Musik > Musiktips > Rock & Heavy > Megadeth

Megadeth : Alben

Dies ist lediglich ein Anriss der Discographie der Band - weitere Studioalben, Best-Of-Werke und DVD sind erhältlich! Bei Interesse gibts alle Werke über die offiziellen Links

Endgame
Typ1 CD / Studio
Jahr2009
LabelRoadrunner (Warner)
Songs
  1. Dialectic Chaos
  2. This Day We Fight
  3. 44 Minutes
  4. 1,320'
  5. Bite The Hand
  6. Bodies
  7. Endgame
  8. The Hardest Part Of Letting Go
    (Sealed With A Kiss)
  9. Head Crusher
  10. How The Story Ends
  11. The Right To Go Insane
    Eingangs sei die personelle Neubesetzung innerhalb der Band erwähnt, die sich zu dieser Studioplatte einstellte. Für die Leadgitarre holte sich Dave Mustaine den Saitendrescher Chris Broderick, der sich zuvor bereits dicke Lorbeeren bei den Bands Jag Panzer und Nevermore erspielte, sich auf dieser Platte als (wenigstens!) ebenbürtiger Gitarrist zum Frontmann präsentiert.

    Nachdem sich der Frontmann und Songwriter Mustaine bei seinem letzten Studiowerk United Abonimations (s.u.) [hier nur gelistet, jedoch nicht rezensiert] mit mahnendem Zeigefinger gegen die böse U.N. wandte - mehr oder weniger tricky schon im Albentitel United Abonimations erkennbar, widmet der streitwillige Musiker dieses Album einer U.S.-amerikanischen Behörde. Das U.S. Department of Homeland Security Bureau of Immigration and Customs veröffentlichte einen Plan, der die "Entfernung sämtlicher illegaler Einwanderer" aus den Vereinigten Staaten bis 2012 vorsieht. Name des Projekts: Operation Endgame. Entsprechend ruppig und aggressiv bissig fällt dieses danach betitelte Album denn auch aus!

