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Black Sabbath : Alben


Reunion (live)
Typ2 CD / Live
Jahr1998
LabelSony BMG
Songs       [ CD 1 ]
  1. War Pigs
  2. Behind The Wall Of Sleep
  3. N.I.B.
  4. Fairies Wear Boots
  5. Electric Funeral
  6. Sweet Leaf
  7. Spiral Architect
  8. Into The Void
  9. Snowblind
      [ CD 2 ]
  1. Sabbath Bloody Sabbath
  2. Orchid / Lords Of This World
  3. Dirty Women
  4. Black Sabbath
  5. Iron Man
  6. Children Of The Grave
  7. Paranoid
  8. Psycho Man
  9. Selling My Soul
    Gleich vorweg: nein, ich mache mich nicht über die einzelnen Titel her (Himmel und Hölle, was eine Arbeit, die womöglich auch noch den interessierten Leser anödet).
    Ich will nur ein paar Gedanken abstellen, warum ich mir diese Doppel-CD gegönnt habe. Meine Black Sabbath sind die der Achtziger (ab Ronnie James Dio am Mikro), erstmals gehört habe ich sogar erst in den Neunzigern, mich von da orientiert und mit der Zeit die rezensierten Platten gekauft, mal als Schnäppchen, mal aus begründetem Interesse an einzelnen Songs oder dem Gesamtwerk.

    Unabhängig davon habe ich zur selben Zeit ebenfalls die damaligen Platten von Bandgründer Ozzy Osbourne für mich entdeckt. Ich habe es in Biographie und der Rezension des Debüts mehrfach erwähnt, will nicht alles doppelt und dreifach durchkauen. Ich mag Osbourne in seinen späten Werken musikalisch weit mehr. Was diese Platte aber eindrucksvoll beweist: der Mann ist eine unglaubliche Rampensau!
    Bei dieser Live-Performance bekommt man zumindest einen akustischen Eindruck davon, was dieser Typ musikalisch und (vor allem) musikgeschichtlich geleistet hat. Über sein Talent als Sänger kann man streiten. Ich finde diese Reunion einfach toll, was die Stimmung angeht. Ausserdem findet sich auf ihr so mancher Klassiker der Sabbath-Ära der ersten Jahrzehnte, den ich nicht in Studioversion habe. Und nicht zu vergessen: die britischen Heavy-Dinosaurier [!] machen ein Fass auf, an dem sich manch knackiger Jungrocker heutzutage nicht messen könnte.

    Wer auf Ozzy Osbourne steht, wer auf einen gereiften Überblick des Schaffens vom Originalteam Black Sabbath aus ist, wer gute Laune on stage in guter Tonqualität sucht: ich kann diese Scheibe nur empfehlen!

Cross Purposes
Typ1 CD / Studio
Jahr1994
LabelIrs (EMI)
Songs
  1. I Witness
  2. Cross Of Thorns
  3. Psychophobia
  4. Virtual Death
  5. Immaculate Deception
  6. Dying For Love
  7. Back To Eden
  8. The Hand That Rocks The Cradle
  9. Cardinal Sin
  10. Evil Eye
    Dies ist mein letztes Studioalbum von den schwarzen Sabbattern, das einen schweren Stand nach dem irrsinnigen Album Tyr (s.u.) hatte. Ich habe es mir ohne vorhergehende Testhörung - im Vertrauen auf die bewährte Musikerliste - irgendwann zugelegt. Mal kurz alles überflogen:

    I Witness (Track #1) zieht heiter ab, ein deutlicher Bass, straighte Rockdrums, der Gesang ist zweckmäßig druckvoll, nicht mehr so weit im Vordergrund wie beim Voralbum. Fünf Minuten unkomplizierten Einstiegs also.
    Das Cross Of Thorns (Track #2) plätschert melodisch und ruhig an, bekommt instrumentalen Druck, bleibt im Gros jedoch ruhig, epochal und von Melodiebögen beherrscht. Das dornengespickte Kreuz ist eine nachdenkliche Überlegung zur Instanz Kirche und Glaube, liegt mit seinem Songtitel nah am Albentitel. Ich persönliche würde vom Titelsong sprechen, aber das ist nur mein Eindruck - und es steht schliesslich in keinem Musikertestament geschrieben, daß ein Album auch einen gleichnamigen Song braucht!
    Psychophobia (Track #3) ist eine tolle Mischung aus Blues und wuchtigem Hardrock, ein paar schöne Rhythmusakzente und kleine Umbrüche machen den Song sehr abwechslungsreich, der sowieso mit etwas mehr als drei Minuten der kürzeste der Platte ist.
    Der Virtual Death (Track #4) ist sehr langsam, zieht beinahe träge. Sein Leben ist psychedelisch, in seinem geringen Tempo besitzt er eine anziehende Zugkraft, will den Zuhörer durch seine schlammigen Machtbereiche zerren.
    Immaculate Deception (Track #5) legt ein paar Beats zu Tempo dazu, hält sich an klare und gewohnte Harmonien, im Hintergrund der Strophe schwimmen Synthis, während im Chorus flott abgerockt wird. Ein munteres Wechselbad der Gefühle.

