Musik > Guitarlex

Guitarlex: Handling - Spieltechniken


Zupfen (Picking) und Schlagen
    Die ursprünglichste Art, eine Gitarre zum Klingen zu bringen, ist das Zupfen (oder Picking) mit der rechten Hand. Dies wird vor allem bei der nylonbespannten Gitarre in der klassischen Musik getan. Neuere Gitarrenarten (Western- und E-Gitarren) werden meist geschlagen, wozu ein Plektrum (bereits vorgestellt) verwendet wird. Die Stahlsaiten dieser Gitarrenarten sind so angenehmer zu bespielen.
    Wie alles andere ist auch der richtige Umgang mit dem Plek eine Übungsfrage. Am wichtigsten ist hier eine lockere Haltung. Instinktiv klemmt der Neuling dieses kleine Plättchen anfangs gerne zu fest ein. Im Hinblick auf eine spätere Feinmotorik mit diesem Teil ist diese Angewohnheit nicht gut! Es sollte einen Gitarrenanfänger und seinen eventuellen Lehrmeister eher freuen, wenn das Plek die ersten Wochen und Monate häufiger mal wegplumst. Im Grunde zwar eine unangenehme Situation für einen Gitarrero, vor allem anfangs aber ein gutes Zeichen. Nach einiger Zeit stellen sich Plekverlust und ungewolltes Drehen des Dings zwischen den Fingern automatisch ein. Also: nur nicht frusten lassen!
Weitere Spieltechniken
    Neben dem normalen Anschlag gibt es ergänzende Anschlagtechniken wie das Hammering und den Pulloff. Wie die Namen ahnen lassen, jeweils eine kleine Hammerbewegung mit der linken Hand auf die Saite - oder eben eine Zupfbewegung derselben beim Loslassen mit der Linken.
    Eine Erweiterung dieser Technik nennt sich Tapping. Hier wird sogar mir der rechten Hand eine Hammering- und Pulloffkombination auf dem Griffbrett ausgeführt, anstatt mit ihr zu zupfen oder zu schlagen. Diese Methode ist schon für den Anfänger (vor allem an der E-Gitarre) eine schöne Posing-Masche. Ohne allzu großes Können kann man ziemlich wüst klingende Läufe in gutem Tempo aus dem Instrument kitzeln. Aber: wie so oft an der Gitarre kommt es auf saubere Technik an, die erlernt werden will. Gegen ein anfängliches Posen ist durchaus nichts einzuwenden, letztlich sollte man das Erlernen und den Einsatz des Tappings aber besser hinten anstellen, sich diese Freude gönnen, wenn die grundlegenden Techniken einigermaßen sitzen.

    Es gibt noch so manch andere Finesse, um sein Spiel interessanter zu machen. Nur eben namentlich erwähnt seien daher Obertöne (Flageoletts), Chickenpickings, Bendings und technische Spielarten wie das gezielte Feedback. Das theoretische Erklären wäre hier unsinnig, besser ist ein Zeigenlassen oder Ausprobieren, wenn Interesse da ist.
Noten, Grifftabellen und Tabulaturen
    Natürlich gibt es wie für jedes andere Instrument Noten für die Gitarre, von Hänschenklein bis hin zu schwierigen Klassikstücken. Unbedingt notwendig ist das Erlernen und Praktizieren des Notenspiels für den Gitarristen nicht! Zumal die Gitarre -im Gegensatz zu vielen anderen Instrumenten- viele ihrer Töne an verschiedenen Stellen auf unterschiedlichen Saiten anbietet. Es gibt durchaus Alternativen, die gitarrenspezifisch zugeschnitten, weit verbreitet und leichter zu erlernen sind. Darunter muß auch das Studium der Musiktheorie keinesfalls leiden, die besonders für Leute interessant seien sollte, die später mal eine Songwriter-Karriere oder zumindest höhere Laufbahn am Sechssaiter anstreben.

    Zunächst wäre da die einfache Grifftabelle (siehe links), die das Gitarrengriffbrett wie von vorne darstellt. Nach bestimmten Regeln wird dem Gitarristen hier gezeigt, wie er einen bestimmten Griff anzulegen hat, welche Saiten gespielt werden dürfen, welche nicht. In vielen Songbüchern wird so oft jeder im Stück vorkommende Griff anfänglich einmal gezeigt, begleitend zum Songtext gibt es dann nur noch eine übersichtliche Akkordfolge. Es gibt eine gewissen Anzahl weniger Grundakkorde (sogenannte "Kindergriffe"), die man in wenigen Wochen erlernen und einstudieren kann. Mit ihnen lassen sich unzählige Klassiker klampfen, so daß nach kürzester Zeit eine taugliche Lagerfeuer-Unterhaltung machbar ist.