    Dialectic Chaos (Track #1) hält sich als Opener keinen Augenblick mit Nebensächlichkeiten auf. Unmittelbar geht es mit saftigem Riffing und knüppelnden Drums los. Text gibt es hier noch keinen, denn wie in einem manischen Duell peitschen sich Dave Mustaine und der neue Leadgitarrist Chris Broderick über zweieinhalb Minuten flitzende Soloparts gegenseitig zu. Ein eindrucksvoller Einstand für den neuen Gitarristen. Zwei Musiker, die im Vulkan tanzen und dabei mit glühenden Bröckchen Lava noch Badminton spielen, würden nicht anders klingen!
    This Day We Fight (Track #2) geht nahtlos aus dem Opener hervor, beginnt mit dem letzten Flöten der verzerrten Sologitarre. Dann brettert der Song richtig los, wird zur manischen Kampfansage. Es wird von geschliffenen Schwertern gesungen, und "von wegen wie ein Feigling die andere Wange hinhalten". Ohne Abgrenzung peitschen Soli beider Gitarristen dazwischen, ein wirklich druckvoller Thrasher der alten Schule.
    44 Minutes (Track #3) ist ein ganzes Stück hymnischer, erinnert im Midtempobereich und viel Melodie an die späten 90er Songs. 1,320' (Track #4) zieht die Temposchraube wieder merklich an, besteht aus schnelleren Riffings und besonders weiten Solostrecken.
    Bite The Hand (Track #5) erinnert in seiner wütenden Unbeherrschtheit nicht zufällig an die beiden ersten Songs der Scheibe. Denn in seinem Text, der sich um einen tollwütigen Hund dreht, der wie irre die Hand beisst, die ihn füttert, taucht auch das "Dialectic Chaos" kurz wieder auf.
    Bodies (Track #6) - bei vielen Listings im Web heisst der Song auch "Bodies Left Behind", auf meiner CD-Fassung nicht - ist wieder epischer, markant lick- und rifflastig und mit einem langen Endsolo versehen.
    Der Titelsong Endgame (Track #7) ist mit beinahe sechs Minuten deutlich längster Song der Platte. Er ist nicht der schnellste, nicht der wütendste oder aggressivste Beitrag der Scheibe, aber er ist merklich bitterböse. Von eingepflanzten Chips zur Kontrolle der Bevölkerung wird gesungen, einem zwanghaften Streben nach umfassender Allmacht der Regierung. Und eigentlich bringt die Choruszeile die Quintessenz sehr genau auf den Punkt, wenn es da heisst: "This is the end of the road, this is the end of the line. This is the end of your life, this is the end." Ein beklemmender und anklagender Titelsong, dessen mahnende Wirkung auch ohne übertriebene Wut in der Musik überdeutlich wird.
    The Hardest Part Of Letting Go (Sealed With A Kiss) [Track #8] klimpert anschliessend mit klaren Westerngitarren und Cello an, macht zunächst den Eindruck einer Ballade. Ganz so friedlich bleibt es nicht, denn im Mittelteil dreht der Song merklich auf. Doch am Ende kehrt er zu seinem schwülstigen Intro zurück, ein Ruhepol auf der Platte.
    Dafür zimmert Head Crusher (Track #9) umso wüster los. Er ist der gradlinigste Bolzer der Scheibe und formatiert dem Zuhörer in seiner treibenden Hektik wirklich so richtig die graue Masse im Kopf, ein wahrer Nussknacker.
    How The Story Ends (Track #10) ist wieder ein guter Anachronismus, wie man ihn auch in den frühen 90ern von der Band hätte erwarten können. Als kleines Schmankerl erklingen mitten in dem doch ziemlich druckvollen Song akustische Flamenco-Gitarren.
    The Right To Go Insane (Track #11) startet mit einem knurrenden, polternden Bass. Der Song dreht nicht mehr allzu sehr auf, wird zu einem bitteren Abschluß mit Fragen wie "Wie soll ich weitermachen, wenn ich alles verloren habe bis auf meine Gesundheit und das Recht, meinen Verstand zu verlieren?" Zum Kreisschluß endet die Platte genau so, wie sie begann: ein flottes Soloduett der zwei Gitarristen markiert die plötzliche und abrupte Schlußmarke.

    Seit Beginn des neuen Jahrtausends und der The World Needs A Hero (s.u.) wird musikalisch wieder mit der groben Kelle ausgeteilt, doch bislang konnte mich kein Album auf Anhieb wieder so überzeugen wie diese Endgame. In Sachen Songstile, Drive und ungehemmter Aggression knüpft sie wunderbar an die goldenen Zeiten zwischen Rust In Peace (s.u.) und Youthanasia (s.u.) an. Melodie und fesselndes Arrangement bleiben dabei nicht auf der Strecke, kurz: Frontmann Dave Mustaine bringt hier die frühen Stile zusammen mit den Erfahrungen der letzten Jahre astrein unter einen Hut, verpackt alles in schnell greifbare Drei- bis Vierminüter; eine tolle Scheibe! Es bleibt nur zu hoffen, daß sie - trotz ihres Titels - nicht das letzte Zeugnis dieses Kalibers bleibt...

    Wild und unverwüstlich wie seit mindestens fünfzehn Jahren nicht mehr!     

