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Whitesnake : Alben

Dies ist nur ein Auszug aller verfügbaren Studioalben!
Die komplette Diskographie bitte den offiziellen Links entnehmen...

Forevermore
Typ1 CD / Studio
Jahr25.03.2011
LabelFrontiers Records (Soulfood)
Songs
  1. Steal Your Heart Away
  2. All Out Of Luck
  3. Love Will Set You Free
  4. Easier Said Than Done
  5. Tell Me How
  6. I Need You (Shine A Light)
  7. One Of These Days
  8. Love And Treat Me Right
  9. Dogs In The Street
  10. Fare Thee Well

Good To Be Bad
Typ1 CD / Studio
Jahr2008
LabelSPV
Songs
  1. Best Years
  2. Can You Hear The Wind Blow
  3. Call On Me
  4. All I Want All I Need
  5. Good To Be Bad
  6. All For Love
  7. Summer Rain
  8. Lay Down Your Love
  9. A Fool In Love
  10. Got What You Need
  11. 'til The End Of Time
  Etliche Zeiten sind ins Land gegangen seit der letzten Platte dieser Band. Es gab zwar noch einige hybride Scheiben wie die Restless Heart (s.u.) aus dem Jahr 1997. Aber im Grunde arbeitete die letzten Jahre Frontmann, Sänger und Songwriter David Coverdale solo, nur aufgrund von Copyrightfragen und Druck des Labels bei einigen Songs wurde dann der Bandname Whitesnake mit erwähnt. Das letzte reguläre Album der Combo war die Slip Of The Tongue aus dem Jahr 1989. Sprich: es sind geschlagene neunzehn Jahre über die blaue Kugel gewandert, ehe im April 2008 dieses Werk erscheint. An den Instrumenten gibt es zwei neue Besetzungen: am Bass zupft Uriah Duffy, am Schlagzeug sitzt Chris Frazier. Erwähnt sei auch, daß beim Songwriting der Gitarrist Doug Aldrich eine Co-Writer-Position eingenommen hat. Nun präsentiert sich die Truppe also mit einem knallig bunten Cover, hat den Sprung in dieses Jahrtausend zumindest optisch schon gemacht. Zu den Titel...