    Eine deutliche Erweiterung der Spielklasse bedeuten dann Barree-Griffe. Bei ihnen werden alle sechs Saiten auf einmal gegriffen, wobei der Zeigefinger der rechten Hand im Normalfall einmal quer über alle Saiten geht. Mit wenigen Grifftypen und -varianten dieser Art lassen sich nahzu alle Akkorde spielen, so daß der Gitarrist nicht mehr an bestimmte Tonarten gebunden ist. Dieser Grifftyp verlang allerdings ein Minimum an Gitarrenkenntnis und vor allem eine Menge Kraft in der linken Hand. Die rein physische Kraft der Greifhand sollte dann noch so angewendet werden, daß die Feinmotorik des Spiels nicht leidet. Auch diese Akkorde werden in einfachen Grifftabellen dargestellt.

    Irgendwann kommt dann die Zeit, in der alle Grundlagen beisammen sind, um einfache Songs nachzududeln. Manch einem Gitarristen reicht dies. Warum auch nicht?! Wer aber weiter will, gerät zwangsläufig an das Solospiel. Hier kommen wir natürlich mit Grifftabellen nicht weiter, sind aber weiter nicht notwendigerweise auf das Notenlesen angewiesen:
    Es gibt die sogenannte Tabulatur-Transskription (siehe links). Sie ist eine Mischung aus Notensystem und Grifftabelle. Auch sie zeigt alle sechs Gitarrensaiten, nur anders als bei der Grifftabelle quasi den gespiegelten Gitarrenhals - die tiefe E-Saite ist hier unten! Dies ist eine Anlehnung an die herkömmliche Notation, da so die tiefen Töne unten notiert werden. Auf den einzelnen Saiten sind nun einfach die Bünde angegeben, die gespielt werden. Um einen Rhythmus für beispielsweise ein Solo angeben zu können, werden diese Tabulatur-Notationen von einfachen Noten begleitet, die lediglich den Takt angeben. Die Arten der Tabulatur sind - wie die Grifftabellen auch - immer ein wenig unterschiedlich. Wer aber das Grundprinzip einmal begriffen hat, wird sich schnell in jeder Transkription zurechtfinden. Eben nicht "Malen nach Farben", sondern "Gitarrespiel nach Zahlen"...

    Eine letzte Variante sei hier erwähnt: die Skalen. So gibt es Grifftabellen, die Skalen wie Tonleitern oder Pentatoniken aufzeigen. Schnell von Grifftabellen zu unterscheiden sind sie dadurch, daß auf einer Saite mehrere Töne markiert sind, was beim normalen Akkord schlicht nicht möglich ist. Diese Skalen zeigen Tonfolgen oder -kombinationsmöglichkeiten, die ein Solospiel oder eine Improvisation in einer Tonart ermöglichen. Dies sei der Erläuterung genug, da wir uns hier bereits am Anfang der Fortgeschrittenendimension bewegen. Wer erst einmal bis da gekommen ist, wird auf jeden Fall auch geeignete Wege finden, diese Dinge zu studieren.
Hilfsmittel
    Weiter gibt es neben den manuellen Spielmethoden eine Vielzahl an kleinen Little Helpers, die Spieltechnik und Klang der Gitarre erweitern. Zum Beispiel das Kapodaster, eine Saitenklemme, mit der man ab einem gewissen Bund alle Saiten abklemmt, wodurch man bequem die Tonart wechseln kann. Im Grunde also nichts anderes als ein mechanisch installierter Barreefinger.

    Dann gibt es noch die Slideröhre (oder Bottleneck), die man auf einen der Finger der linken Hand steckt. Mit ihr rutscht (sliding) man über die Saiten, was einen sehr spezifischen Klang erzeugt. Hier fallen die vorgegebenen Halbtonschritte der Bünde weg. Ein stufenloses Spielen mit weichen Vibratos wird möglich. Bottleneck heißt dieses Instrument deshalb, weil es früher von ambitionierten Gitarristen aus Flaschenhälsen selbst gebastelt wurde. Noch heute ist die Bottleneck aus Glas weit verbreitet, wenn es auch viele aus Stahl gibt.

    Doch der Umgang mit derartigen Gerätschaften gehört eher in die obere Gitarrenklasse - nichts, was den Basisinteressenten direkt belangen sollte...