United Abonimations
Typ1 CD / Studio
Jahr2007
LabelRoadrunner (Warner)
Songs
  1. Sleepwalker
  2. Washington Is Next
  3. Never Walk Alone... A Call To Arms
  4. United Abonimations
  5. Gears Of War
  6. Blessed Are The Dead
  7. Play For Blood
  8. Tout Le Monde (Set Me Free)
  9. Amerikhastan
  10. You're Dead
  11. Burnt Ice

The System Has Failed
Typ1 CD / Studio
Jahr2004
LabelSanctuary
Songs
  1. Blackmail The Universe
  2. Die Dead Enough
  3. Kick The Chair
  4. The Scorpion
  5. Tears In A Vial
  6. I Know Jack
  7. Back In The Day
  8. Something I'm Not
  9. Truth Be Told
  10. Of Mice And Men
  11. Shadow Of Deth
  12. My Kingdom Come
    Seit wann sind die denn noch nicht tot? Frontmann, Sänger, Gitarrero und Songwriter Dave Mustaine hatte nach der Veröffentlichung des letzten Albums The World Needs A Hero (s.u.) schwere Zipperlein mit den Gitarrenarmen. Es sah aus, als könne er nie wieder spielen. Zum Entsetzen der Fangemeinde hatte er Großteile seines Equipments verhökert und sich auf das Unterstützen und Produzieren anderer Musikerkollegen konzentriert.
    Scheinbar war ihm das nicht Befriedigung genug. Alte Bandmitglieder wurden zusammengetrommelt, Mustaine hatte im stillen Kämmerlein ein paar Songs zusammengeschraubt - und voila: eine neue Platte!

    Wie beschreibt man dieses Überraschungswerk nun treffend? Ich möchte sagen: da kommt wirklich alles zusammen, was Mustaine an Erfahrung gesammelt hat. Gutes Songwriting, Megadeth-typische Melodiearbeit, reifer Gesang und jede Menge Schub auf der vollen Bandbreite der Instrumente.
    Der Opener Blackmail The Universe (Track #1) läßt als flotter Nußknacker zu Beginn keine Fragen offen. Sportlich geht es weiter, der längste Song The Scorpion (Track #4) ist ein kompositorischer Leckerbissen.
    Mit etwas ruhigeren Songs wie Tears In A Vial (Track #5) oder Of Mice And Men (Track #10) [was -- für -- ein -- geiler -- Song!] kommen wohldosiert Verschnaufpausen.
    Jeder Titel hat sein eigenständiges Leben, seine Highlights: Eintönigkeit und Langeweile kommen im Verlauf der Scheibe nie auf, zumal alle Songlängen gut abgepaßt wurden. Naja, wie schon gesagt: im Grunde kommen auf der Platte alle positiven Eigenschaften aus zwei musikalischen Jahrzehnten der Band Megadeth zusammen. Was für eine furchteinflössend angenehme Überraschung!

    Totgeglaubte metallern länger...

The World Needs A Hero
Typ1 CD / Studio
Jahr2001
LabelSanctuary
Songs
  1. Disconnect
  2. The World Needs a Hero
  3. Moto Psycho
  4. 1000 Times Goodbye
  5. Burning Bridges
  6. Promises
  7. Recipe For Hate...Warhorse
  8. Losing My Sense
  9. Dread And Fugitive Mind
  10. Silent Scorn
  11. Return To Hangar
  12. When
    Was ist nun los?! Das Jahrtausend ist ein Jahr alt, da kommt eine neue Platte der gemäßigten Rockband Megadeth. Gut. Und auf dem Cover ist ein abgelebter Mensch zu sehen, aus dessen Eingeweiden sich ein Monster wühlt? Optisch erinnert einen das Szenario an den düsteren ersten Alien -Film. Und dazu der Albentitel The World Needs A Hero!
    Das sind doch eher Dinge, die man irgendwann in den 80ern oder - vielleicht noch - den frühen 90ern von hirnlos posenden Thrash-Bands kannte. Wie kommt eine erwachsene, reife Rockband wie Megadeth zu sowas?

