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Sting : Alben


Sacred Love
Typ1 CD / Studio
Jahr2003
LabelUniversal
Songs
  1. Inside
  2. Send Your Love
  3. Whenever I Say Your Name
  4. Dead Man's Rope
  5. Never Coming Home
  6. Stolen Car (Take Me Dancing)
  7. Forget About The Future
  8. This War
  9. The Book Of My Life
  10. Sacred Love
  11. Send Your Love (Dave Aude Remix)
  12. Shape Of My Heart
    Der Einstieg ist atmosphärisch, bevor Sting die ersten Zeilen von Inside (Track #1) deutlich und im Vordergrung ansingt. Schnell verdichtet sich das Instrumentarium; klare Gitarren, Piano, Streicher mischen sich dazu. Zum Songende schaukeln sich Gesang und Instrumente zu einem treibend-manischen Showdown des eigentlich ruhigen Songs hoch.
    Andächtige Flamencogitarren bilden den Anfang von Send Your Love (Track #2). Der Grundgroove ist rassig, aber im laufenden Song mit modernen Sounds vom Synthesizer und Beats bestimmt. Thematisch schlüssig, denn es heißt in den Lyrics "send your love into the future". Über die Mixtur moderner Beats und klassischer Percussions dudelt ein Bläser orientalische Melodien, die sehr an das Album Brand New Day (s.u.) erinnern.
    Ein erster zeitlicher Überflieger kommt mit Whenever I Say Your Name (Track #3), der mit seinen fünfeinhalb Minuten deutlich länger ist als die beiden Vorsongs. Dieser Titel ist eine bassbetonte Gospelnummer, schöne female Vocals arbeiten bluesig neben Stings Stimme. Zahlreiche Aufs und Abs sowie Tonartspielereien halten den Song sehr kurzweilig, ohne daß er dabei einen Bruch erfährt.

    Dead Man's Rope (Track #4) ist melancholisch und choral. Durch ein lebhaftes Arrangement bleibt er nett unterhaltsam, zur Hälfte kommt eine schöne Bridge, die in die gleichnamig Molltonart wechselt, bevor es zum perucussionlastigen Ende geht.
    Auf einmal gibt es bei Never Coming Home (Track #5) einen richtigen Flitzer. Das Tempo des Songs ist verhältnismäßig hoch, die Beatstruktur sehr modern ausgerichtet. Für traditionelle Klänge sorgen Arpeggios auf klassischen Gitarren, die durchgehend und ohrgängig zwischen den Synthisounds dahinflitzen.
    Auch Stolen Car (Track #6) hat moderne Elemente: die Beats klingen up to date, sind aber größtenteils mit klassischen Percussions gespielt. Die Streicher binden hervorragend zwischen ruhigen Parts und den vielstimmig dichten Elementen des Songs, der auf diese Weise zu einem kurzweiligen Vierminüter wird.

    Der zweite Albenteil steigt mit Forget About The Future (Track #7) bassbetont und groovig ein. Auflockerung bringt eine Egitarre, die sich zwischen funkigen und bluesigen Riffs und Licks bewegt. Gen Ende gibt es ein paar Bläser, Stings Stimme bleibt rauh und düster bis kurz vor Ende. Im Grunde zieht sich der Song eeeeeasyyy dahin, wirkt trotz seiner über fünf Minuten Dauer aber nicht künstlich in die Länge gezogen.
    Und das gibt es wirklich selten bei Sting: die letzten Takte beihalten den Beat, der überleitet zu This War (Track #8). Die Dominanz bekommt hier eine blues-rockige E-Gitarre, die zwischendurch immer wieder vom markigen Bass, einer Hammondorgel und dem Schlagzeug überholt wird.
    Der Anfang von The Book Of Life (Track #9) ist ein dünner, tiefer Streichersatz, der von fernöstlichen Klängen begleitet wird. Dieser Song nimmt sich Zeit, mit sechs Minuten und fünfzehn Sekunden ist er der längste des Albums. So dauert es beispielsweise zwei Minuten, bis erstmals die Percussions, die Instrumentallinie und Gesang zusammen zu hören sind. Der Titel ist wunderbar ruhig, bleibt bei seinem buddhistisch-fernöstlichen Touch, auch wenn zum Ende ein Schlagzeug mitwirkt.