    Dying For Love (Track #6) ist das, was man bei dem Songtitel erwartet: ein Schmachtfetzen, na, sagen wir zunächst Ballade. Der gebundene Bass und die Keyboards bilden eine gut aufgeteilte Hinter- grundfläche, das Tempo ist sllllooooowww. Was rettet diese Nummer jetzt vor einem schmalzig-poppigen Dasein? Zunächst das Intro aus einem tollen Lick, das später in klare Arpeggios übergeht, dann ein paar unerwartete Akkordfolgen, die toll eingebaut wurden, zuletzt ein sanftes Crescendo, das einen trägen Trott umgeht, das instrumentale Ensemble sowie den anfänglich weichen Gesang ohne merkliche Brüche in ein majestätisches Ende führt. Dieser Song ist wieder ein Paradebeispiel für "die Rocker machen die besten Balladen". Jepp, wer ein passendes Beispiel sucht, muß sich diese Nummer anhören!
    Back To Eden (Track #7) ist ein guter Nachfolger, holzt hardrockig und dreckig, bleibt mit seinen vier Minuten zeitlich weit unter dem vorhergehenden, tränendrückenden Highlight von vorher, setzt auf bluesige Harmonien, lange Soloparts und eine leicht zugängliche Struktur.
    The Hand That Rocks The Cradle (Track #8) tröpfelt zunächst wieder sphärisch, und man legt schon die Stirn in Sorgenfalten, denn man merkt: wenn das so weitergeht, endet das in einem unwürdigen Abklatsch der Vorballade auf Position sechs. Genau das hat die Band scheinbar auch gemerkt. Es brodelt und quirlt bald, zwar kehren die ruhigen Synthiphrasen im Songverlauf wieder, er will aber kein weiterer "Weichspüler" sein. Links angetäuscht, rechts abgebogen *grins*.
    Cardinal Sin (Track #9) drückt uns mit seinem bombastischen Sound, ruhigen Tempo und mehrstimmigen Gesang in eine beklemmende Ecke. Glücklicherweise fehlt das psychedelische Element, so daß es nicht zu düster wird über unseren Köpfen.
    Das Evil Eye (Track #10) ist zu guter Letzt der (knapp) längste Song der Platte. Er ist bewusst schräddelig, verzichtete auf übertriebenen Schnickschnack. Trotzdem hat er seine feinen Sauereien, an denen man merkt, was für Profis an Instrument und Songwriting waren. Zum Ausstand gibt es quasi einen rudimentären Abschied.

    Dieses Album ist für mich ein guter Ausflug, wenn es die modernen "Black Sabbath" sein sollen, ich aber keine Zeit oder keine Lust auf das monströse Konzeptalbum habe. Unterm Strich kommt diese Platte - meinem Geschmack nach - nicht an die Tyr (s.u.) heran, dafür sind es zehn schöne (bis sehr geile!) Titel, die eine Mischung aus dem alten Stil der frühen Achtziger und dem neueren, doch teils härteren Zeug bringen. Zudem sind die Songs von der Länge schön konzipiert, taugen auch als Nebenbeibespassung, wenn man sich mal nicht Textinhalten oder Instrumentallinien hingeben will.
    Um zum Abschluss noch etwas zu erwähnen, was ich an diesem Werk wirklich toll finde: die Produktion ist sehr direkt, es wurde auf die starken Halleffekte der Voralben weitesgehend verzichtet. Hier kommen die brillanten Leistungen aller Musiker noch besser zur Geltung. Die Stellen, die den Stil der älteren Scheiben aufgreifen, sind über die Platte gut verteilt und punktgenau eingesetzt, so daß man "seine" Sabbather nicht vermisst.

