Von Simon And Garfunkel gibt es weit mehr "Best-Of" als es Studioplatten gab, die Auswahl ist also groß. Aus zwei Gründen habe ich mich für diese hier entschieden. Erstens ist hier die Soundqualität hervorrangend, während viele ältere Compilations ein grober Zusammenschnitt aus frühen Studio- und Liveversionen sind, deren Tonqualität einfach grottig ist. Jeder eigene Radiomitschnitt auf Kassette würde besser klingen. Sowas wünsche ich mir von einer CD natürlich nicht! Zum zweiten gibt es Best-Of, die versuchen, mit einer Scheibe auszukommen. Gut, die Klassiker wie "Sound Of Silence", "Mrs.Robinson", "Bridge Over Troubled Water" etc. kriegt man dort locker unter.
    Natürlich gibt es die auch auf dieser Zwei-CD-Collection! Aber damit wird man diesem Musikerduo meiner Meinung nach nicht gerecht, denn besonders durch die unbekannteren - oft stillen, nachdenklichen und charismatischen - Songs zeigt sich die Vielfalt und der musikalische Tiefgang. Beispiele hierfür sind (für mich persönlich) Titel wie der lockere Cloudy (CD 1, Track #17), das nostalgisch-romantische Scarborough Fair (CD 1, Track #15), die außergewöhnliche Mischung von Radionachrichten und dem Weihnachtsklassiger "Stille Nacht" in 7 O'Clock News/Silent Night oder die heiteren Uptemponummern At The Zoo (CD 2, Track #3) und Baby Driver (CD 2, Track #10).
    Meiner Meinung nach dürfte auch auf keiner Zusammenstellung, die sich "Best Of" nennen will, der extrem kurze aber wunderbar charismatische und bitter-süße Song April Come She Will (CD 1, Track #11) fehlen.

    Die Reihenfolge der einzelnen Titel ist über beide CDs gut verteilt. In regelmäßigen Abständen gibt es einen der "Gassenhauer", die unbekannteren Songs liegen von Tempo und Charakter gut verteilt dazwischen. Leider hat das Duo sich so früh getrennt, beide hatten als Solokünstler nicht mehr den Erfolg wie einst zusammen. Die Erklärung liegt für mich auf der Hand: Paul Simon ist ein begnadeter Songwriter und "nur" (!) passabler Sänger, Art Garfunkel hingegen scheint nicht das gewisse Etwas beim Songschreiben zu haben, hat dafür aber mit seiner technisch brillanten Stimme und seinem Timbre viele der Titel erst mit der passenden Seele versehen. Also Topf und Deckel, die zwar auch getrennt was können, aber nur gemeinsam ihr volles Potential ausgeschöpft haben. Diese Sammlung an Songs ist von Tonqualität und Titelfolge jedenfalls die schönste, die ich bislang gesehen und gehört habe.

    Wer angefixt ist oder neben den Songs noch mehr lohnenswertes Material der Künstler sucht, sollte sich vielleicht nach der DVD - The Concert In Central Park (s.u.) umschauen. Denn sowohl Platten wie auch DVDs sind mittlerweile massenweise im Einzelhandel und übers Internet zu Spottpreisen zu bekommen...

    Vierzig zauberhafte Perlen des Folkrock-Songwritings!

    Dieses Konzert fand am 19.September 1981 im NewYorker Central Park statt - und wurde zum Erhalt desselben veranstaltet. Die Stadtverwaltung überlegt, den Park aus Kostengründen zu schliessen, viele Künstler engagieren sich ehrenamtlich für den Park, unter anderem eben auch Simon And Garfunkel mit diesem spektakulären Reunion-Konzert nach über zehn Jahren getrennter Arbeit.
    Es ist ein schöner Spätsommerabend, als das Konzert beginnt, geht die Sonne gerade unter. Im Web ist von rund 500.000 Besuchern (!) an diesem Abend zu lesen. Gut, wen wundert es, wenn man ohne Eintritt zu einem unglaublichen und kaum noch erwarteten Auftritt solch bekannter Musiker aus der Zeit gehen kann. Dabei wundern sich die Musiker am Mikro gelegentlich, wenn Sätze fallen wie "eigentlich wollten wir hier nur ein kleines Nachbarschaftskonzert abhalten" oder "wir dachten uns schon, daß ein paar Leute kommen, aber wir scheinen den Platz vollbekommen zu haben".

    Die zwei Musiker liefern eine astreine Show über knapp eineinhalb Stunden ab, zu den einzelnen Songs muß man kaum etwas sagen, da die Titel meist für sich sprechen. Die über zehnjährige Trennung ist dem Duo jedenfalls musikalisch nicht anzumerken. Im Hintergrund ist ein dickes Bigband-Ensemble versammelt, das die Songs gut fülllt, aber nie zu wuchtig wirkt. Die Tonqualität ist trotz des Alters der Originalaufnahmen hervorragend. Auch optisch bleiben keine Wünsche offen; vom Schwenk über diese unglaublichen Menschenmassen bis hin zu nahen und sehr persönlichen Aufnahmen der Musiker ist alles dabei. Technischen Schnickschnack gibt es auf der DVD natürlich keinen, aber wer braucht sowas bei so einem Konzert? Denn auch die Bühnenperformance der Künstler kommt ohne jede einstudierte Show aus!
    Von Anfang bis "Ende" sorgt diese Aufnahme für abwechslungsreiche Unterhaltung in Bild und Ton. Der große Hit Sound Of Silence kommt erst in der Zugabe als vorletzter Song des Abends. In der Ansage weisen die Musiker noch einmal darauf hin, daß sie sich eigentlich ein Feuerwerk als Krönung für diesen Abend gewünscht hatten, das jedoch aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt wurde. An Stelle dessen flutet im begeisterten Publikum ein Meer aus brennenden Feuerzeugen auf. Ein toller Anblick. Ein wuchtiger Jubelsturm bricht natürlich bei der Textzeile "And in the naked light I saw ten thousand people, maybe more..." aus, wie schon gelegentlich vorheriger Szenenapplaus während einiger Songs. Vor allem aber - passend zu dem Songtitel - ist es beinahe beängstigend, wie leise eine halbe Million Zuschauer sein kann, während sie gespannt und andächtig einem großartigen Folkrock-Duo lauscht...

    Natürlich gibt es auch aus diesem Konzert unzählige Bootlegs und Auszüge im Web, ich nehme stark an, daß man mit ein wenig Suchen alle Videos dieses Konzerts zusammenbekommt. Einige wenige Titel gebe ich als Starthilfe für Interessierte auch mal an (s.u.). Ich habe mir die DVD jedoch gekauft, was bei den aktuellen Kosten kein wirkliches Problem ist. Und ich persönlich finde es schöner, mir das komplette Konzert am Stück, in Ruhe und bei gleichbleibender Lautstärke vor dem Fernseher ansehen zu können, als es mir stückchenweise zusammenzusammeln. Aber das muß jeder mit sich und seinem Geldbeutel abmachen.

    Ein wunderschönes Wiedervereinigungskonzert!