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Joe Satriani : Biographie






  Die Rede ist hier zweifelsohne von einem Großmeister der Gitarre. Sein Werdegang am Instrument beginnt, als der Vierzehnjährige am 18. September 1970 einen Bericht über die an diesem Tag in London verstorbene Gitarrenlegende Jimi Hendrix im Fernsehen sieht. Der Jugendliche ist vom Leben und insbesondere von den musikalischen Fähigkeiten derart fasziniert, daß er noch am selben Tag beschließt, sein Engagement im Footballteam seiner Highschool an den Nagel zu hängen und den Rest seines Lebens voll und ganz der E-Gitarre zu widmen. Den größten Teil seines Könnens erarbeitet er sich zunächst autodidaktisch, er bekommt noch kurze Zeit Unterricht bei dem Jazzer Lennie Tristano (Pianist).
  Später schließt er sein Musikstudium am Berklee College Of Music in Boston ab, unterrichtet selbst bekannte Gitarrengrößen wie Steve Vai und Kirk Hammet (Metallica).

  Seine namhafteste Bandbeteiligung ist von 1993 bis 1994 in der Band Deep Purple, in der er den langjährigen Gitarristen, Songwriter und Mitbegründer Richie Blackmore ersetzt. Er fungiert in dieser Zeit lediglich als Live-Akteur, Studioaufnahmen von ihm zusammen mit der Band existieren nicht. Seine Solokarriere beginnt 1986 mit dem Album Not Of This Earth. Wirklich bekannt wird er der breiten Masse mit seinem dritten Album Flying In A Blue Dream (1989). Seitdem ist er aus der Szene der Solo-Gitarristen nicht mehr wegzudenken.
  Neben seinen technisch höchst eindrucksvollen Soloplatten ist er Initiator eines Events, das sich in der Szene der E-Gitarristen einen großen Namen gemacht hat: das G3. Erstmals fand dieses Happening 1996 statt, danach in unregelmäßiger Wiederholung im Jahresturnus. Es ist ein Treffen von je drei Gitarristen, die zunächst jeweils drei ihrer eigenen Songs vorstellen, anschliessend wird zusammen über drei Coversongs ein Jam abgehalten, bei dem sich alle drei Gitarreros abwechseln, duellieren und/oder stilistisch ergänzen. Neben Satch selbst waren unter anderem sein ehemaliger Schüler Steve Vai, Eric Johnson, Brian May (Queen), Michael Schenker (Scorpions), John Petrucci (Dream Theater), Yngwie Malmsteen oder Steve Morse (Deep Purple) dabei - alles Namen, die man in der Gitarrenszene wenigstens schon einmal gehört hat. Als Einstieg für Interessierte gibt es bei den Albenrezensionen die Vorstellung der DVD - G3 - Live In Tokyo (2005) mit den zwei Gastgitarristen Steve Vai und John Petrucci (Dream Theater).

  Auch wenn Joe "Satch" Satriani selbst schnell zu einer lebenden Legende und einem prägenden und für Generationen von Gitarristen großen Vorbild und Inspirateur wurde, war es - laut eigener Aussage - doch nie sein Wunsch, als Solo-Performer am Instrument in den Blickpunkt der Massen zu kommen. Im Grunde wollte er immer "einfach nur Gitarrist in einer Rockband" werden.
  Nach seiner kurzen, frühen Phase bei Deep Purple und der kometenhaften Solokarriere wird ihm dieser Wunsch in fortgeschrittenem Alter endlich gewährt. Nach einem lockeren Jam zweier Musikerkollegen von Van Halen formiert sich ab 2008 die hochkarätig besetzte "Supergroup" Chickenfoot, die im späten Frühjahr 2009 mit ihrem gleichnamigen Debütwerk auftrumpft. In diesem Quartett altbewährter Klassik-Rocker darf Satriani "einfach nur Gitarre in einer Rockband spielen"...

Joe Satriani : Die Musik






  Viele Kollegen Satrianis haben das Problem, daß sie als Solo-Gitarrenperformer stets den Drang verspüren, dem sabbernden Volk zu zeigen, wo das Plactron hängt. Dabei bleiben nicht selten die Songs selber auf der Strecke, alles wird zu einem wüsten Saitengedresche mit Begleitungsmischmasch.

  Satriani hingegen verpackt sein Instrument in stets gut komponierte Stücke, die alle eine eigene Seele besitzen. Daher finden sich unter seinen Anhängern nicht nur Gitarristen, die wahlweise anerkennend oder neidisch nicken - oder verzweifelt in Tränen ausbrechen, sobald er die Saiten bedient.
  Zudem wagte sich der Musiker stets auf neue Pfade, die seinen Alben untereinander frischen Wind brachten: mal waren Songs mit (seinem) Gesang verziert, mal hörte man schon fast technolastige Hintergrundklänge (wie auf den Engines Of Creation [2000]).

  Seine musikalischen Wurzeln liegen jedoch in Blues und Rock, und dieser Einfluß schimmert immer wieder durch. Auch wenn aus dem Mann in langen Jahren ein technisch versiertes Tier und oft kopiertes - natürlich (!) selten erreichtes - Vorbild geworden ist, lebt seine Musik vor allem von gutem Songwriting und Feeling, bei dem es die technischen Exzesse nur als Krönung oben drauf gibt.
  Sein Ton alleine ist unverwechselbar, sein Legato, das schnellere Teile (wie Tappings und Speedskalen) bindet, ist legendär. Harmonisch verknüpft er selten verwendete Skalen und Tonartspielereien (lydisch, mixolydisch, phrygisch) mit den gängigeren Dur-, Moll- und Bluesskalen, was ihn auch für das untrainierte Zuhörerohr aus dem handelsüblichen Blues- und Rockbereich hebt.

Ein vielseitiger Komponist und vor allem strahlendes Vorbild an der Gitarre.