    Widmen wir uns mal dem musikalischen Material. Disconnect (Track #1) steigt mit einem schmierigen Riff und dicken Drums ein, das Tempo ist zügig. Sänger Dave Mustaine singt Dinge wie: "turn off your conscience, leave the world outside. Nothing at all can ever make you feel that anything's so real so you just -- disconnect" zu einem markigen Bass, bevor ein schnelles Tappingsolo durch die Ohren weht. Der Opener dreht im Laufe seiner fast fünfeinhalb Minuten nach hinten raus noch ein wenig auf.
    Aber es kommt ja schon der Titelsong The World Needs A Hero (Track #2). Vielleicht wird es jetzt etwas mit dem netten Kuschelrock?! Nun ja, das langatmige Intro besteht aus schnellem Gedresche auf der Schießbude und einem schmierig-deutlichen Bass. Der Gesang ist aggressiv druckvoll - aber wenigstens mehrstimmig melodiös. Von guter Laune und Optimismus ist dennoch wenig zu hören.
    Und noch so ein treibender Song namens Moto Psycho (Track #3), der drei Minuten düster anschiebt.

    Geben wir die Hoffnung noch nicht auf! Der Songtitel 1000 Times Goodbye (Track #4) hört sich nach einer netten Ballade an. Aber den Strauß Rosen zum Abschied hätte man auch romantischer binden können. Eine Distortiongitarre zimmert wild, Bass und Schlagzeug treiben es wüst. Weder im Dialog zwischen Sänger und der weiblich eingespielten Stimme, noch im Solo kommt Romantik auf.
    Man kann sich nun vorstellen, welches Entsetzen mich packte, als ich mich beim ersten Hören dabei ertappte, daß ich zum vertrackten Rhythmus von Burning Bridges (Track #5) langsam mit dem Kopfnicken anfing. Wenigstens bei Promises (Track #6) geht es andächtiger zu; ein paar Streicherklänge im Songhintergrund zusammen mit klaren Gitarrenklängen. Leider, leider muß wieder ein rockiges Solo dazwischen.
    Um das hier mal nach der Albenhälfte abzukürzen: auch der zweite Teil bleibt peppig, treibend, groovebetont und streckenweise klanglich bizarr. Die deutlichste Großflächenrodung gibt es in Return To The Hangar (Track #11), der geschlagene vier Minuten unbezwingbar wütet und nur verbrannte Erde zurückläßt.
    Das Finale bildet der mit neun Minuten längste Song When (Track #12). Zwar erklingen zunächst Westerngitarrenklänge, aber die Atmosphäre wird schnell mit Distortiongitarren und Synthesizersphären zugepackt, nach drei Minuten geht purer Metalterror los (was für ein stumpf geiler Solopart zu Beginn des letzten Songdrittels!).

    Von gemütlichem Kuschelrock keine Spur, nach den letzten Alben schon beinahe erschreckend ruppig! Wer also nicht in einen Topf mit langhaarigen Bombenlegern geworfen werden möchte, sollte testhören! Schlimmstenfalls kann man die Platte ja auch irgendwo jenseits seiner Musiksammlung lagern, daß sie nicht aus Versehen von Freunden gefunden wird und einen in Erklärungsnöte bringt. *grins*

    Metal is back, folks!

Risk
Typ1 CD / Studio
Jahr1999
LabelJapan
Songs
  1. Insomnia
  2. Prince Of Darkness
  3. Enter The Arena
  4. Crush'Em
  5. Breadline
  6. The Doctor Is Calling
  7. I'll Be There
  8. Wanderlust
  9. Ecstasy
  10. Seven
  11. Time: The Beginning
  12. Time: The End
    Zum musikalischen Abschluß des Jahrtausends will es Frontmann Mustaine scheinbar wissen! Der Albentitel Risk wurde von ihm absichtlich gewählt, weil er genau wußte, daß das Werk ein musikalisches Risiko für die Band wird.
    Seine Visionen sollten sich bewahrheiten, denn kommerziell floppte das Album ziemlich. Um wenigstens nicht im finanziellen Niemandsland zu enden, wurde die Scheibe schnell wiederaufgelegt, dann als 2CD-Collection, bei der auf der Bonus-CD die Lieblingssongs von Mustaine aus vergangenen Alben zusammengestellt wurden.