  Bei Best Years (Track #1) trommelt es wuchtig an, eine Hammond schwimmt im Hintergrund, die Gitarre ist bratend und steht ebenso deutlich im Klangraum vorne wie die bald einsetzende Stimme von David Coverdale. Sein Organ hat in den letzten Jahren kein Stück an technischer Güte und Charisma eingebüßt, kleine - aber feine - Bluenotes verzieren die straight rockige Gesangslinie. Das Produktionsniveau ist auf modernstem Standard, der musikalische Stil knüpft ohne Abstriche an die alten Zeiten an. Ein schnelles, aber kurz gehaltenes Solo ziert die Songmitte, zum Showdown werden noch einmal alle Register gezogen, so daß der fünfminütige Opener in Windeseile vorbei ist.
Gleich einmal reinhören?
Whitesnake - Best Years (Audio Only)
  Can You Hear The Wind Blow (Track #2) ist vom Arrangement etwas dünner ausgelegt, doch die Leadgitarren ziehen sich schön um die mehrstimmigen Vocals, die vom Wind der Zeit singen, der uns alle unweigerlich mit sich zieht. Der Mittelteil des Songs ist flächig und erinnert mich (im positiven Sinne) an die Klänge der Slip Of The Tongue (s.u.). Und so schmachtet der Sänger, daß sein Fazit fürs Leben ist, es mit der angesungenen Person (ich unterstelle mal, es handelt sich um eine Frau!) verbringen zu wollen. Langsam fadet der Titel zur Fünfminutenmarke aus.
  Call On Me (Track #3) legt lansam mit einem schmutzig-schmierigen Riffing los, hat wieder einen urigen Klang. Vor allem das Schlagzeug gaukelt in seiner einfachen Art den alten Stil toll vor. Meist ist das Songpanorama bis unters Dach mit bratenden Gitarren vollgestopft, aber gelegentlich dünnt es für kleine Akzente aus. Kurz vor Ende gibt es ein krachendes Feuerwerk, bevor der Song über ein dreckiges Riff und rückkoppelnde Gitarren ausklingt.
  All I Want All I Need (Track #4) ist nun eine erste Ballade. Klare Gitarrenarpeggios halten auf der ruhigen Grundlinie, der Gesang ist rauchig, schwärmerisch. Ein kleines Aufstocken im Arrangement zum Chorus sowie kleinere Ausbrüche aus dem Hauptthema und ein unspektakuläres aber melodiös schön eingebundenes Solo halten den Song auf der Spur, bis der Titel nach fünfeinhalb Minuten langsam verebbt.
  Good To Be Bad (Track #5) steht als Titelsong also unmittelbar vor der Albenmitte. Worum es in den Lyrics geht, verrät schon der Songtitel ganz gut: das wilde Leben, Rock and Roll und daß es im Leben manchmal besser ist, eine kleine Wildsau zu sein. Auch wenn es zur Songmitte hinterlistigerweise einen Tonartsprung und ein wunderbares Solo gibt, erinnern mich Klänge und Songstruktur an Titel wie zuletzt auf den Scheiben Come An' Get It (1981) [s.u.] und Saints & Sinners (1982) [s.u.]. Die Änderungen durch moderne Produktion sind sehr dezent untergebracht. Auch dieser Titelsong endet knapp nach der Fünfminutenmarke, hat ebenfalls einen Fadeout, aber wenigstens wüten die Instrumente bei seinem Verklingen munter um die Wette. Als musikalisches Maß für die Platte ist dieser Titel beinahe ein schelmisches Understatement, als textlich-inhaltlicher Maßgeber geht er durchaus in Ordnung.

