Musik > Musiktips > Progressive > Devin Townsend

Devin Townsend : Biographie







    Die musikalisch nenneswerte Karriere des kleinen Kanadiers beginnt 1992. Damals heuert er bei dem namhaften Gitarristen Steve Vai an, bringt frischen Wind in dessen Album Sex And Religion, übernimmt die Vocals. Doch die wirkliche Anerkennung der Vai-Fans bleibt aus: vielleicht aufgrund seiner ungewohnten Innovationen an der Gitarre, vielleicht wegen seiner quirligen und ungewohnten Art (seinem musikalischen Wesen gleich), die von Vai selbst ablenkt.
    Nach einigen Rückschlägen findet er in England Anschluß an eine Band namens The Wildhearts, bekommt den Platz an der zweiten Gitarre zugewiesen. Zeitgleich gründet er die Band Strapping Young Lad, die bis heute aktiv ist.

    Seine Solokarriere startet im Jahre 1997 mit dem Debüt-Album Ocean Machine - Biomech durch. Die Platte sorgt in einschlägigen Medien und unter dem Publikum für Furore - derartiges hatte man noch nie zuvor gehört! Bislang folgten fünf weitere Studioalben, wovon das dritte (Physicist [2000]) einen stilistischen Ausflug in Richtung straighten, harten Heavy Metal beschreibt.

    In 2007 durchbricht der schaffensreiche Kanadier alle Dimensionen: das zunächst als The Mighty Masturbator angekündigte Album wird unter dem alternativen Arbeitstitel Ziltoid The Omniscient veröffentlicht. Hierfür hat Townsend von professioneller Hand eine selbstentworfene Puppe anfertigen lassen. Der allwissende Ausserirdische Ziltoid durchreist das Universum - oder wie er selbst es nennt: das "Omniverse", um auf dem Planeten Erde den universell besten Kaffee zu bekommen. Auf der Enhanced-Version des Albums sind Hörspielelemente und Videos des grünen Ausserirdischen, die aus dem Album eine umfassende Metal-Sinfonie (Originalton Townsend) machen. Auf diesem überaus unterhaltsamen und deutlich aus der Art schlagenden Werk präsentiert der Musiker sein Talent für Unterhaltung, Musik und - nicht zuletzt - schelmischen Humor im Reindestillat.

    Nach diesem bunten Knallbonbon ändert Townsend seinen Lebensstil, kehrt sich ab von Drogen und bekämpft seine ständigen Depressionen. Im Wandel seines Lebens merkt er, daß er noch andere Dinge mitzuteilen hat als das Bisherige. Er hebt das Devin Townsend Project aus der Taufe. Es soll letztlich vier inhaltlich zusammenhängende Alben umfassen. Für jede dieser Platten will sich der Kanadier erneut die passenden Musiker zusammensuchen. Eine stilistischer Wandel ist mit diesem Projekt also zu Recht zu erwarten.
    Als erstes Werk dieses Zyklus veröffentlicht er im Mai 2009 die Platte Ki, die sich hörbar von seinen bisherigen Soloplatten absetzt, ruhiger und kompositorisch abwechslungsreicher ist. Schon am Freitag, den 13.November 2009 folgt das Album Addicted, das viele schöne Ideen enthält, versucht, den "alten Townsend" mit lockerem Rock und Mainstream unter einen Hut zu bringen, leider wegen Überproduktion nicht der große Wurf geworden ist. Geplant sind nun noch das dunkle und wohl ruppigste Werk Deconstruction und als Abschluß des Quartetts eine Scheibe namens Ghost, die sich hauptsächlich am ruhigen Ambient-Stil orientieren wird.

Devin Townsend : Die Musik







    Wie schon angesprochen: diese Musik sucht definitiv Ihresgleichen! Ungewohnt dur-lastige Melodien von der technisch brillanten Gitarre Townsends verschmelzen mit Sythesizer-Klängen und Sphärensounds. Über allem liegt die druckvolle Stimme, die in allen Lagen treffsicher ist, eine sehr interessante und leicht wiedererkennbare Charakteristik besitzt. Vor allem dieses mächtige Organ würde man dem kleinen Mann nach erstem Augenschein nicht zutrauen.
    Gitarrensoli, die sich stets dem Songfluß anpassen, also nie den Eindruck eines sinnlosen Protzertums vermitteln, krönen die Scheiben. Auch der Freund tiefgründiger und gehaltvoller Texte kommt bei Townsend voll auf seine Kosten.
    Grundton seiner Werke ist immer eine fühlbare Melancholie, eine tiefe Tragik zieht sich durch die Songs. Jedoch sorgen die druckvollen Vocals und die gitarrenbetonten Phrasen dafür, daß die Stimmung beim Hörer nicht ins Negative kippt - eher das Gegenteil ist der Fall: durch ein weites Feld der Emotionen gezogen, kann man mit der Musik mitfühlen und in den Stimmungen baden. Trotz aller Schwermut und hörbar authentischen Tragik sollen seine Solowerke der positive Gegenpol zu den bitterbösen Werken seiner Band Strapping Young Lad sein.

    Wie es sich für Progressive-Musik gehört, sorgen zahlreiche Breaks, Bridges, Rhythmus- und Themenwechsel innerhalb der Songs für Abwechslung und reichlich Leben und Erleben. Devin Townsend selbst würde die Zuordnung in die Sparte Progressive weit von sich weisen. Er spricht gerne von "Easy Listening"... Scheinbar ist sein Musikverständnis ebenso weit ab von dem gequirlten Standard wie sein Wesen selbst.

    Brillante Ausnahme-Musik auf höchstem Niveau: synthetischer Klangteppich der Apokalypse.