    Dabei ist diese Scheibe eigentlich wirklich nett! Ja, mit den alten Thrashern hat diese Musik nichts mehr zu tun: nur ganz selten ufern Parts einmal aus, daß man noch von Straight Metal sprechen kann.
    Es gibt wieder netten, flotten und - vor allem - melodiösen Hardrock. Inhaltlich macht das Alben Sprünge zwischen den Dimensionen: nach einem skurrilen Insomnia (Track #1) mit orientalischem Touch zwischen den treibenden Riffs und ein paar (mehr oder weniger) schmissigen Songs kommt mit Breadline (Track #5) eine herrliche Melodienummer, die sich schön aufstapelt, um nicht zu träge zu werden (geiles Arrangement!). Anschliessend geht es bei The Doctor Is Calling (Track #6) zum Onkel Doktor - auf sehr schräge und psychedelische Weise: die kindliche Stimme, die gesampelt das Intro unterlegt, könnte auch aus einem Stephen King Film stammen.
    Das romantische I'll Be There (Track #7) ist eine bassbetonte, mehrstimmige Ballade - die aber mit zwei, drei Sekunden ultraschnellen Geschräddels auf der Klampfe beginnt.
    Und dann packt auch Mustaine - wie schon einige Kollegen vor ihm - die Wanderlust (Track #8). Eine gemächlich trottende Bassdrum gibt das Schritttempo vor, zum Chorus gesellen sich dicke Gitarrensounds zum Marsch. Höhepunkt des fünfeinhalbminütigen Spaziergangs ist ein flottes und rockiges Ende.

    Für das Albenende hat sich Mustaine etwas (zumindest für den Thrash) Ungewöhnliches ausgesucht: den Zweiteiler Time - in The Beginning (Track #11) und? Rischtisch: The End (Track #12). *grins*
    Also im Grunde ein Song, dessen Teile ohne Pause in einander übergehen, deren Aufbau die Teilung aber rechtfertigt! Das dreiminütige Beginning ist ruhig und schleppend. Schön hier, wie die anfängliche Leadgitarre die Gesangslinie doppelt und umspielt. Das Grundgerüst des melancholischen Songs (Thema: die Zeit verrinnt mir zwischen den Fingern) sind eine perlende Westerngitarre und Streichersätze. Im Ausklang dieses ersten Parts haucht ein scheinbar resignierter Dave Mustaine ein bedauerndes: "time waits for no one, not even me".
    Anstatt jedoch den Kopf in den Sand zu stecken (wohl nur einige deutsche Fußballer versuchen das andersherum!), gibt es mit The End ein Ankämpfen mit dem Mut der Verweiflung. Musikalisch bedeutet das: es wird noch einmal mit phatten Distortiongitarren abgerockt, der verbitterte Kampf gegen die Zeit dauert ganze zweieinhalb Minuten und endet in einem fluenden Solo.
    Besonders nett ist der letzte Ausklang des Albums, denn der Tritt ins Gesäß der Zeit endet nicht - wie meist üblich - auf Tonika oder Tonikaparallele. Dies vermittelt ein Gefühl von "das ist doch noch nicht fertig", was kommt da noch?! Aus Songwritersicht könnte dies ein augenzwinkerndes "to be continued..." bedeuten.

    Geile Songs, geiler ohrgängiger Rock!

Cryptic Writings
Typ1 CD / Studio
Jahr1997
LabelCapitol
Songs
  1. Trust
  2. Almost Honest
  3. Use The Man
  4. Mastermind
  5. The Disintegrators
  6. I'll Get Even
  7. Sin
  8. A Secret Place
  9. Have Cool, Will Travel
  10. She-Wolf
  11. Vortex
  12. Fff
    Neben der Countdown To Extinction (s.u.) ist dies eigentlich meine meistgehörte Scheibe. Daß die Band bis zur Veröffentlichung dieses Werkes eine Menge an Wechseln und Entwicklungen hinter sich hatte, ist klar geworden. Von einstigen Thrashgöttern zu grundsoliden Metalmonstern.