    Alles schön und gut gemacht, an manchen Stellen (erwartungsgemäß!) großartig.

Tyr
Typ1 CD / Studio
Jahr1990
LabelIrs (EMI)
Songs
  1. Anno Mundi
  2. The Law Maker
  3. Jerusalem
  4. The Sabbath Stones
  5. The Battle Of Tyr
  6. Odin's Court
  7. Valhalla
  8. Feels Good To Me
  9. Heaven In Black
    Den Schock gleich zu Beginn: es singt immer noch derselbe Mann wie schon auf der Headless Cross (s.u.)! Und eine zweite kleine Überraschung gibts gleich dazu: wir haben hier ein Konzeptalbum namens Tyr. Besagter Tyr ist der Sohn des germanischen Kriegsgottes Thor, was schon einmal die Thematik des Albums vorgibt und auch das verschnörkelte Coverdesign mit keltischen Runen erklärt.
    Wo die anderen Alben also "nur" eine stimmige Stilrichtung vertraten, hält sich diese Scheibe an ein Leitmotiv, das musikalisch toll umgesetzt wurde. Mal eben etwas zu den einzelnen Songs:

    Anno Mundi (Track #1) plätschert leise und melodiös ein, baut sich nach einem ersten Strophenturnus mächtig auf. Das Arrangement ist ungewohnt dicht, zwischen markigen Riffs schwimmen Synthesizer, nur die Stimme von Tony Martin schwebt über alledem. Der Opener bringt uns sozusagen eine Einführung in die düstere, mystische Welt der frühen Germanenstämme. Es ist von Krieg, Göttern und Helden die Rede, und im Grunde erwartet uns im Verlauf der Platte nichts anders, nur daß bei den folgenden Songs konkreter fokussiert wird, während wir im Einstieg noch keine zu verbindlichen Szenarios vorgesetzt bekommen.
    The Law Maker (Track #2) fackelt nicht lang, mit gutem Tempo und Wucht bricht er los. Es geht um den düsteren Gesetzmacher, einen finsteren Gesellen, der rücksichtlos seine eigenen Interessen verfolgt, niemandem Rechenschaft schuldet, sich aber durch Geschenke immer gern in seiner Meinung umstimmen lässt. Dieser Song ist sehr flott, hat nur verschwindende Anknüpfungen an den bisherigen Blues-Hardrock, peitsch aber endgeil ein.
    Jerusalem (Track #3) schaltet einen Gang zurück, was das Tempo betrifft. Die epochale Breite des gesamten Klangfeldes ist dafür umso erdrückender. Zwischen fluenden Gitarrenlicks, bindenden Keyboards und kleinen Rhythmusakzenten kommt abermals nur die Stimme in den Vordergrund, aber nicht selten auch sie durch mehrere Melodien bombastisch und dicht. Ohne das Tempo des Vorsongs gibt es hier über vier Minuten ohne Gnade aus allen Richtungen was auf die Ohren, bis alles in einem Acapellachor ausklingt.
    The Sabbath Stones (Track #4) ist mit sieben Minuten der längste Abschnitt in der keltischen Saga. An vielen Stellen dünn und melodisch, bricht er nur selten über tolle Rhythmusakzente in ruppiges Wesen aus. Er hält sich, dem Opener gleich, an eine weitläufige Perspektive, bindet nicht zu konkret an Ereignisse, ist an dieser Stelle und in seiner Länge ein gut plazierter Verschnaufer.
    Gemächlich klingt anschliessend The Battle Of Tyr (Track #5) ein, Synthesizerflächen schwimmen, es gibt mal Pauken (echt jetzt!) zu hören, und der Kampf von Thors Sohn bleibt ein überraschend stilles, einminütiges Instrumental-Intermezzo auf dem Zenit der Platte, von dem man auch einen Höhepunkt an Dramatik und Wucht hätte erwarten können.