    Erst zu Beginn des Endspurts kommt der Titelsong Sacred Love (Track #10). Der Song ist groovy flott, mal funky, mal bluesig, mal gospelig, jedenfalls immer bis unters Dach dicht gepackt und treibend, während seinen sechs Minuten gibt es keine Durchhänger.
    Ist die Liebe nun in der Zukunft angekommen? Denn es kommt erneut Send Your Love (Track #11). Dieser Dave Aude Remix ist wesentlich beatiger und schneller als der Titel 2, kommt mit seinen etwas mehr als drei Minuten zügig ans Ende, beinhaltet aber dieselben melodischen Thematiken wie der Track aus der Vergangenheit. Ein Song nach vollendeter Zeitreise.
    Ein kurzer Ausklang kommt mit Shape Of My Heart (Track #12). Kaum hat man die Atmosphäre aus ruhigen Streichern, einem trottenden Bass und perlenden Nylongitarren intus, endet das Intermezzo nach zwei Minuten mit ein paar hohen Tonläufen auf dem Piano und verhaltenem Applaus von Zuhörern im Hintergrund.

    Klassischer Sting mit einigen modernen Elementen. Einfach schön!

... All This Time
Typ1 CD / Studio
Jahr2001
LabelUniversal
Songs
  1. Fragile
  2. A Thousand Years
  3. Perfect Love... Gone Wrong
  4. All This Time
  5. The Hounds of Winter
  6. Mad About You
  7. Don't Stand So Close To Me
  8. When We Dance
  9. Dienda
  10. Roxanne
  11. (If You Love Somebody) Set Them Free
  12. Brand New Day
  13. Fields Of Gold
  14. Moon Over Bourbon Street
  15. If I Ever Lose My Faith In You
  16. Every Breath You Take

Brand New Day
Typ1 CD / Studio
Jahr1999
LabelUniversal
Songs
  1. A Thousand Years
  2. Desert Rose
  3. Big Lie Small World
  4. After The Rain Has Fallen
  5. Perfect Love... Gone Wrong
  6. Tomorrow We'll See
  7. Prelude To The End Of The Game
  8. Fill Her Up
  9. Ghost Story
  10. Brand New Day
    Kurz vor der Jahrtausendwende das brandneue Werk Brand New Day, das tatsächlich viel Neues mit sich bringt.
    Schon A Thousand Years (Track #1) legt mit ungewohnten Klängen los. Ein dunkles Grollen und hauchfeine Synthesizerklänge bilden einen sphärischen Einzug. Erst dann setzen nach und nach Schlagzeug, Percussions und Bass ein. Die Leitmelodie, die von einem sanften Bläser vorgestellt wird (Fagott?), klingt ethnisch orientalisch, dieselbe Melodie übernimmt Sting auch als grobe Orientierung für die Vocals. Ein schönes Duett, das von den anderen Instrumenten lediglich unterlegt bleibt.
    Die Desert Rose (Track #2) verschärft diese Stimmung noch. Der Lovesong dreht sich - wie der Titel schon sagt - um die heisse Liebe einer orientalischen Schönheit. Parallel zu Stings eigenen Vocals singt ein Gastmusiker den Text in Algerisch mit leicht verzierten Einschlägen um die erste Gesangslinie herum. Unter die Instrumente und den deutlichen Bass legen sich Percussions und ein Hauch von Trip-Hop-Beats. Klingt verwirrend? Ist es! Muß man einfach gehört haben, um es nachvollziehen zu können.
    In Big Lie Small World (Track #3) gibt es eine witzig-hämische Kurzgeschichte (Songlyrics lassen sich ja überall im Netz schnell finden). Die Musik ist vom Grundtenor sehr jazzig, das lebhafte Rhythmuskonstrukt zwischen Percussions, Nylongitarre und Hintergrundbläsern ist mehr als vertrackt.
    Bei After The Rain Has Fallen (Track #4) kommt der anfängliche Orientaltouch wieder, jedoch hier nur in Passagen. Die Hauptthematik hört sich sehr swingig, flott und treibend an. Der Text dreht sich um einen gewitzten Dieb, der in der Sahara sein Unwesen treibt.

    Und wieder ein komplettes Novum: Perfect Love... Gone Wrong (Track #5) ist hipphoppig groovy und durch einen wunderbaren Fretlessbass unterlegt. Der Knaller kommt im Chorus: jazzige Bläser und Piano mischen sich mit französischem Rap eines Gastmusikers!
    Mit Fill Her Up (Track #8) sind wir auf einmal bei astreinem Country. Zumindest die erste Hälfte des fünfeinhalb Minuten langen Songs. Ab der Mitte ein harter Bruch - und ein Gospelchor beginnt. Hat es diese Mischung irgendwo im Pop schon mal gegeben?!