    Auf diesem Album hier gefällt mir die songwriterische Dichte am besten. Hier hat jeder Song seine Existenzberechtigung, seine witzigen Textpassagen oder Ideen - ob lyrisch oder musikalisch.
    Gleich Trust (Track #1) legt unterhaltsam los, gemäßigt flott, markig mit bitterbösem Text: es geht um eine zerbrochene Liebe, in der beiderseits soviel gelogen wurde, daß das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Menschen an sich hin ist.
    Dasselbe Thema wird bei Almost Honest (Track #2) im Anschluß behandelt: "fast ehrlich"... die Grauzone zwischen Notlüge und vorsätzlichem Betrug wird mit treibendem Walkingbass besungen.
    Weiter geht es bei Use The Man (Track #3) mit einer heiteren, nadeligen Voodoozeremonie, mit einem gedankensteuerndem Mastermind (Track #4) oder einem rachedürstendem I'll Get Even (Track #6)..
    Alles wunderbar heiter und abwechslungsreich in Text und Musik, das als Hintergrund-Easy-Listening wie als konzentrierte Mitlauschmusik taugt.
    Kryptisch wie die Musikwandlung muß dem alten Fanstamm auch das Cover vorgekommen sein: keine animalischen Urmonster, die ihren Schabernack treiben, keine makabren Szenarien - einfach nur ein harmloses Symbol, um das sich Bandname und Albentitel winden. Uiuiui!

    Die einzige Vorsicht beim Testhören (vor dem Kauf obligatorisch empfohlen) oder Versions-Check sollte dem Release gelten: es gibt Wiederauflagen, die scheinbar nach dem erneuten Abmischen ein wenig an Sounddichte und Lebendigkeit verloren haben?! Da ich glücklicher Erstrelease-Besitzer bin, kann ich diesen Hinweis nur nach mehrfachem Lesen im Internet unkritisch weitergeben.

    Toller, abwechslungsreicher Heavy Metal von Anfang bis Fff.

Youthanasia
Typ1 CD / Studio
Jahr1994
LabelCapitol
Songs
  1. Reckoning Day
  2. Train Of Consequences
  3. Addicted To Chaos
  4. A Tout Le Monde
  5. Elysian Fields
  6. The Killing Road
  7. Blood Of Heroes
  8. Family Tree
  9. Youthanasia
  10. I Thought I Knew It All
  11. Black Curtains
  12. Victory
  13. Millennium Of The Blind
  14. New World Order
  15. Absolution
  16. A Tout Le Monde (Rehearsal Demo)
   ...und die Kontroverse spitzt sich weiter zu. Vielleicht wäre das die richtige Überschrift für die Rezension zu dieser Platte. Alte Fanscharen waren über dieses Album entsetzt, kehrten der Band letztendlich den Rücken. Auch webweit bekommt man Feedback in allen Facetten: die einen schreiben über den "Popabstieg einstiger Thrashgrößen", andere wiederum vom "besten Album der Band überhaupt".

    Gerade den ersten Punkt kann ich nicht nachvollziehen. Denn wenn das Album auch melodiös ist, es gibt auch mächtige Tritte ins Gesäß. Ich finde, daß dieses Album mehr Drive hat als der Vorgänger Countdown To Extinction (s.u.). Der Opener Reckoning Day (Track #1) zieht munter los, auch Train Of Consequences (Track #2) brilliert gleich zu Beginn mit einem staubtrockenen abgedämpften Staccatoriffing, daß man einfach den Hut ziehen muß.
    Gut, daß beispielsweise ein französischer Chorus wie in dem ruhigen A Tout Le Monde (Track #4) verwirrend für die Headbangergemeinde ist, verstehe ich. Aber: lassen wir doch der Band die kleinen Späßchen!
    Zwischen guten Drivenummern gibt es eben ein wenig Ruhe, Songanfänge und -titel wie bei Blood Of The Heroes (Track #7) oder der epochale Titelsong Youthanasia (Track #9) erinnern streckenweise eher an Hardrocker wie Black Sabbath. Aber in jedem Song gibt es Stilistiken, Harmonien und Soli, die auch neben Mustaines unverwechselbarer Stimme klarstellen, daß es sich hier um Megadeth handelt.
    Auch Musikern sollte ein gewisses Quantum an Weiterentwicklung gestattet sein. Meiner Meinung nach hat sich das Reifen gerade bei Megadeth immer nur positiv geäußert.