  Den zweiten Albenteil startet All For Love (Track #6) zügig in klassischem Rockstil, wer aufgrund des Songtitels eine ruhige Nummer erwatet hatte, wird sich getäuscht sehen. Nun, der Songtext hält sich an den Titel, denn da würde jemand alles für die Liebe tun. Besonders schön an diesem Song ist der flächige Mittelteil. Während sich an Thematik und Melodie des Gesangs nicht viel ändert, zaubern hier einmal die Instrumente mit feinfühligen Pickings und dezentem Synthieinsatz einen sphärischen B-Part aus dem Hut.
  Summer Rain (Track #7) ist der längste Song des Albums mit seinen etwas mehr als sechs Minuten. Böswillig könnte man ihn auch als den Weichspüler der Scheibe bezeichnen, aber ich finde ihn einfach toll. Die textliche Güte hält sich abermals überschaubar: die Quintessenz lautet "your love comes over me like summer rain". Aber schließlich sind die einfachen Dinge oft auch die besten oder zumindest effizientesten. Der Text und die ruhige, leicht rauchige, nostalgische Stimme von David Coverdale geben ein einfaches Bild vor. Die klare Westerngitarre und sehr dezent gehaltenen Begleitinstrumente fügen sich. Es gibt schöne Melodiebögen, kleine Akzentwechsel, immer viel Detailarbeit, aber letztlich heisst es für den Zuhörer, sich zurückzulehnen, die Augen zu schliessen und einfach den musikalischen Spaziergang durch Liebe und den warmen Sommerregen mit eigenen Assoziationen und Erinnerungen zu geniessen. Wunderschöner Song!
Auch diesen Song gibt es als Audiotrack bei YouTube:
Whitesnake - Summer Rain (Audio Only)
  Lay Down Your Love (Track #8) beginnt mit mehrstimmigem Acappella, der das zentrale Leitthema des Songs vorstellt. Dann wird es schnell schmutzig, die Riffs sind einfach, aber die Gitarrensounds einfach unendlich fett. Das Tempo ist eigentlich ziemlich langsam, aber aus seinem ohrgängigen Thema und dem kraftvollen Sound entwickelt der Titel eine unglaubliche Energie. Der instrumentale Mittelteil ist für die Verhältnisse der anderen Songs ungewöhnlich lang, setzt sich wunderbar abwechslungsreich zusammen. Auch für den Showdown gibt es keine neue Hookline, aber es geht beinahe choral zu, wenn sich Gesang, Drums und Gitarren duellieren. Über einen gemeinsamen, treppenhaften Abstieg (von den Chords her), eine stetige Verlangsamung, flötende Gitarren und einen bluesigen Freestyle in den Vocals geht der Song, der als einziger bis auf den etwas längeren Vorsong an die sechs Minuten kommt, zu Ende.
  A Fool In Love (Track #9) verarbeitet offensichtlich dieselbe Thematik, bedient sich jedoch anderer Mittel. Das dünne und einfache Intro zeigt, wo es hingeht: dieser Song ist langsam und bluesbetont. Zwar gibt es auch hier saftige Gitarren, aber der Takt, die kleinen Leadeinwürfe und vor allem der Bass halten sich deutlich näher am Blues. Als rockigen Ausgleich gibt es ein herrlich fliessendes und toll eingepasstes Gitarrensolo.
  Got What You Need (Track #10) begrüßt uns zunächst mit einem kurz angebundenen "Ey, yo!" des Frontmanns, dann zieht die Nummer heiter los. Atempausen gibt es so gut wie keine in dem flotten Heizer. Der Text wird zu einem einfachen Versprechen an eine gewollte Sie, die schon bekommen wird, was sie braucht. Zusammen mit der manischen Instrumentallinie wird daraus ein inniges und heisses Werben. Ein unkomplizierter Gutelaunesong nach bester alter Hardrocktradition.
  'til The End Of Time (Track #11) ist ein schöner Schluß für das Album. Ungewohnt dünn ist das Arrangement, dessen Hauptbestandteile eine glasklare, spitze Westerngitarre und der mehrstimmige Gesang sind, beide arbeiten harmonisch eng miteinander. Das Klangbild füllt sich zum Ende des Fünfeinhalbminüters noch ein wenig, aber die rudimentäre und ehrlich wirkende Charkteristik des Songs wird dadurch nicht verwaschen. Ganz allmählich blendet alles am Ende mit einem mehrfach wiederholten " 'til the end of time " des Sängers in Ruhe aus.

  Ein wenig mehr Texttiefe hätte dem Album nicht geschadet, aber das ist eine Sache, die man von Frontmann David Coverdale bereits aus alten Tage kennt. Gerne verzeiht man dies, wenn man ihn im gereiften Alter mit immer noch technisch einwandfreier Stimme und viel Hingabe und Charisma singen hört. Die Mischung der alten musikalischen Stilistiken mit neuestem Produktionsniveau macht sich äußerst gut. Alles in allem ist diese Platte ein tolles Comeback, das einfach Freude macht.

  Bewährter Musikstil mit moderner Produktion. Reif - aber keinesfalls alt!

Restless Heart
Typ1 CD / Studio
Jahr1997
LabelEmi
Songs
  1. Don't Fade Away
  2. All On The Name Of Love
  3. Restless Heart
  4. Too Many Tears
  5. Crying
  6. Stay With Me
  7. Can't Go On
  8. You're So Fine
  9. Your Precious Love
  10. Take Me Back Again
  11. Woman Trouble Blues

Slip Of The Tongue
Typ1 CD / Studio
Jahr1989
LabelEmi
Songs
  1. Slip Of The Tongue
  2. Cheap An' Nasty
  3. Fool For Your Loving
  4. Now You're Gone
  5. Kittens Got Claws
  6. Wings Of The Storm
  7. The Deeper The Love
  8. Judgment Day
  9. Slow Poke Music
  10. Sailing Ships
    Zu den rezensierten Voralben Anfang der Achtziger hat sich der Stil zu diesem ein wenig gewandelt. Unter vielen Umbesetzungen im Line-Up ist auch der Posten des ersten Gitarristen neu vergeben, was man deutlich hört: Großmeister Steve Vai hat die Leadguitar bei dieser Scheibe eingeknüppelt. Die Songs sind technisch ausgefeilter, epischer und im Mittel länger als die alten Sachen. Aber werfen wir mal einen detailierten Blick auf die Tracks...