    Der vorletzte Song Ghost Story (Track #9) ist anfangs andächtig ruhig. Eine klare Nylongitarre umzupft die Gesangsmelodie den gesamten Song über. Nach und nach kommen sphärische Synthesizer, Percussions und Bass dazu, die die Atmosphäre merklich verdichten. Nach dem Mittelteil gibt es einen unerwarteten Wechsel in die gleichnamig Dur-Tonart, gegen Ende erklingt im Hintergrund eine elektische Slidegitarre. Was für eine musikalische Reise in fünfeinhalb Minuten. Wow!
    Haben wir in dem Wechselbad etwas vergessen? Ach ja - der Titelsong! Der Brand New Day (Track #10) kommt als letzter und mit sechs Minuten zwanzig auch längster. Die Nummer zieht gute Laune und Optimismus verbreitend zügig ab, daß man sich schnell mitgerissen fühlen muß. Und Sekunden vor dem Ausklang hören wir im Hintergrund noch einmal das geblasene Leitthema des Openers.

    Komplett neues musikalisches Land, das die Reise wert ist!     

Fields Of Gold (Best Of)
Typ1 CD / Studio
Jahr1994
LabelUniversal
Songs
  1. When We Dance
  2. If You Love Somebody Set Them Free
  3. Fields Of Gold
  4. All This Time
  5. An Englishman In New York
  6. Mad About You
  7. It's Probably Me
  8. They Dance Alone
  9. If I Ever Lose My Faith In You
  10. Fragile
  11. Love is Stronger Than Justice
  12. We'll Be Together
  13. Moon Over Bourbon Street
  14. Love Is the Seventh Wave
  15. Russians
  16. Why Should I Cry For You ?
  17. This Cowboy Song
    Eigentlich halte ich nicht viel davon, hier viel über Best-Of-Alben zu faseln, besonders nicht bei Künstlern, die sowieso jeder kennt. Hier muß ich eine Ausnahme machen, denn kaum ein Best-Of verdient seinen Titel wie diese Compilation. Weil auch vielleicht nicht jedermann direkt mit allen enthaltenen Titeln gleich einen Song verbinden kann: ein knapper Überblick aller Songs.

    Opener When We Dance (Track #1) perlt ruhig und romantisch in die Platte. Eine Mischung aus unzähligen Instrumenten (Klavier, Gitarre, Bass etc.) und Percussions fließt in vielen fein auf einander abgestimmten Linien zu einem besinnlichen Romantikbach zusammen, eine lebendige Bridge, eine Transponationsstelle und ein Crescendo kurz vor Ende pennen auf.
    If You Love Somebody Set Them Free (Track #2) zieht das Tempo schmissig an, ist deutlich rhythmusbetonter, über dem Grundgerüst fliegen einem immer wieder Bläsertöne (beispielsweise von einem rauchigen Saxophon) um die Ohren, mit einem breiten Chor wird über Stings Frontstimme gegospelt. Worum es inhaltlich im Song geht, sagt bereits der Titel.
    Der Titelsong Fields Of Gold (Track #3) ist poppig und getragen. In seinem tragischen Inhalt und dem unglaublich perfekten Arrangement eine Pop-Ballade, die sich gewaschen hat! Schmalzig? Nein, einfach nur wunderbar - und die Albumtitelfunktion ist berechtigt.
    All This Time (Track #4) ist flott und prickelnd, hat zahlreiche trickige Rhythmusfinessen zu bieten. Die anfängliche Folk-Stimmung wird im vollen Pop-Ensemble (Gitarren, Hammondorgel, Bläser, multiple Gesangslinien) ein wenig verwaschen, bleibt aber als roter Faden bis zum Ende bestehen.
    An Englishman In New York (Track #5) hat jeder schon einmal im Radio gehört. Ein arpeggierendes Piano und Staccato-Streicher bilden die Basis, über der sich Sting mit seinem nett-bizarren (autobiographischen?) Text und ein Fagott (oder doch Oboe oder Klarinette?!) ein Stelldichein geben.
    Mad About You (Track #6) ist mal wieder ein einziges Crescendo. Es geht mit einer glasklaren und ultraharten Westerngitatte los, immer mehr Instrumente steigen mit ein, der Fluß wird durch Rhythmusumstellungen und kurze Solopassagen immer wieder gewandelt.