    Zum Ende noch ein unstrittiger Hinweis: die Songs nach Victory (Track #12) sind erst ab Re-Releases des Albums da, also beim Kauf oder Bestellen genau hinsehen!

    Reifer Metal mit viel Melodie, gutem Songwriting und balanciertem Drive.

Countdown To Extinction
Typ1 CD / Studio
Jahr1992
LabelCapitol
Songs
  1. Skin O'My Teeth
  2. Symphony Of Destruction
  3. Architecture Of Aggression
  4. Foreclosure Of A Dream
  5. Sweating Bullets
  6. This Was My Life
  7. Countdown To Extinction
  8. High Speed Dirt
  9. Psychotron
  10. Captive Honour
  11. Ashes In Your Mouth
    Mein persönlicher Einstieg in die Welt der Megatoten, ich werde mich - trotz aller persönlichen Vorlieben für dieses Ablum - um eine objektive Rezension bemühen!

    Was hier geschehen ist, hängt zeitlich und inhaltlich mittelbar mit der Geschichte und dem Erfolg der ewigen Mitstreiter, Kollegen und Konkurrenten Metallica zusammen, die im Jahr zuvor ihr Album Metallica aka Black Album veröffentlicht hatten.
    Diese Megadeth-Scheibe zeichnet sich zu genanntem Metallica-Werk parallel durch zwei Attribute aus: 1.) kommerziell erfolgreichstes Album und 2.) mehr Metal (bzw. Hardrock) statt Thrash, böswillig könnte man von "poppiger" sprechen. Wobei ich durch meine persönlichen Eindrücke sagen muß, daß der Sprung hier bei Megadeth nicht ganz so gravierend ist.
    Dieses Album ist wunderbar melodiös, ist gut durchstrukturiert und komponiert, hat letztlich aber mehr Drive und Tendenzen in Richtung Metal als das Metallica-Album, das merklich in den Hardrock fällt.

    Die Balance dieser Platte ist durchweg sportlich, auch die ruhigeren Songs wie Foreclosure Of A Dream (Track #4) oder der Titelsong Countdown To Extinction (Track #7) haben treibende Riffs, sind weit vom Einschlafen entfernt. Dazwischen bekommt der Hörer die alte Knute mit ausgefeilter Rhythmuspräzision in Songs wie Architecture Of Aggression (Track #3) oder High Speed Dirt (Track #8) zu spüren.
    Besondere Dominanz genießt auf dieser Platte - völlig zu Recht! - die Stimme von Dave Mustaine, die deutlich im Vordergrund steht. Neben genretypischen Lyrics gibt es immer wieder kleine Happen von Nachdenklichkeit oder Anprangerungen wie in Countdown To Extinction (Thema: Völkermord) oder Captive Honour (Thema: Rechtsprechung und Rechtsanmaßung), so daß jeder Titel seine eigene Richtung bekommt. Die Songs sind insgesamt kurz gehalten, kein Thema verläuft sich in Eintönigkeit oder Langeweile: durchweg ist für Abwechslung, nettes Tempo und brilliante Hörfreude gesorgt.

    Ganz, ganz großer Metal-Sport!

