
  4. Scenes From An Italian Restaurant
  5. Vienna
  6. Only The Good Die Young
  7. She's Always A Woman
  8. Get It Right The First Time
  9. Everybody Has A Dream
    Dieses 1977er Album wird zum kommerziell wichtigsten Wurf des Musikers, eine Grammy-Auszeichnung inbegriffen. Neben dem trist-sepiagrauen Cover, das sich auf das Wesentliche beschränkt, spielt der Albentitel mit der kleinen Doppeldeutigkeit das englischen Begriffs The Stranger, was einerseits mit "der Fremde" übersetzt werden kann, aber auch für "der Durchgeknallte" stehen kann. Das Covermotiv gibt uns hier wenig Aufschluss, dann müssen wir uns wohl oder übel mit dem musikalischen Material befassen, um hierzu mehr sagen zu können.

    Der Opener Movin' Out (Track #1) erzählt uns vom kleinen Volk, der sozialen Mittel- bzw. Unterschicht, die den lieben langen Tag hart schuftet, wenig dafür bekommt, einen Teil des sauerverdienten Geldes zur Seite legt, um vielleicht eines Tages ausbrechen und ein besseres Leben führen zu können. In poppigem Ensemble trällert der Song nett vor sich hin, bis kurz vor Ende ein Motorrad knatternd angeworfen wird, mit dem unser Protagonist zumindest einen kleinen Ausbruch aus der bitteren Realität zu machen scheint.
    Der Albentitelsong The Stranger (Track #2) hat leichte Rocktendenzen, zumindest ein schmieriges Gitarrenriff blitzt immer mal wieder auf. Die bereits angesprochene Doppeldeutigkeit des Titels wird zum Fokus der Lyrics. Denn es wird festgestellt, daß jeder Mensch seine Macken hat, die er vor anderen Menschen - und meist vor allem vor sich selbst - versteckt. Ein gezieltes Entfremden, das im Extremfall sogar dazu führt, daß man sich selbst - geschweige die anderen Personen um sich - überhaupt noch richtig kennt, im Grunde jeder um einen ein Fremder ist, egal wie gut man ihn zu kennen glaubt.
    Just The Way You Are (Track #3) ist eine ruhige Ballade, zwischen dem dünnen Arrangement bricht lediglich ein Blasinstrument (Saxophon?!) aus. Es ist ein unspektakuläre Liebeserklärung, scheinbar eine Versöhnung nach einem kleinen Alltagsstreit, deren Fazit ist "ich liebe Dich einfach so wie du bist". Die Nummer ist nett, das musikalische Highlight ist das Saxophon-Solo, das in einem jazzigen Freestyle-Runout den Song beendet.
    Scenes From An Italian Restaurant (Track #4) hat nicht nur den längsten Songtitel, sondern ist auch mit geschlagenen siebeneinhalb Minuten ein für Popmusik beachtlicher Longtrack, der längste der Platte. Der Songtitel ist eigentlich schon das Programm, denn mal geht es gelassen zu, dann zieht urplötzlich rassiger Wind durch den Song, schmeisst augenblicklich das vorige Konzept über den Haufen. Weite Strecken sind instrumental, aber der Song ist toll gemacht. Am besten, man schließt die Augen und sieht dem Treiben im besagten Restaurant mit dem geistigen Auge zu. Daß andere sensorische Eindrücke ausser der Akustik fehlen, macht bei der Nummer nichts!
    Vienna (Track #5) trottet anschliessed gemütlich. Er ist ein gezielter Runterkühler nach dem hitzigen Vorsong, der sich der Aufgabe stellt, ein manisch-hitziges Wesen auf den Boden der Realität zurückzuholen. Angenehm entspannend.

    Only The Good Die Young (Track #6) klimpert zwar dünn an, bekommt aber bald eine flotte Rockabilly-Gestalt. Ein Ensemble aus akustischen Gitarren, Klavier, Orgel, Handclaps und einigen Bläsern knallt einem stimmungsvoll um die Ohren.
    She's Always A Woman (Track #7) ist der kürzeste Song der Platte, auch der ruhigste und charismatischste. Das Piano perlt in fluenden Arpeggios, ein Fredlessbass bindet ruhig, ein paar Bläser umspielen ohne Hektik die Gesangsmelodie. Und der Text? Ein liebevolles Intermezzo der intersexuellen Aufklärung! Da wird von einer Frau gesungen, die mal unglaublich liebevoll sein kann, dann wieder zickig, die im Grunde viel zu selbstsüchtig ist, sogar den Ruf eines (ihres?) Mannes mit schwachsinnigen Gerüchten ruiniert. Das Fazit: ich liebe sie so wie sie ist. Sie ist halt eine Frau. In dieser zauberhaften Ballade treffen Tragik, Lebenserfahrung und Liebe in unglaublich guter Balance und einfachem Arrangemet zusammen. Allein für diesen Titel geht ein Grammy in Ordnung!
    Bei Get It Right The First Time (Track #8) präsentiert sich der Songwriter noch mal in beswingtem Bigband-Ensemble. Es geht flott, dynamisch und mit druckvoller Stimme zu Werke. Nun, und wenn da einer singt "mach das erste Mal richtig, auch wenn du es später richtig machst, das erste Mal gibt es nur dieses eine Mal"? Ein Schelm, wer hier an Schweinszeug denkt *grins*.
    Der Ausstieg Everybody Has A Dream (Track #9) ist getragen und easy, schlägt merklich in die Bluessparte. So gospelt ein mächtiger Damenchor im Hintergrund, bluesige Phrasen von Gitarren durchbrechen im Hintergrund ab und an die dominierende Pianolinie. Der letzte Song ist ein wenig schwülstig, aber unterm Strich schön und versöhnlich.

    So, und dafür gab es nun einen Grammy? Jepp, indeed. Wenn das nicht nachvollziehbar ist, dann liegt es vielleicht ein meiner zu persönlichen Sicht auf die Titel, oder an stilistischen Schwächen in meiner Beschreibung. Dann kann ich nur sagen: ab in den nächsten Plattenladen, testhören.

    And the Grammy goes to...

Cold Spring Harbor
Typ1 CD / Studio
Jahr1971
LabelSony BMG
Songs
  1. She's Got A Way
  2. You Can Make Me Free
  3. Everybody Loves You Now
  4. Why Judy Why
  5. Falling Of The Rain
  6. Turn Around
  7. You Look So Good To Me
  8. Tomorrow Is Today
  9. Nocturne
  10. Got To Begin Again