    Der Opener und Titelsong Slip Of The Tongue (Track #1) darf gleich über fünf Minuten wüten. Nach einer sphärischen Synthi-Fläche steigen gleich rasende Gitarrenriffs ein, aus denen der Vai deutlich zu hören ist. Die Harmonien und der Gesang knüpfen unverwechselbar an die alte Linie an, aber insgesamt klingt der Titel schneller und dichter als die früheren Sachen. Viele Breaks und Instrumentalparts sorgen für Bewegung, für Langeweile gibt es keinen Platz.
    Auch Cheap An' Nasty (Track #2) zieht munter los, hat aber harmonisch mehr von dem guten, alten Bluesrock, klingt straight und dreckig. Die Gitarre tobt sich nebenbei in kleinen Riffs aus, Earcatcher ist ein Part zu Beginn des letzen Songdrittels, bei dem fast auf A-Capella-Level minimiert wird und der mehrstimmige Gesang allein zu der takthaltenden Bassdrum gegröhlt wird, bevor der Showdown beginnt. Die Zielmarke liegt knapp über drei Minuten, alte Gangart auch was die Songlänge betrifft.
    Fool For Your Loving (Track #3) ist thematisch und harmonisch ebenfalls die alte Schule, die gut eingepassten Licks der Leadguitar bringen Leben und athmosphärische Dichte ohne vom Song abzulenken, das Solo ist Vai pur, der sich aber zurückhalten und gut eingliedern kann.
    Eine Ballade gibt es mit Now You're Gone (Track #4), die ganz sachte beginnt. Über die Begleitakorde des Keyboards stellt die Gitarre zunächst die Leitmelodie vor. Erst dann steigen die restlichen Instrumente mit ein. Das Tempo bewahrt den Song vor unnötigem Schmalz, bluesige Harmonien, Tonartumbrüche, Soloparts und der mehrstimmige Gesang von Coverdale machen den Vierminüter zu einem schönen Song.
Gleich mal reinhören und -sehen?
Whitesnake - Now You're Gone (Live)
    Vor der Halbzeit wird es bei Kittens Got Claws (Track #5) noch mal flott und ruppig. Der Grundtenor ist straighter Rock mit zielgenauen Drums und treibendem Walkingbass. Aber die kleinen Kätzchen sind unberechenbar, kratzen mit ihren Krallen aus allen Richtungen, ein heiter verspielter Song.