    Und nun, Terror? Schlachtengetummel? Nein! Odin's Court (Track #6) ist sanft, ein wenig melancholisch. Man wähnt sich in den nebeligen Landschaften, die nach der überstandenen Schlacht in beängstigender Stille brachliegen. Denn von denen wird gesungen.
    Erst Valhalla (Track #7), das ohne Pause aus dem andächtigen Vortitel hervorgeht, wirft uns plötzlich ins Schlachtgetümmel von Helden, die mit ihren Schwertern Odins Wille durchsetzen wollen, um auf diese Weise dessen Gnade zu erlangen. Denn nur durch die Gnade des obersten Gottes können sie ins ewige Paradies - Valhalla - Einlass finden. Es wird über lange Teile instrumental gekämpft, tolle Gitarrenflitzer gibt es überall, die gesungenen Passagen wie der ohrgängige Chorus sind wuchtig und massiv.
    Feels Good To Me (Track #8) ist der einzige Titel, den man getrost als Ballade bezeichnen kann. Perlende Gitarren, runde Melodiebögen und weicher Gesang bestimmen sein Klangbild. Wir scheinen zusammen mit den keltischen Helden im Valhalla angekommen zu sein. Es gibt noch viele Fragen, es wird noch auf die Vergangenheit zurückgeblickt. Aber wie der Songtitel schon klarmacht: "es fühlt sich einfach gut an". Dem ist nichts hinzuzufügen. Großartiger Song!
    Der Heaven In Black (Track #9) bringt einen zügigen Albenschluss mit Schmackes und Drive. Auch wenn die eine Schlacht erfolgreich geschlagen ist, irgendwo gibt es wieder eine, in die sich neue Heldenscharen mit Schild und Schwert vor der Kulisse eines aufziehenden Gewitters stürzen. So gibt uns dieser letzte Song noch einmal einen Tritt, hardrockt amtlich und läßt das Gesamtwerk mit einem "to be continued" auslaufen.

    Wenn man sich unbedingt auf eine musikalische Schublade festlegen will, würde ich diese Platte mit deutlichem Abstand vor allen anderen dem Bereich Heavy Metal zuordnen, wobei mir der Begriff Hardrock noch mehr liegt. So wenig bluesige Elemente die Platte an sich hat, so sehr hört man diesen musikalischen Hintergrund der Musiker doch raus.
    Eigentlich bin ich auch kein Freund des epochalen Hardrocks, aber diese Scheibe hier finde ich unbeschreiblich geil. Zunächst gebührt dem alleinigen Songwriter Tony Iommi ein ehrfürchtiger Kniefall und ein Schwert zu Füssen gelegt - nur um in der Semantik des Konzeptalbums zu bleiben. Wirklich alle Musiker machen einen tadellosen Job, und mein persönliches Sahnehäubchen ist der Gesang von Tony Martin, der auf diese Richtung passt, wie Arsch auf Eimer. Diese Platte sollte sich jeder Rocker, Metaller und Fan von Konzeptalben wenigstens testweise gönnen. Es lohnt!

    Ein unvergleichliches Meisterwerk in geschlossenem Konzept!

Headless Cross
Typ1 CD / Studio
Jahr1989
LabelIrs (EMI)
Songs
  1. The Gates Of Hell
  2. Headless Cross
  3. Devil And Daughter
  4. When Death Calls
  5. Kill In The Spirit World
  6. Call Of The Wild
  7. Black Moon
  8. Nightwing
    Und nochmal ein klitzekleiner Sprung auf der Zeitachse der Band, neun Jahre sind seit der Heaven And Hell (s.u.) ins Land gegangen. Natürlich gibt es wieder einen neuen Sänger. Der heisst diesmal Tony Martin.

