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Guitarlex: Pflege - Saitenwechsel


Wann?!
    Unstrittig spätestens, wenn der erschreckte Gitarrist ein *ZING!* hört und ihm eine Saite um die Ohren fliegt. Ein Einspannen einer einzelnen Ersatzsaite ist je nach Situation sicher fürs erste hilfreich, aber besser ist ein kompletter Setwechsel. Einmal unterscheiden sich sonst Klang und Belastbarkeit der Saiten zu sehr. Andererseits ist das Reissen einer Saite meistens ein deutlicher Hilferuf der Gitarre nach einem neuen Satz.
    Sicher macht ein komplettes Aufziehen wenig Freude. Es ist schon immer ein wenig Frickelei. Dafür jedoch hat man wunderbar jungfräuliche Saiten, die sich ohne Rostsplitterabbröckeln sanft greifen lassen und vor allem wunderbar klingen!

    Es ist sicher auch eine Frage der Zeit und des Geldes, dennoch sollte man sich diese Investition je nach Intensität der Gitarrennutzung ab und zu gönnen. Denn neben besserer Bespielbarkeit und Klang haben frische Saiten auch den positiven Effekt, das Tuning besser zu halten. Jeder Gitarrist wird hier sicher seinen individuellen Rhythmus finden...
Wie?!
    Ob der Bequemlichkeit und dem Arbeitstakt liegt es nahe, erst alle alten Saiten komplett runterzunehmen. So würde auch eine Reinigung des Griffbretts einfacher. Allerdings ist diese Methode nicht zu empfehlen - der Gitarre zuliebe! Genauso wie lange Mißstimmungen den Gitarrenhals angreifen, da er nicht den geplanten Spannungen ausgesetzt wird, kann das plötzliche Wegfallen des kompletten Zugs Schäden verursachen, die sich kein Musiker wünscht.
    Besser ist ein saitenweiser Wechsel. Dieser hat vor allem den großen Vorteil, daß man das ungefähre Tuning von den noch vorhandenen Saiten abnehmen kann und nachher beim ersten Stimmen der Gitarre mit dem neuen Satz nicht bei Null beginnt. Kurzfristig muß sich nun jede Saite an ihre neue Arbeitssituation gewöhnen. Das heißt: sie wird sich nach dem ersten Einspannen kurz zurechtdehnen müssen. Um diese Periode möglichst kurz zu halten und einen schnellen Einsatz des neuen Satzes zu ermöglichen ist ein kurzfristiges Überdehnen jeder neuen Saite gut. Ist diese also solide eingebastelt, ruhig mal einen Ganzton zu hoch einspannen, ein wenig dran zerren - und schnell hat man eine robuste und stimmungssichere neue Saite, die einem mittelfristig ein häufiges Nachstimmen erläßt.
    Ein weitere kleiner Insidertip: die gesamte Saitenlänge ist nicht notwendig! Viele Leute spannen die Saite viel zu früh in die Kopfwirbel ein. Dies hat zwei Nachteile: einmal kurbelt man unnütz lange, bis die Saite richtig eingespannt ist, wobei gerade bei den tiefen (dicken) Saiten fette Knubbel um die Wirbel entstehen, andererseits ist dies in stimmungstechnischer Hinsicht nicht toll. Je länger die Saite physikalisch gesehen ist, desto mehr Strecke hat sie, die sich verziehen kann. Mit einem knappen Einspannen (untertreiben sollte man es natürlich ebenso wenig, da das im schlimmsten Fall eine Saite ruinieren kann) spart man also kurz- wie mittelfristig eine Menge Arbeit und Zeit.
Die Palme
    An manchen Gitarren läßt der Besitzer die überstehenden Enden am Kopf baumeln, so daß die Gitarre einer kleinen Palme ähnelt. Tragisch ist dies sicher nicht, vielleicht auch manchmal eine Stilfrage wie die persönliche Haarlänge. Dies hat aber ein paar Nachteile neben dem optischen Aspekt:
    Zunächst läuft man Gefahr, im lauschigen Kreise ums Lagerfeuer jemanden zu pieksen - einschließlich sich selber. Im schlimmsten Fall kann das wortwörtlich ins Auge gehen. Weiter kann das Gefranse unerwünschte Nebengeräusche produzieren, die das Klangbild der Performance nachhaltig beeinträchtigen. Letztlich nimmt man so fahrlässig in Kauf, daß die freilaufenden Saitenenden (besonders die harten der Stahlsaiten) möglicherweise eine Gitarrentasche aufschlitzen oder sich im Stoff desselben verfangen. Günstiger ist also ein sauberes Entfernen dieser Palmwedel nach dem fertigen Einspannen.
    Zwar geht dies auch mit einer robusten Schere, diese kann allerdings bei Stahlsaiten schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. Am besten funktioniert das mit einer kleinen Drahtschere, anderenfalls geht es auch mit einem ausgemusterten Fingernagelknipser, den man danach aber besser auf Dauer zum Saitenschneider degradiert...