    Der zweite Teil beginnt mit Wings Of The Storm (Track #6) episch. Die Nummer ist schnell, baut nach und nach an Dichte an, das Arrangement ist gut ausgetüftelt. Zur Hälfte gibt es einen abweichenden B-Part vor einem zügigen Gitarrensolo, der aus dem gewohnten Songtrott reißt. Das Finale des Titel greift den Beginn wieder auf, der musikalische Sturm reisst bis zu seinem Ende bei Marke fünf Minuten einfach mit.
    The Deeper The Love (Track #7) wirkt anschliessend beinahe erschreckend schmalzig, hält sich mit seinen bluesrockigen Harmonien und dem mehrstimmigen Gesang mit seinen vier Minuten als schönes Intermezzo.
    Und ab geht's zum Judgment Day (Track #8). Anders als man bei diesem Songtitel vermuten könnte, handelt es sich hier nicht etwa um ein wüstes Massaker, sondern um einen majestätischen Titel, der ein langes Intro bekommt. Die leicht düstere Stimmung lebt ab und an mal auf, aber im Gesamtbild bleibt der Song ein charismatisches Epos mit viel Melodie, Feinheit und passend energischem Gesang.
Auch von diesem Song gibt es eine Live-Version:
Whitesnake - Judgement Day (Live)
    Slow Poke Music (Track #9) zeigt noch einmal, in welchem Genre wir uns befinden. Der knappe Vierminüter bringt jede Menge rockige Anrüchigkeit mit sich. Am herausragendsten sind seine sauberen Rhythmusfinessen, die immer wieder aus dem Trott reissen und beleben.
    Zum Schluss der längste Song der Scheibe: Sailing Ships (Track #10) mit sechs Minuten - und mein absoluter Favorit des Albums. Das Intro ist lang, beinahe bis zur Songmitte schichten sich langsam die Melodien der Instrumente ineinander, arrangieren sich um die nostalgisch-theatrischen Lyrics von Frontmann Coverdale. Die zweite Songhälfte ist ein einziges Crescendo, die Segel - um einmal im semantischen Feld des Songs zu bleiben - blähen sich auf, mit der Flotte und der anfänglichen Stimmung im Rücken zieht der Hörer mit der Flotte aufs Meer. Zwar werden zu Beginn der Lyrics dunkle Wolken und ein aufkommender Sturm am Horizont erwähnt, aber die gemeinsame Segelschaft zieht voller Pathos und Mut in die Reise über den Ozean. Zu schmalzig für eine Rezension? Naja, vielleicht ist das so ein Song, den man hören muss, um das nachvollziehen zu können...
Eine schöne (kürzere) Live-Version:
Whitesnake - Sailing Ships (Live/Unplugged)


    Dichter, charismatischer und technisch brillanter Blues-Hardrock!

Saints & Sinners
Typ1 CD / Studio
Jahr1982
LabelEmi
Songs
  1. Young Blood
  2. Rough An' Ready
  3. Bloody Luxury
  4. Victim Of Love
  5. Crying In The Rain
  6. Here I Go Again
  7. Love An' Affection
  8. Rock An' Roll Angels
  9. Dancing Girls
  10. Saints An' Sinners
    Mit einem markigen Gitarrenriff und einem dumpfen Walkingbass zieht der Opener Young Blood (Track #1) eilig los. Mit dreieinhalb Minuten bleibt der Titel quirlig und abwechslungsreich, auch wenn textlich nicht viel passiert und der Titel unzählige Male im Chorus durchgedroschen und gesungen wird.
    Noch eine Steigerung bringt der Folgesong Rough An' Ready (Track #2), eine Spur flotter und schmieriger. Musikalisch und inhaltlich entpuppt er sich zur manischen Suche nach Liebe -- von Romantik ist jedoch nichts zu finden.
    Bloody Luxury (Track #3) klingt nach klassischem Rock'N'Roll in gutem Up-Tempo. Ein flotter Walkingbass und schmierige Distortiongitarren spielen zusammen mit einem Piano das altbewehrte Bluesschema.
    Zu Victim Of Love (Track #4) wird ein paar Gänge runtergeschaltet, der Song klingt angenehm bluesrockig -- wen wunderts bei dem Titel? *grins* Riffing und Arrangement des Songs sind einfach und straight, für Abwechslung sorgen kleine Riff-Variationen im Hintergrund, ein knappes Solo und der dynamische Gesang.
    Zur Halbzeit gibt es den längsten Song der Platte mit Crying In The Rain (Track #5), der beinahe die sechs Minuten voll macht. Wer bei diesem Songtitel an Blues denkt, denkt richtig. Der Song geht schleppend an, ein pointierter Bass gibt unverschnörkelt das Schritttempo an. Die bluesigen Harmonien von Hammondorgel und Gitarren legen sich verspielt unter die Lyrics mit dem Inhalt "die Sonne scheint so wunderbar, aber ich laufe durch dichten Regen". Für Dynamik sorgen der mehrstimmige Gesang, kurze Instrumentalparts und Soli, ein charismatischer Titel.
Gleich mal reinhören und -sehen?
Whitesnake - Crying In The Rain (Live)