    The Gates Of Hell (Track #1) ist kein Song, sondern ein einminütiger und sphärischer Öffner, durch den wir im Synthesizerrausch die Pforten zur Hölle beschreiten.
    Zum Titelsong Headless Cross (Track #2) gibt es immerhin einen fliessenden Übergang. Es wird zwar im Text vom Leibhaftigen gesungen, aber die Musik spricht eine andere Sprache als man erwarten (befürchten?) müsste. Es gibt einen langsamen und mitziehenden Blueshardrock, immer wieder durchzogen von Keyboardeinwürfen. Vor allem hat man in der Produktion nicht mit Hall gegeizt, denn der Song hört sich an, als würden die Musiker in einem leeren Stadion spielen. Dies dient lediglich der Räumlichkeit des Klangs, denn Unsauberkeiten an Instrumenten oder dem grandiosen Gesang, die man überdecken müsste, gibt es nicht! Nun, vielleicht befinden wir uns hier gerade im geräumigen Entrée des Antichristen *grins*.
    Devil And Daughter (Track #3) zeigt uns, daß wir von der Familie Satan herzlich empfangen werden. Der Songstil (auch was den überdeutlichen Hall betrifft) ist ähnlich dem des Vorsongs, es wird insgesamt aber schneller und kompakter musiziert. Die Vocals brechen gerne mal für längere Zeit ab, während ausschweifend soliert wird, um anschliessend umso druckvoller wiederzukehren.
    Friedlich beginnt When Death Calls (Track #4) mit ein paar Synthiklängen und weichem Gesang. Nur nach und nach steigen die anderen Instrumente mit ein. Der Chorus ist epochal und vor allem durch den mehrstimmigen Gesang mitziehend. Der Song bleibt auch bei dickerem Arrangement langsam und charismatisch. Der Ruf des Todes ist also zunächst ruhig und friedfertig, wird durch ein durchgehendes Crescendo zur heiteren Rutschpartie hinab in den Orkus. Mit knappen sieben Minuten ist er (nur mit leichter Abweichung aus dem zeitlichen Mittel) längster Albensong.

    Kill In The Spirit World (Track #5) ist mit hüpfendem Bass und gebundenen Gitarrenlicks schön dynamisch, im Mittelteil gibt es ein ausgedehntes, hallreiches Gitarrensolo.
    Call Of The Wild (Track #6) hält sich an eine gradlinige, rockigere Grundstruktur. Ein paar ungewöhnliche Umstellungen in Tonart und Stimmung sorgen für Abwechslung. Wie der Vorsong auch er ein guter Fünfminüter.
    Der Black Moon (Track #7) ist mit gerade vier Minuten (abgesehen vom Opener) der kürzeste Wurf der Platte. Es wird hardrockig gerifft, aber die gewisse Bluesnote ist an vielen Stellen ebenfalls da. Die Choruslinie ist sehr ohrgängig, abgesehen von einem flotten Gitarrensolo wirbelt der Titel wenig Staub auf.
    Abschluss Nightwing (Track #8) bekommt noch einmal sechseinhalb Minuten Entfaltung zugesprochen. Schon das Intro geht es in aller Ruhe an, es bleibt majestätisch und sphärisch. In seinem Aufbau ist er ein ins Gesamtkonzept gut passender Titel: es wird nie zu dick aufgetragen, der Hörer findet sich im moderaten Blues-Hardrock schnell zurecht, und absolutes Highlight des Albums ist die Stimme von Tony Martin, der auch noch das nächste Album (s.o.) einsingen wird.

    Grundsolider Blues-Hardrock ohne Mängel.

Heaven And Hell
Typ1 CD / Studio
Jahr1980
LabelMegaphon
Songs
  1. Neon Knights
  2. Children Of The Sea
  3. Lady Evil
  4. Heaven And Hell
  5. Wishing Well
  6. Die Young
  7. Wakj Away
  8. Lonely Is The Word
    Dies ist jetzt ein musikalischer Sprung von Lichtjahren. Was hier zwischen dem Debüt Black Sabbath (s.u.) und dieser Platte fehlt, sind lediglich *hüstel* sieben Studioalben. Wichtigste Änderung, mal abgesehen von der stilistischen Weiterentwicklung: Bandgründer und Frontmann Ozzy Osbourne wurde wegen seiner Drogenprobleme ausgemustert. Hier erledigt ein gewisser Ronnie James Dio den Job am Mikro. Lesen wir mal rein, was sich sonst noch getan hat...