Rust In Peace
Typ1 CD / Studio
Jahr1990
LabelCapitol
Songs
  1. Holy Wars... The Punishment Due
  2. Hangar 18
  3. Take No Prisoners
  4. Five Magics
  5. Poison Was The Cure
  6. Lucretia
  7. Tornado Of Souls
  8. Dawn Patrol
  9. Rust In Peace... Polaris
    Natürlich gab es in der Frühphase des Banderfolgs keine vier Jahre Ruhe. Zwischen der Peace Sells (s.u.) und der hier gab es noch die So Far, So Good ... So What! im Jahre 1988. Nun, was hat sich in der Zeit getan?

    Dieses Album hier wurde zum wichtigen Schritt in Sachen kommerzieller Erfolg. Im Gegensatz zum Nachfolger (s.o.) ist die Musik hier noch stark in den alten Stilen verwurzelt. Das bedeutet in erster Linie: Power-Metal. So wurden Songs wie Hangar 18 (Track #2) und Tornado Of Souls (Track #7) zu Metalhymnen der Headbangerszene.
    Die Rhythmusarbeit der Gitarren und des Basses sind - wie noch zuvor - rasant und präzise, weite Strecken der Songs sind instrumental. Was ab diesem Album immer deutlicher wird, ist die melodische Komponente. Ohne den alten Drive vermissen zu lassen, bekommen Melodie sowie markante Soli und Instrumentalparts eine immer größere Bedeutung, was die eigene Stilistik der Band zu diesem frühen Karrierezeitpunkt festigt.
    Daß diese Entwicklung - teilweise zum Bedauern großer Teile der Fanschaft! - zunächst in diese Richtung weiter ging, macht gerade diese Platte zu einer bedeutenden Brücke zwischen den ruppigen Erstwerken und den ruhigeren Nachfolgern (abgesehen von den neuesten Platten -- dazu mehr weiter oben)...

    Brücke zwischen Thrash-Klassik und den melodischen Metal-Werken, die folgen.

Peace Sells But Who's Buying
Typ1 CD / Studio
Jahr1986
LabelCapitol
Songs
  1. Wake Up Dead
  2. The Conjuring
  3. Peace Sells
  4. Devil's Island
  5. Good Mourning/Black Friday
  6. Bad Omen
  7. I Ain't Superstitious
  8. My Last Words
  9. Wake Up Dead (Randy Burns Mix)
  10. The Conjuring (Randy Burns Mix)
  11. Peace Sells (Randy Burns Mix)
  12. Good Mourning/Black Friday (Randy Burns Mix)
    Nach dem Debüt Killing Is My Business... And Business Is Good aus dem Vorjahr, das selbst recorded und verlegt wurde, ist diese Platte die erste Veröffentlichung beim Major-Label Capitol. Vor allem die Tonqualität hat sich zum Positiven verändert.

    Musikalisch gibt es knüppelharten Thrash-Metal, das gesamte Album holzt mächtig vom Opener Wake Up Dead (Track #1) bis zum eigentlich letzten Song My Last Words (Track #8), der mit einen herrlichen Lick-Intro loslegt. Die weiteren Tracks sind nachträglicher Bonus späterer Re-Releases.
    Die Songs erinnern klanglich an zeitgleiche Hardrocker wie Iron Maiden, vor allem der überdeutliche Bass von David Ellefson unterstützt diesen Eindruck. Allerdings sind viele selbständige Einflüsse da, nicht zuletzt die messerscharfen Riffs und klaren Soli der Gitarren (eine von Frontmann Dave Mustaine, eine von Kerry King). Unverwechselbares Siegel ist schon zu dieser Zeit die Stimme Mustaines, die in den folgenden Jahren noch reifen soll, aber schon hier zum Massentot-Erkennungsmerkmal wird.

    Einziger musikalischer Ausreisser dieser Scheibe ist I Ain't Superstitious (Track #7), das den Speed-Metal ein wenig hinter sich läßt und ziemlich straight rockig klingt.

    Thrash-Geschichte pur, die jeder Metaller kennen sollte!