    Nach dem Untergang kommt die Auferstehung in Here I Go Again (Track #6). Eine Hammond spielt das Intro an, die Stimme von Coverdale gesellt sich dazu. Der Titel baut sich langsam auf, es dauert eine Weile, bis Gitarrenarpeggios und die Rhythmussektion voll einsteigen. Der Song ist angenehm balanciert, zwar ist von Aufbruchstimmung und guten Vorsätzen viel zu merken und zu hören, aber der Weg wird nicht zu hastig beschritten, der Titel bleibt seine fünf Minuten getragen und majestätisch.
Die Videoclip-Fassung bei YouTube:
Whitesnake - Here I Go Again
    Bei Love An' Affection (Track #7) befinden wir uns auch schon wieder vollkommen in bluerockig anschiebendem Partyland. Der knappe Dreiminüter bläst die Tristesse der Vorsongs spielerisch aus dem Gedächtnis.
    Die Rock An' Roll Angels (Track #8) schliessen sich nahtlos an. Zu locker hüpfenden Arrangements wird das wilde Leben des Rock'N'Rollers an sich besungen. Das Solo geht in diesem Song ans Piano, das nicht lange fackelt und einen guten Standard abflitzt.
    Ein letzter Dreiminüter kommt: die Dancing Girls (Track #9) haben ihren Auftritt. Zu schnellen und schmierigen Riffs wil uns der Text ungefähr sagen: ich brauche keinen Priester, keine Medizin, keinen Psychiater -- was immer ist: stellt mir die zappelnden Rockluder vor die Nase und alles wird gut! Rockkultur in Reindestillat also *grins*.
    Zu guter Letzt der Titelsong Saints An' Sinners (Track #10), der in guten vier Minuten sowas wie ein Fazit bringt. In quirligem Bluesrock werden noch einmal die Heldentaten von Heiligen und Sündern gleichermassen berockt.

    Ein lebendiges und erfrischend quirliges Album.

Come An' Get It
Typ1 CD / Studio
Jahr1981
LabelCapitol (Emi)
Songs
  1. Come An' Get It
  2. Hot Stuff
  3. Don't Break My Heart Again
  4. Lonely Days, Lonely Nights
  5. Wine, Women An' Song
  6. Child Of Babylon
  7. Would I Lie To You
  8. Girl
  9. Hit An' Run
  10. Till The Day I Die
    Mit rockigen Drums, einer angebluesten Melodie von David Coverdale und einer schmierigen Hammondorgel steigt der Titelsong Come An' Get It (Track #1) ein. Dominant wird die klare Bassline, die sich wenig später hinzugesellt, ein knappes und passendes Gitarrensolo verziert den leicht fassbaren Vierminüter. Intention des Songs: wenn du es willst, komm und hol's Dir! Ein klassischer Opener für ein Achtziger-Blues-Hardrock-Album.
    Und bei Hot Stuff (Track #2) scheint bereits ein kleines Zwischenfazit zu kommen: die manische Suche nach dem "heissen Stoff", von dem das lyrische Ich des Songs nie genug bekommt. Der Titel ist deutlich schneller, dicht gepackt und rast blues-rockig durch. Das Solo geht hier an die Hammondorgel.
    Eine Spur bluesiger gibt sich Don't Break My Heart Again (Track #3). Ein stumpfer Walkingbass harmoniert rhythmisch mit den Drums voll auf die zwölf. Die unterliegenden Orgelsounds sind flächig, die Riffings und das Solo der Gitarre stehen in der Hierarchie weiter hinten. Auch wenn diese Nummer nicht langsam ist, bleiben Arrangement und Gesangslinie eher im Bluesraum als im Rock.
    Eine gehörige Portion Blues birgt auch Lonely Days, Lonely Nights (Track #4) in sich. Zum Höhepunkt des Vierminüters wird es choral, mehrstimmig wird gejammert, daß die "einsamen Tage zu einsamen Nächten" werden. Dieser Titel ist ein wenig langsamer und bekommt mehr Auslauf als sein Vorsong, läßt den Hörer in Ruhe in die Einsamkeit des Songinhalts sinken.
    Natürlich muß nach sowas mehr gute Laune her - und von Einsamkeit ist auf einmal keine Spur mehr in Wine, Women And Song (Track #5). Worum es inhaltlich geht, beschreibt bereits der Titel. Den Anfang macht ein zwischen Boogie, Blues und Rock spielendes Piano, bevor Gitarren, Bass und Drums einsteigen. Der Titel sorgt für angenehmen Drive und gute Laune zur Halbzeit des Albums, der Showdown ist ein mehrfaches Wiederholen des Songtitels, unterlegt von einem dichten und lebendigen Riffing aller Instrumente.