    Mit nettem Schmackes geht der Opener Neon Knights (Track #1) es an. Das Ensemble ist gleichwertig aufgeteilt, kein Instrument bekommt den Vorrang, alles ackert gut zusammen, ist trotzdem deutlich trennbar. Die Akkordstruktur erinnert leicht an das klassische Bluesschema, hat daneben aber genügend Anlehnung an den damaligen Rockstil. Sänger Dio singt angenehm druckvoll und hörbar tonsicher. Von ausschweifendem Experimentalismus ist nichts zu merken. Flott, straight, gute Laune machend und mit nicht einmal vier Minuten der kürzeste Titel der Scheibe.
    Children Of The Sea (Track #2) startet seicht mit klaren Gitarrenarpeggios und einer weichen Stimme. Zwischenzeitlich lebt der Druck auf, doch das Tempo bleibt moderat. Der Song hat eine schöne gleichmässige, melodische und epische Zugkraft. In der Songmitte ist ein Ansatz zum Gitarrensolo da, letztlich liefern sich aber alle Instrumente zusammen mit choralem Gesang eher einen textlosen Ausflug als ein wirkliches Solo.
    Lady Evil (Track #3) ist, wie könnte es anders sein, dreckig, der schmierige Bass steht im Klangraum ganz vorn. Sollte man diesen Titel zufällig im Radio hören, man müsste auch als Kenner der Musik wohl erstmal überlegen: sind das Kiss oder doch eine der zwei, drei anderen Truppen? Ein zeittypisch netter Mitmoscher, bei dem jeder aktive Fan von damals sicher eine Träne der Nostalgie im Augenwinkel hat.
    Der Titelsong Heaven And Hell (Track #4) ist mit sieben Minuten der längste der Platte. Er hält sich gut in der Waage zwischen dezemtem Groove, einer Spur Epochalität und Drive. Dank einem gedehnten Intro und mehreren abwechslungsreichen Instrumentalstrecken kann er in seiner Länge überzeugen, wirkt nicht gezwungen aufgeplustert, wird seiner Funktion gerecht.

    Wishing Well (Track #5) ist ein zügiger Galopper: der deutliche Bass sorgt für durchehende Konstanz, während Gesang und Gitarre sich im Wechsel harmonische Phrasen zuwerfen. Das mittige Gitarrensolo ist sphärisch und durch von der Norm abweichende Skalen dominiert.
    Die Young (Track #6) bringt im Intro chillige Flächensounds, kommt erst nach einer knappen Minute in Fahrt. Riffing und Charakter des Hauptteils erinnern stark an zeitgleiche Metalgrössen wie Iron Maiden. Nach einem energischen Gewüte - besonders durch Sänger Dio - bricht auf einmal alles wieder ab, es wird erholsamer Raum zum Durchsacken gegeben, bevor der schnelle Showdown winkt.
    Bei Walk Away (Track #7) geht es getragener und rhythmusbetonter zu. Der Bass hat das Sagen, die Gitarren halten sich an bluesig-hardrockige Elemente. In mehrstimmigem Gesang wird der gemächliche Walker gefüllt, hetzt nicht, langweilt nicht, ist einfach nett.
    Lonely Is The Word (Track #8) beschliesst das Album mit knappen sechs Minuten. Der Songtitel ist ein guter Hinweis auf den musikalischen Inhalt: bluesy geht diese Scheibe ihrem einsamen Ende entgegen. Wer mit Whitesnake je geliebäugelt hat, nebenbei sei angemerkt, daß diese Bands wechselnden Austausch von Musikern betrieben, wird diesen Titel hier ebenfalls mögen. Instrumente und Gesang haben unüberhörbare Ähnlichkeit mit den benachbarten Genrekollegen. So endet die Scheibe in instrumentalen, langsam ausklingenden Bluesphrasen, um den Hörer der Einsamkeit des ungehörten Wortes zu übergeben.

    Wenig Experiment, dafür emotional dicht gepackte Abwechslung.

Black Sabbath
Typ1 CD / Studio
Jahr1970
LabelSanctuary
Songs
  1. Black Sabbath
  2. The Wizzard
  3. Behind The Wall Of Sleep
  4. N.I.B.
  5. Evil Woman
  6. Sleeping Village
  7. The Warning
  8. Wicked World
    Das legendäre Debüt der gleichnamigen Band, die durch die Initiative von Frontmann und Sänger Ozzy Osbourne entstand, zum Götterfunke der Heavy Metal-Szene werden sollte.
    Von Radau ist zunächst nicht viel im Opener, Alben- und Bandtitelsong Black Sabbath (Track #1) zu merken. Mit Gewittergrollen und Glockenschlägen beginnt es, das Intro ist lang, sehr getragen und baut mehr auf Atmosphäre als auf schnelles Berserkertum. Erst kurz vor Ende des Sechsminüters bordelt es, es wird nicht mehr gesungen, der Abgang ist flott und vor allem rhythmisch sauber erarbeitet.
    The Wizzard (Track #2) bringt zu Beginn etwas, bei dem sich jeder Metaller heute entsetzt an den Kopf fassen würde. Eine Bluesharp soliert zwischen den urigen Overdrive-Gitarrenriffs. Das Arrangement ist dünn, die Schwerpunkte pendeln zwischen den Instrumenten mehrfach, die anfängliche Bluesharp verstummt bis zum Ende nicht. Möge Satan uns beistehen! *grins*
    Behind The Wall Of Sleep (Track #3) präsentiert ein metrisch trickreiches Intro. Die instrumentalen Akzente liegen auf einem dumpfen Bass, der rhythmisch und harmonisch eng mit der Leadgitarre zusammenarbeitet. Sänger Ozzy singt seine Lines in psychedelischem Stil, hat an vielen Stellen des Songs aber auch Pause, läßt die Instrumente ihr wirres Spiel alleine treiben.
    N.I.B. (Track #4) klingt vor allem wegen seinem vermatscht-verzerrten Bass sehr experimentell. Gesang, Bass und Gitarren spielen teils die Licks exakt tongleich über einander. Im Mittelteil schweift Sänger Osbourne in befremdlich fernöstliche Harmonien aus, doch der Bogen zurück zum ohrgängigen Hauptriff glückt stets lückenlos.

