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Velvet Revolver : Biographie






    Im Grunde handelt es sich bei dieser Band um nichts anderes als die "reguläre" Fortsetzung von Guns N'Roses. Während deren ehemaliger Frontmann Axl Rose jahrelang mit neuen Instrumentalisten sein Glück versucht, schliessen sich im Jahr 2002 die alten Bandmitglieder (aus der zweiten Besetzung, also ohne Steven Adler an den Drums) zusammen. Es musizieren zu dem Zeitpunkt also Slash an der Leadgitarre, Izzy Stradlin an der Rhythmusklampfe, Duff McKagan (Bass) und Matt Sorum am Schlagzeug. Jedoch steigt Izzy nach kurzer Zeit wieder aus. Zum einen möchte er nicht (wieder) mit einem ausgewiesenen Frontmann am Mikro zusammen musizieren, anderseits kann er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, wieder größere Tourneen zu spielen. Für ihn kommt daher noch im selben Jahr Rhythmusgitarrist Dave Kushner.

    Was zunächst noch fehlt, ist ein Sänger. Nach einigen Castings erwählen die vier Scott Weiland als ihren Favoriten, der für eine Band namens Stone Temple Pilots singt. Aufgrund diverser Probleme zieht sich die offizielle Ernennung dieses Mannes als Sänger noch ein Dreivierteljahr hin.
    Im späten 2003 ist es endlich soweit und die frische Combo steigt ganz ordentlich in die Szene ein, denn sie liefern mit der Single Set Me Free gleich den Titelsong zum Kinoerfolg The Hulk. Im folgenden Jahr erscheint das Debütalbum Contraband (2004).
    Das Debüt ist ein voller Erfolg, die Band kann sich nicht über mangelnde Nachfrage beschweren. Doch es gibt immer wieder Probleme mit dem Frontmann am Mikro. Einerseits fühlt er, der mit seiner vorigen Band eher Grunge machte als Hardrock, sich nicht sonderlich wohl, desweiteren gibt es immer wieder Kritik von Teilen der Fans und nicht zuletzt unliebsame Gerichtstermine und -auflagen für den Sänger. Doch er ist nicht der einzige Schatten für die frische Band; auch der ehemalige Frontmann Axl Rose, der sich in seiner Öffentlichkeitsarbeit mehr als rar macht und scheinbar mit seinem langangekündigten neuen Album partout nicht vorankommt, überzieht die Truppe mit Klagen, weil er altes "gemeinsames" Musikmaterial auf dem Debüt ohne seine Einwilligung - und vielleicht noch wichtiger (?) finanzielle Beteiligung - verwendet wissen will. Entsprechend häufen sich immer wieder Gerüchte um die Auflösung der Band, die in beharrlicher Konstanz von den Bandmitgliedern, allen voran Gitarrist Slash, der sich zum inoffiziellen Sprachrohr der Band verdingt, dementiert werden.

    Und tatsächlich erscheint in derselben Besetzung 2007 das zweite Album Libertad, während dessen Aufnahmen die Truppe von einigen privaten Tragödien heimgesucht wurde (mehr dazu bei der Albenrezension). Zur Verwunderung aller gibt Sänger Scott Weiland während der Promotiontour im kommenden März 2008 bekannt, daß dies seine letzte Tour mit der Truppe sein wird. Er plant für den folgenden Sommer eine zunächst unverbindliche Reunion mit seinen alten Kollegen von Stone Temple Pilots an. Natürlich kursieren fan- und medienweit wieder verstärkt Auflösungsgerüchte um die noch junge Band, die, man ahnt es, konsequent von den Musikern dementiert werden. Der Wille zum gemeinsamen Weitermachen ist da, leider hat die Band bis zum Frühjahr 2009 immer noch keinen geeigneten neuen Mann fürs Mikro gefunden...

Velvet Revolver : Die Musik








    So wie die personelle Besetzung der alten Stammtruppe Guns N'Roses entspricht, so sehr klingen sie in dieser neuen Formation danach. Besonders zwischen dem Duo Slash (seinen saftigen Gibson-Gitarrenklang und seine fluenden Licks und dreckigen Soli gibt es natürlich auch hier) und dem Bassisten Duff McKagan stimmt die Chemie scheinbar nach all den Jahren noch. Die Instrumentallinie klingt für mich nach einer gesunden Mischung zwischen den damaligen Alben Appetite For Destruction und den Use Your Illusions. So druckvoll und energieüberladen wie beim Banddebüt aus den Achtzigern geht es nicht mehr zu, dafür klingen die Songs aber auch nie so überproduziert und künstlich aufgepumpt wie bei dem späteren Doppelalbum.

    Gut, so weit zu Songwriting und Instrumenten. Und der vielfach umstrittene Sänger? Ich muß gestehen, daß ich, als ich von der Bandgeschichte erstmals las und mir die ersten Songs im Web anhörte, befürchtete, es würde sich um einen Vocalisten handeln, der auf Teufelkommheraus den Stil von Axl Rose zu kopieren sucht. Dem war glücklicherweise nicht so!
    Also, als ich die ersten Videos der Band bei YouTube sah, standen mir lediglich wegen seiner Live-Choreografie die Haare zu Berge, weil sie mich arg an den frühen Mick Jagger erinnerten. Seine Stimme ist bei weitem nicht so energisch, vielseitig und charismatisch wie die von Axl Rose, aber der erfahrene Scott Weiland weiss meines Eindrucks nach genau um seine Stimmpotentiale und -grenzen, setzt sein Organ wirklich gut und amtlich ein. Auch wenn er selbst sich in der Ausrichtung mit starken Tendenzen vom melodiösen Hardrock nie wohlgefühlt hat und ihn die ständige Kritik und der ewige Vergleich mit dem ehemaligen Frontmann genervt haben muß, ich finde die gewissen Portion Punk oder Grunge, die er mit in die Band Velvet Revolver brachte sehr schön und erfrischend. Schade, daß nach bereits zwei Alben die fruchtreiche Arbeit zwischen ihm und den anderen Musikern endete. Ich bin jedenfalls gespannt, was in Zukunft noch von der Truppe kommt - aber, daß es nicht leicht ist es einen passenden Ersatz für diesen Sänger zu finden, zeigt allein die Tatsache, daß nach beinahe zwei Jahren des Suchens noch nichts angekündigt wurde...

    Für alle G'N'R-Fans der ersten Alben und insbesondere des harmonisch tollen Stils zwischen Slash und Duff ist diese Band ein schöner Tip. Die zwei Alben habe ich natürlich kurz beschrieben, ansonsten gibt es im Web noch zahlreiche andere Möglichkeiten, sich einen Einblick und Einhör von dem bisherigen Schaffen der Combo zu machen...

    Melodiöser Hardrock mit leichten Tendenzen zum angrenzenden Grunge!