    It's Probably Me (Track #7) hat aus instrumentaler Sicht einen sehr verhaltenen Charakter, die im Vordergrund stehen Stimme von Sting vermittelt den Eindruck einer persönlichen und vertraulichen Atmosphäre wie in einem Gespräch unter zwei vertrauten Menschen. Die intimen Inhalte bekommen wir nicht expressis verbis vorgesetzt, sie werden durch ein schönes Solo ersetzt. Arrangement und Stilistik des Songs passen perfekt zum Titel.
    They Dance Alone (Track #8) ist wieder so ein Fall von "den kennt jeder". Mit seinen knapp über sieben Minuten deutlich längster Song der Platte. Über die gebundenen Instrumente und die ohrgängige Hookline singt Sting die tragischen Texte, die ein Bild von unterschiedlichen Menschen zeichnen, die in Abgeschiedenheit mit ihren verstorbenen Mitmenschen (Familie, Partner, Freunde) tanzen. Und weil jene eben nicht mehr mittanzen können, "tanzen sie allein". Das Songende ist ein Ausbruch aus der vorherigen Stimmung, bringt in seinem jazzig-rassigen Stil eine angenehme Ausblendung. Es ist ein für Popmusik aussergewöhnlich langer Song, aber fehlen darf kein Takt bei dieser atmosphärischen Nummer!
    If I Ever Lose My Faith In You (Track #9) kommt mit seinem quirligen Innenleben hier genau recht, wirkt auflockernd, der Gesang ist druckvoller. Der Inhalt? Es darf zu ziemlich alles passieren, solange ich auf dich setzen kann. Besonders die flotte Instrumentallinie des Songs verhindert einen zu hohen Schmalzfaktor.
    Fragile (Track #10) ist genau das, was er uns mit seinem Titel sagt: zerbrechlich. In der andächtigen Ballade geht es um die Zerbrechlichkeit des menschlichen Geistes. Inhalt und Melodiebögen sind (mal wieder) erschreckend gut auf einander abgestimmt.
    Love is Stronger Than Justice (Track #11) gibt mit seinem beswingten Country-Stil quasi die passende Antwort dazu. Slidegitarren, Banjos und ein Saloonpiano hört man bei Sting nicht allzu oft, aussergewöhnlich ist auch der verschobene Gesangsmetrum (viele Akzente laufen auf einen Offbeat). Ein toller Ausflug in andere Gefilde.
    We'll Be Together (Track #12) präsentiert ein experimentelles Intro, das in eine Mischung aus Bluesrock (gospeliger Hintergrundchor und schweinös bluesphrasende Lead-Gitarre) und Swing ausufert. Geil!

    Moon Over Bourbon Street (Track #13) ist einer der nicht soooo bekannten Songs. Der jazzige Fretlessbass, das verhaltene Besen-Schlagzeug und die Stimme des Intros verlaufen sich in eine leise und langsame Jazznummer, die vor Charisma nur so strotzt. Daß dieser Song nicht regelmäßig im Radio gespielt wird, ist klar. Aber wer Sting mal wieder unpoppig hören möchte, darf diesen Titel nicht übergehen.
    Love Is the Seventh Wave (Track #14) kennt wieder jeder. Reggae, Swing und (leichte) Punkelemente zu mischen, naja, das haben doch The Police schon über Jahre gemacht. Und dann meine ich noch Textdiebstahl aus deren Chartkracher "Every Breath You Take" zu erkennen. Ich glaube, der Soloartists Sting hätte sich bei denen auch wohl gefühlt... *grins*
    Russians (Track #15) ist einer meiner Favoriten dieser Scheibe. In den pseudo-russischen Klängen beweist der Mann abermals seine musikalische Vielfalt. Über die instrumentale Tristesse bügelt er mal eben einen kritischen Text zum kalten Krieg (Chruschtschow, Atombomben und so, ihr wisst schon), dessen beinahe flehende Quitessenz ist: überlegt euch, was ihr mit euren Spielzeugen anstellt, denn ich bin sicher, die Russen lieben ihre Kinder genauso wie wir unsere.
    Why Should I Cry For You ? (Track #15) bringt getragene Ruhe und die schmerzliche Frage einer beendeten Beziehung: warum sollte ich gerade dir eine Träne nachweinen? Die Nummer ist angenehm ruhig, die konstante Belebung des instrumentalen Ensembles verhindert jedoch einen zu einschläfernden Charakter.
    This Cowboy Song (Track #16) zu guter Letzt heitert noch einmal auf. Einen Hauch von flottem Bluesfeeling bringen die Hammondorgel zu Beginn und eine spätere Leadgitarre. Aber dieser Gutelaunetitel zeigt auch zum Ende, daß sich Sting nicht mit einem einzigen Genre in einem Song zufrieden gibt. Dieser Song ist nett, heiter und unkompliziert.

    Ein Best-Of, das seinen Namen wirklich, wirklich verdient!