    Die Evil Woman (Track #5) ist mit nicht einmal dreieinhalb Minuten der kürzeste Titel. Die Dominanz übernimmt ein dreckiger Bass, der stellenweise angeslappt wird. Ein paar ungewöhnliche Akkordfolgen gibt es auch noch aufs Ohr.
    Das Sleeping Village (Track #6) ist ebenfalls kurz, etwas mehr als dreineinhalb Minuten gibt es. Dieser Song ist wieder sehr experimentell und psychedelisch. Nach einem dünnen Intro geht es zu einem instrumentalen Mittelteil, auf dem Zenit gibts einen totalen Umbruch des Schemas, der mit einem knappen Drumsolo loslegt. Die letzte Minute wird wieder an den Anfang angeknüpft, Gesang gibt es jedoch nicht mehr. Über einen flötenden und virbatoverzierten Flageolett der Gitarre fliesst es nahtlos rüber zu...
    The Warning (Track #7). Der ist mit zehneinhalb Minuten ein dickes Monstrum. Auch hier geht es über den Großteil instrumental zu. Für eine durchgehende Songlinie sorgen vor allem Bass und Drums. Daß dieser berauschende Longtrack so manches Blumenkind den Joint hat fallen und einfach nur staunen lassen, kann man sich wahrlich vorstellen!
    Wicked World (Track #8) zieht zu guter Letzt noch einmal an der Temposchraube, ist flotter und lebendiger. Welchen Effekt Frontmann Osbourne für seine Vocals auch benutzt haben mag; alltäglich waren diese Klänge in den Siebzigern sicher nicht. Ausgeklungen wird in einem Gitarrensolo und deutlichen Rückkopplungen, während der Bass dazu noch halbherzig vor sich hingrummelt.

    So so, das ist der Weg, wie sich die Briten anno 1970 präsentieren, die später mit ihrem Frontmann "Fürst der Finsternis" für mächtig Wirbel und Musikgeschichte sorgen, und wo genau war da jetzt der Heavy Metal? Tja, eine gute Frage. Wenn ich nach vergleichbaren Zeitgenossen suche, fallen mir da Pink Floyd an erster Stelle ein. Viele Ideen von Black Sabbath müssen einen ähnlichen Ansatz haben, unter anderem sicher bedingt durch denselben Stand der Technik und die althergebrachten Einflüsse und Vorbilder. Wie immer aus diesem revolutionären Werk hier der Weg zum Hardrock und Heavy Metal geebnet wurde, kann ich nicht genau sagen. Meine nächste Scheibe Heaven And Hell (s.o.) ist ja die, die erst zehn Jahre später in komplett neuer Besetzung rauskam. Aber ich bin froh, diese Platte irgendwann als Schnäppchen mal mitgenommen zu haben. Und das, obwohl mir der Gesang von Ozzy Osbourne hier überhaupt nicht zusagt. Ich mag seine späteren Werke wesentlich lieber. Auch die späteren Alben von Black Sabbath finde ich stilistisch und musikalisch deutlich schöner. Doch das Album hier ist der Zündfunke, die Startlinie, und die grobe Richtung, in die es gehen soll, ist erkennbar.

    Ein Klassiker der Musikgeschichte.