    Die zweite Albenhälfte eröffnet mit Child Of Babylon (Track #6) der charismatischste Titel des Werkes, mit seinen vier Minuten und fünfundvierzig auch der längste. Gleich zu Beginn bringt er sprichwörtlich frischen Wind in die Trackliste: Windsamples wehen die ersten Takte an. Der Song ist getragen, das Arrangement fein ausgetüftelt, in schönem Wechsel fliessen die Schwerpunkte zwischen den Instrumenten hin und her. In bluesrockiger Manier besingt Coverdale eine unheilsschwangere Szenerie, die schon bei der Geburt einsetzte: dunkle Wolken und Gewitter, düstere Prophezeihungen - ein verdammter Mensch, für den es keine Gnade und Erlösung gibt. Ein wunderbarer Titel!
    Rockiger und straighter geht es Would I Lie To You (Track #7) anschliessend an. Die erste Textzeile knüpft abermals an den Albentitel an: "hey girl, if you want me, come and get me!". Die folgende Textintention ist: wir können getrennter Wege gehen oder richtig einen losmachen. Der Song ist durchtrieben und dirty, denn wenn da im Chorus mit musikalischer Unschuldsmiene gefragt wird "würde ich Dich etwa anlügen?", meint man die Anwort bereits genau zu kennen. Knappe viereinhalb Minuten durchtriebenster Hinterlist, die mit einem knappen "zieh Dir die Hosen an und zieh ab" enden.
    Auch Girl (Track #8) ist schmutzig, das Hauptriff des Titels bluesrockt in anrüchiger Manier ab. Der Song wird zu einer bewundernden und ehrfürchtigen Lobeshymne an das "little crazy girl", das da einen Typen behandelt wie ein Stück Vieh, ihn immer zu scheucht, ihm übel mitspielt. Die logische Konsequenz: der Typ kann nicht genug von ihr bekommen und besingt sie inbrünstig.
    Ein weiterer Flitzer kommt in Hit An' Run (Track #9). Nicht einmal dreieinhalb Minuten manischen Rockwütens mit weiten Auslaufzonen für solierende Instrumente, die sich dankbar wechselseitig die Klinke in die Hand geben.
    Etwas ausgedehnter und charismatischer wird der Schlusstitel Till The Day I Die (Track #10), der noch einmal über vier Minuten bekommt. Er beginnt leise mit einer akustischen Westerngitarre und Keyboardflächen. Die Intention wird in der Haupttextzeile "give me love till the day I die" schnell deutlich. Der Song lebt dann bald auf, ohne dabei seine friedliche und bittende Haltung zu verlieren. Doch aus dem lyrischen Ich des Anfangs, das kauernd um die ewige Liebe bittet, wird eine aufrecht stehende Figur mit zum Himmel gereckten Armen. Ein schöner und netter Ausstieg aus einem vielseitigen und gut gemachten Achtziger-Blues-Hardrock-Album...

    Einfach geile melodiöse und gute Laune bringende Musik zwischen Blues und Hardrock.

White Snake
Typ1 CD / Studio
Jahr1977 (CD-Remake 1987)
LabelEmi
Songs
  1. Still Of The Night
  2. Bad Boys
  3. Give Me All Your Love
  4. Looking For Love
  5. Crying In The Rain
  6. Is This Love
  7. Straight For The Heart
  8. Don't Turn Away
  9. Children Of The Night
  10. Here I Go Again
  11. You're Gonna Break My Heart Again