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Vanden Plas : Biographie





    Es mag sein, daß allein quantitativ das Level an Proggern hierzulande dünn gesäht ist. Daß es trotzdem funktionieren kann und (mehr als) amtliche Mucke dabei rumkommt, beweist diese Band aus Kaiserslautern!
    Ende der Achtziger formiert sich die Truppe im Lineup: Andy Kunz (Gesang), den Brüdern Stephan Lill (Gitarre) und Andreas Lill (Schlagzeug), Günter Werno (Keyboards) und Torsten Reichert (Bass). An der Besetzung hat sich bis heute nichts geändert.

    Nach einiger Zeit der Orientierung bringen sie 1994 in Eigenproduktion ihr Debüt Colour Temple auf den Markt, das bei Kritikern und Musikfreunden des Genres für begeistertes Feedback sorgt.
    Erstaunlicherweise findet das benachbarte Ausland sogar noch deutlich mehr Gefallen an der Mucke: ihre größten Anhängerschaften gibt es zunächst in Frankreich. Während sie dort schon größere Acts und Konzerte geben, müssen sie sich in Deutschland noch als Insider durch kleine Locations und Jugendheime spielen. Der Begeisterung der Franzosen zollt die Band lange Respekt: unter anderem gibt es immer wieder spezielle Releases der Alben für Frankreich, die sich mal durch spezielle Bonustracks, mal durch besonders aufwändige Cover hervortun.

    Anno 1997 veröffentlichen sie beim Label Inside Out ihre Platte The God Thing, ein wichtiger Schritt in Richtung Erfolg. Während einer sechswöchigen Europatour geben sie die Vorband zu Dream Theater, der kommerziell erfolgreichsten und bekanntesten Band aus dem Progressive-Genre.
    Im Jahr 2002 kommt das Release des Albums Beyond Daylight, eines "lockeren" Konzeptalbums, das abermals bei Fans und Kritikern für Jubelstürme sorgt.
    Doch das Potential reicht scheinbar nicht ganz, um sich ein Leben alleine mit dem Bandprojekt zu finanzieren. Alle Musiker sind in Seitenprojekte eingespannt, spielen viel bei Theater und Musicals mit, um sich den Lebensunterhalt zu sichern.
    Daß dies nachhaltige Prägungen im Musikstil hinterlassen hat, läßt das bislang letzte Studiowerk Christ 0 schnell heraushören. Ohne an Sportlichkeit, Drive und guter Laune Einbußen hinzunehmen wird nach endlos erscheinenden vier Jahren ein orchestrales und bombastisches Werk abgeliefert.

    Es ist eine Tragödie, daß Musiker dieses Kalibers hier so wenig Ruhm und finanzielle Autonomie ernten. Sei es wegen des dünnen deutschen Marktsegments oder schlicht wegen ausbleibendem Glück, das den dicken Durchbruch verzögert. Zu gönnen wäre es dieser Band wie kaum einer anderen. Aber sie haben schon über viele Jahre an ihren Ideen und ihrer (immer mehr gereiften) Musik festgehalten. So gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß da noch einige vertonte Lebensfreude in den nächsten Jahren kommen mag...

Vanden Plas : Die Musik





    Die Anfänge hören sich sehr nach Heavy Metal mit deutlichen Progressive-Tendenzen an. Also brettharte Gitarrenriffs mit lebendiger Melodiearbeit, flotten Drums und markigem Bass, bindenden Keyboards und - vor allem - hervorragendem Gesang.
    Natürlich fehlen die üblichen Tempo- und Tonartspielereien nicht. Aber es wird erstaunlich wenig gefrickelt, im Vordergrund steht immer der Song. Dabei verströmt die Musik immer jede Menge guter Laune, auch wenn es mal thematisch ein wenig düsterer zugeht. Jeder Takt läßt die blanke Freude an der fabrizierten Musik durchscheinen.

    An diesen grundlegenden Prinzipien hat sich bis heute nichts geändert. Durch Management, Toningeneurskunst und - sicher nicht zuletzt - die persönliche Entwicklung der Musiker, die durch umfassende Musical-Erfahrungen geprägt ist, ist die Ausrichtung epochaler geworden.
    Letzter Höhepunkt ist das großartige Konzeptalbum Christ 0 aus dem Jahr 2006, das einem modernen "Musical meets Progressive" gleicht.

    Das deutsche Aushängeschild in Sachen Progressive mit Hörspaß und Suchtpotential satt!